Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Korvette

649

Korvette

phir (s. d.). c. Edlen roten K. oder Rubin (s. d.). d. Edlen gelben K., auch gelber Saphir genannt. e. Schmirgel (s. d.).

Künstlicher K. ist bereits mehrmals erzeugt worden. Die ersten synthetischen Arbeiten auf diesem Gebiete begannen bereits 1839. Gaudin hat in der Flamme des Knallgasgebläses eine kleine Menge Aluminiumoxyd (Thonerde) geschmolzen und fand nach dem Erstarren des kleinen Kuchens in dessen Innerm einzelne mikroskopische Korundkrystalle. Da aber Thonerde sehr schwer schmelzbar ist, mußte man darauf verzichten, mit größern Mengen Aluminiumoxyd zu arbeiten, um größere Krystalle zu erhalten. Erst 1877 ward von Fremy und Feil in Paris ein Verfahren entdeckt, das sich durch Einfachheit der Reaktionen und durch die Möglichkeit, große Mengen der Substanz zu gewinnen, auszeichnet und selbst für die fabrikmäßige Darstellung des Rubins und Saphirs im großen geeignet ist. Als Reagentien verwenden sie reine Thonerde, Mennige (Bleioxyd), die leicht schmelzbar ist und mit der Thonerde eine schmelzbare Verbindung (Bleialuminat) bilden kann, und endlich Kieselsäure (SiO₂). Wird dem ursprünglichen Gemisch 2 Proz. Kaliumbichromat zugesetzt, so enthalten auch die entstandenen Krystalle etwas Chrom, sind rot gefärbt und wahre Rubine. Ein geringer Zusatz vom blaufärbenden Kobalt genügt andererseits, um K. von der Farbe des Saphirs zu erzeugen. Mit einigen Verbesserungen der Methode stellten neuerdings Fremy und Verneuil Rubinkrystalle von mehrern Millimetern Durchmesser dar, die schon fast groß genug waren, um als Edelsteine geschliffen zu werden.

Von ältern Versuchen sind wegen des glücklichen Resultats zwei wichtig und erwähnenswert. Die Arbeiten von Saint-Claire Deville und Caron lieferten schon 1858 tafelförmige 1 cm große, aber sehr dünne Rubinkrystalle. Die angewendeten Reagentien waren Fluoraluminium (Al₂F₆) mit etwas Fluorchrom (Cr₂F₆, wegen der Färbung) und Borsäure (B₂O₃). – Das Devillesche Verfahren hat 1864 Hautefeuille etwas abgeändert. Er leitete über Thonerde, die eingeschlossen in einem Platinrohr zur Weißglut erhitzt wurde, einen beständigen Strom von Stickstoffgas, Wasserdampf und Fluorwasserstoff. Auch hierbei bildeten sich im Innern der Röhre kleine Korundkrystalle. 1887 stellte Lacroix solche von ½ cm Durchmesser dar durch einstündiges Erhitzen von Kryolith mit einem Silikat im Platintiegel bei Rotglut.

Korvette, frühere Bezeichnung der Kriegsschiffe, die bei Vollschifftakelung (drei Masten mit Rahen) eine Lage Geschütze auf dem Oberdeck führten und als Vorposten und Avisos der Flotten dienten. In der Neuzeit baut man auch gedeckte K., die, wie die Fregatten, eine Lage Geschütze unter Deck sowie mehrere Geschütze auf dem Oberdeck führen. Als allgemeines Kennzeichen der ungepanzerten K. gilt, daß sie mehr als sechs Geschütze, und zwar meist nur auf dem Oberdeck hat. Die Bezeichnung Panzerkorvette ist sehr willkürlich und wird deshalb neuerdings von der der Panzerschiffe nicht mehr getrennt. In der deutschen Marine wurden 1884 die Namen gedeckte K. und Glattdeckskorvetten in Kreuzerfregatten und Kreuzerkorvetten abgeändert und 1893 wurde für letztere die Bezeichnung Kreuzer 2. und 3. Klasse eingeführt.

Unter dem Namen Ausfallkorvette (s. Tafel: Korvette) besitzt die deutsche Marine (1893) fünf Panzerschiffe dritter Klasse (Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Oldenburg), die sehr schweren Panzer von 40 cm Stärke im mittlern Teile des Schiffs und davor und dahinter ein gewölbtes Panzerdeck haben. Diese K. haben die Bestimmung, gegen einen unsere Häfen blockierenden oder in den deutschen Meeren befindlichen Feind einen plötzlichen Vorstoß zu machen, sind für diese Zwecke schwer gepanzert und bewaffnet, haben aber nur einen verhältnismäßig geringen Tiefgang, um in die Haupthäfen der Ostsee, Kiel, Swinemünde, Danzig und Memel, einlaufen zu können. Man hat diesen geringen Tiefgang teils durch weniger scharfe Linien, teils durch Beschränkung der Kohlenvorräte sowie durch Weglassung der Bemastung, die auf Kriegsschiffen überhaupt wenig nützt, erzielt und durch den Wegfall der Takelung zugleich bedeutend an Bedienungsmannschaften erspart, sodaß die K. ohne Bemastung nur 376 Mann Besatzung führen. Die Dimensionen der Schiffe sind: Länge 91 m, größte Breite 18,3 m, Tiefe vom Oberdeck bis Kiel 8,3 m, Tiefgang 6 m. Ihr Deplacement, d. h. das Gewicht des von ihnen verdrängten Wassers, ist 7400 t (à 1000 kg). Die Schiffe haben Zwillingsschrauben und die beiden Maschinen, die unabhängig voneinander arbeiten können, indizieren 5600 Pferdestärken, die eine Geschwindigkeit von 14 Knoten ergeben. Die Bewaffnung besteht aus 6 Stück Kruppschen 26 cm-Ringgeschützen, die hinter einer Panzerbrustwehr stehen und über Bank feuern (s. Tafel: Korvette, Fig. 1). Fig. 3 zeigt die Position des vordern Geschützturms und der Kasematte sowie die Aufstellung der Geschütze in ihnen. Die Buggeschütze im vordern Turm stehen auf gemeinschaftlicher Drehscheibe, parallel gerichtet, können recht nach vorn schießen, aber auch, wie der um den Turm gezogene Kreis zeigt, zwei Dritteile des ganzen Horizonts bestreichen. Ebenso vermögen die beiden hintern Geschütze bis auf nur 5 Grad von der Kiellinie nach hinten, die beiden vordern in der großen Kasematte bis auf 10 Grad von der Kiellinie nach vorn zu feuern, sodaß durch diese Aufstellung ein ungemein großer bestrichener Raum geschaffen ist, womit sich der Gefechtswert der Schiffe natürlich bedeutend erhöht. Der in der hintern Kasematte stehende Mast dient nur zum Signalisieren, und die von ihm abweichenden Arme (Fig. 1) sind Kräne zum Ein- und Aussetzen der auf Deck, dicht hinter der großen Kasematte neben- und ineinander stehenden fünf Boote (Fig. 3), die jedes Schiff, außer dem sechsten am Heck und zwei an den Schiffsseiten aufgehängten, besitzt. Der aus Fig. 1 u. 2 ersichtliche Sporn sitzt 3,5 m unter Wasser, um den Feind jedenfalls unter seine Panzerung zu treffen, ist kurz, keilförmig und so konstruiert, daß er abbrechen kann, ohne dem Schiffe dadurch Schaden zuzufügen.

Um möglichst gegen Sinken gesichert zu sein, haben diese K. nicht nur einen doppelten Boden mit mehrern hundert kleinern wasserdichten Abteilungen, sondern der innere Schiffsraum ist außerdem noch von einer großen Zahl eiserner Längs- und Querschotten durchzogen, sodaß bei einem Leck immer nur eine der dadurch gebildeten Zellen volllaufen kann. Die Größe dieser Zellen ist so berechnet, daß mehrere gefüllt sein können, ehe das Schiff sinkt, und ein System sehr kräftiger Dampfpumpen kann außerdem ganz bedeutende Wassermassen fortschaffen. Die Querwände (Schotten) gehen teils

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]