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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kruse - Krustentiere
Bischöfe von Kujawien. Im Goplosee der Mäuse-
turm (Sage von Popiel, ähnlich der bei Vingen).
Kruse, Heinr., Dichter und Publizist, geb. 15. Dez.
1815 zu Stralsund, studierte 1833-37 in Bonn
und Berlin Philologie, besuchte 1837 - 44 Ruß-
land, Schweden, Norwegen und England, wo er
einige Jahre als Erzieher bei Lord Shaftesbury
lebte. K. war 1844-47 Gymnasiallehrer in Min-
den, 1847 - 48 Mitredacteur der "Kölnischen
Zeitung", 1848-49 Redacteur der "Deutschen
Zeitung" in Frankfurt a. M., wurde 1849 Mit-
redacteur, 1855 Chefredacteur der "Kölnischen Zei-
tung", lebte seit 1872 als Vertreter dieses Blat-
tes in Berlin und zog sich 1884 nach Vückeburg
zurück. Nachdem früher kleine poet. Arbeiten von
ihm erschienen und beifällig aufgenommen waren,
machte K. sich fpäter als dramat.Dichter einen Namen.
Seinem, mit dem Schillerpreis gekrönten Erstlings-
drama "Die Gräfin" (Lpz. 1868 u. ö.) folgten 1870
"Wullenwever" (3. Aufl. 1878) und "König Erich"
(2. Aufl. 1873), 1872 "Moritz von Sachsen", 1874
"Brutus" (2. Aufl. 1882), 1876 "Marino Faliero",
1877 "Das Mädchen von Vyzanz" (2. Aufl. 1885),
1878 "Rosamunde", 1879 "Der Verbannte" (2. Aufl.
1881), 1880 "Naven Barnekow", 1881 "Witzlav von
Rügen", 1882 "Alexei", 1888 "Arabella Stuart",
1890 "Hans Waldmann". Der urwüchsige Humor,
den einzelne episodische Züge in K.s Tragödien ver-
raten, gelangt zu selbständiger Aussprache in seinen
Fastnachtsspielen "Der Teufel zu Lübeck" (1847),
"Der eifersüchtige Müller" und "Standhafte Liebe",
die 1887 vereinigt in Leipzig erschienen. Auch in den
"Sieben kleinen Dramen" (Lpz. 1893) überwiegt
der Lustspielton. K.s dramat. Vorzüge bestehen in
einem knappen, kernigen Dialog und einer scharf
ausgeprägten, auch im humorvollen glücklichen
Charakteristik der Personen. Von einer andern
Heite zeigt sich K.s Dichterbegabung in seinen
"Seegeschichten" (erste Sammlung, Stuttg. 1880;
2. Aufl. 1889; zweite Sammlung, ebd. 1889),
Strandidyllen in Herametern aus dem Leben der
Schiffer und Fischer, und in der als Handschrift für
Freunde gedruckten "Erinnerung an Zandvoort"
(Vückeburg 1890). Seine Lyrik veröffentlichte K.
als "Gedichte" (Lpz. 1891).
Krüseler, auch Hülle, eine Frauenhaube, die
in der Mitte des ^5. Jahrh, in Mode kam. Sie
rahmte das Gesicht durch eine Menge eng gefalteter
Striche von weißem, überaus feinem Leinen ein;
auch war manchmal der untere Rand der kapuzen-
artigen Haube mit solchen Strichen versehen.
(S. Tafel: Kostüme II, Zig. 4.)
Kruseustern, Adam Joh. von, bei den Russen
Iwan Fedorowitsch, russ. Seemann und Reisender,
geb. 19. (8.) Nov. 1770 zu Ha'ggud in Esthland, er-
hielt seine Bildung im Seekadettenkorps zu Kron-
stadt, nahm 1787-90 an den Kriegen gegen Schwe-
den teil und war 1793-99 auf brit. Schiffen in
Nordamerika, Afrika und Asien. Alexander I. be-
auftragte ihn mit einer Expedition, die die damals
zu Rußland gehörige Nordwestküste Amerikas unter-
suchen und mit Japan Handelsverbindungen an-
knüpfen sollte. K. segelte 7. Aug. 1803 aus Kron-
stadt ab und -traf 19. Aug. 1806 wieder daselbst
ein. Diese erste russ. Erdumsegelung war durch neue
Entdeckungen und durch die genaue Aufnahme und
Erforfchung früher wenig bekannter Länder und
Meere, wie der Meerenge von Hangar, der West-
küste der Insel Iesso, der Lapeyrousestraße, der Küste
Artikel, die man untcr K ver
der Insel Sachalin, der Kurilen, der Ostküste Kam-
tschatkas und der Ale'uten eine der ergebnisreichsten
neuern Reisen. K. war 1827-42 Direktor des
Seekadettenkorps und wurde 1841 Generaladmiral.
Er starb 24. (12.) Aug. 1846 auf seinem Landgute
Ah in Esthland und wurde in der Domkirche zu
Reval beigesetzt; vor dem Seekadettenhause in Pe-
tersburg ist ihm 1876 ein Denkmal errichtet worden.
K. schrieb: "Reise um die Welt 1803-6" (3 Bde.,
Petersb. 1810 - 12, mit Atlas), "Beiträge zur
Hydrographie der größern Oceane" (Lpz. 1819),
"H.tw8 ä6 I'ocean ?Hciii<iii6" (2 Bde., Petersb.
1824 - 27), "Kecaeil äo inemoii'kg k^äro^a-
1)Iiigu68" (2 Bde., ebd. 1824-27; mit Supplement,
ebd. 1826).
Krusenstern, eine der Diomedes-Inseln (s. d.).
Kruöevaclspr. kruschewatz), Hauptstadt des serb.
Kreises K. (3255 ykm, 149554 E.), südlich von der
serb. Morava, nahe ihrer Vereinigung mit derbui-
gar. Morava, links vom Flusse Rasma, Ha5 (1890)
5997, als Gemeinde 6681 E., ein Nntergymnasium,
i Ruinen des Schlosses des Serbenfürsten Lazar (gest.
! 1389), fowie eine von ihm erbaute Kirche,
l Kruöevo (fpr. krusch-), Stadt im türk. Wilajet
! und Sandschak Monastir (Hochmacedonien), 35 km
nördlich von Monastir, in 1176 in Höhe am Berg-
abhang über der Ebene der Crna-Reka, hat 13000 E.,
darunter 8000 Walachen, der Nest Bulgaren.
Krustaceen (OruZtacea), s. Krustentiere.
Krustenechsen (Krusteneidechsen), s. Ilelo-
ä6riulUiä3.6.
Krustenflechten, s. Flechten (Bd. 6, S. 877 a).
Krustenmenschen, s. Fischschuppenkrankheit.
Krustentiere, Kreb stiere ((^ru8t3.c63.), Krebse,
die nächst den Insekten zahlreichste Klasse der Glieder-
tiere, welche sich, mit wenigen Ausnahmen, im Was-
ser aufhält und offenbar die niederste Stufe der
Gliedertiere überhaupt darstellt. Ihr wesentliches
Unterscheidungszeichen besteht in der Existenz von
meist zwei Fühlerpaaren, mehrfachen Kaufüßen, meist
zusammengesetzten Augen und Gliedmaßen an dem
Hinterleib, der bei Insekten und Spinnentieren
keine Füße trägt. Der Körper besteht nur selten
aus drei getrennten Abteilungen, meist sind Brust
und Kopf zu einem einzigen Stücke, der Kopfbrust
((^pkalotdorax), verschmolzen. Die dein Munde
genäherten Gliedmaßen (Kieferfüße oder Kaufüße)
zeigen die größte Veränderlichkeit. Bei einigen
schmarotzenden oder festgewachsenen Gattungen ver-
schwinden die in der Jugend vorhandenen Glied-
mahen entweder vollständig oder werden zu Klam-
mern und Klauen umgewandelt. Die Haut ist
meistens zu einem festen Panzer erstarrt; die At-
mung geschieht gewöhnlich durch Kiemen oder durch
die Haut, bei einigen Asseln durch verzweigte Luft-
säcke. Die zusammengesetzten Augen stehen häufig
auf Stielen. Nur eine Ordnung, die Rankenfüßer,
sind Zwitter (doch kommen daneben auch häusig
noch männliche Individuen vor), alle übrigen ge-
trennten Geschlechts. Bei den meisten findet eine
sehr auffallende Metamorphose durch verschiedene
Larvenzustände hindurch statt, und oft gleichen die
Larven (z. B. die der Krabbe, 206". ^. d.^> genannt)
den ausgewachsenen Tieren so wenig, daß man sie
früher besondern Ordnungen und Gattungen zu-
wies. K. leben in allen Gewässern und unter allen
Zonen, häusig in ungemein großen Mengen; viele
sind vortreffliche Schwimmer, andere bewegen sich
laufend oder springend. Die niedersten Formen sind
mißt, sind unter C aufzusuchen.