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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kyffhäuser Höhle - Kyklopen
leda am Fuße gelegenen Pfalz erbaut, war die Burg
oftmals Wohnsitz der Kaiser. Die älteste Nachricht
ist die von der Eroberung der Burg 1118. Sie
wurde wahrscheinlich im 10. Jahrh, erbaut, 1178 von
den Thüringern und im 16. Jahrh, aufs neue zer-
stört, über die Sage, die sich an sie knüpft, s. Kyff-
häusersage. Die Abdachung nach Frankenhausen
(s. d.) heißt der Schlachtberg; hier liegt die Falkcn-
burger Höhle (s. d.). - 'Vgl. Baltzer, Das K.
(2. Aufl., Rudolst. 1882); Karl Meyer, Führer
über das K. (4. Aufl., Nordh. 1890); Anemüller,
Kyffhäuser und Nothenburg in Vergangenheit und
Geaenwart (2. Aufl., Detmold 1892).
Kyffhäuser Höhle, s. Falkenburger Höhle.
Kyffhäusersage oder Kaisersage, die Sage
von dem im Kyffhäuser ruhenden Friedrich II., aus
dem spätere Zeit Friedrich Barbarossa gemacht hat.
In dieser Sage ist ein alter, allgemein verbreiteter
Mythus mit der Person Friedrichs II. verbunden.
Fast alle Völker haben den Glauben, daß gewisse
.Helden, besonders Lieblinge des Volks, nach dem
Tode in Berge entrückt seien, wo sie fortleben.
Diesen Glauben hatten die alten Griechen wie die
Ureinwohner Mexikos; besonders zahlreiche Bei-
spiele finden sich auf german. Boden. So lebt bei
Mehnen in Westfalen Wedekind, auf Geroldseck ein
Siegfried, bei Ruffach im Elsaß, im Unterberg bei
Salzburg, im Odenberg in Hessen Karl d. Gr.,
unter dem Fels von Kronborg bei Helsingör Holger
Danske, in Schweden in mehrern Bergen König
Olaf; auch die Kelten hatten den Glauben, daß
ihr König Artus in einem Berge ruhe und einst
zu ihrer Befreiung wiederkommen werde. In einer
Felsenhöhle bei Kaiserslautern, besonders aber im
Kyffhäuser soll Friedrich II. fortleben. Ob dieser
Friedrich an Stelle eines andern Helden oder eines
Gottes, des Wodan, getreten ist, läßt sich nicht ent-
scheiden. Das zweite Element der K. ist die Geschichte.
Friedrich II., der so energisch gegen das Papsttum
gekämpft hatte, sollte nach dem Volksglauben nicht
gestorben, sondern entrückt sein. Man hoffte, er
werde einst wiederkommen, die Macht der Pfaffen
vernichten und die alte Herrlichkeit des Reichs wieder-
herstellen. Seit dem Ausgange des 14. Jahrh, ist
dann die Sage besonders in Thüringen am Kyff-
häuser lokalisiert. Im Anfange des 19. Jahrh, griffen
sie die Romantiker wieder auf, und Rückerts Lied
"Barbarossa" (1817) machte sie bald in ganz Deutsch-
land bekannt. Durch dies Gedicht ist auch der Irr-
tum verbreitet worden, daß Friedrich I. Barbarossa
der schlummernde Kaiser sei, wenn sich auch die Ver-
wechselung der beiden Friedriche bereits im 16. Jahrh,
findet. Besondere Beachtung hat die Forschung der
K. seit 1870 geschenkt, zumal Dichterphantasie in
Kaiser Wilhelm I. den erwachten Friedrich feierte.
- Vgl. G. Voigt, Die deutsche Kaisersage (in der
"Histor.Zeitschrift", Bd. 26); derf., Die K. (Lpz.
1871); Henne am Rhyn, Die deutsche Volkssage
(ebd. 1874); E. Koch, Die Sage vom Kaiser Fried-
rich im Kyffhäuser (Grimma 1880); Fulda, Die K.
(Sangerh. 1889); R. Schröder, Die deutsche Kaiser-
sage (Heidelb. 1891); Grauert, Zur deutschen Kaiser-
sage (im "Histor. Jahrbuch", Bd. 13, Münch. 1892).
Kyffhäuser-Verband, s. Verein deutscher Stu-
Kykladen, s. Cykladen. "enten.
Kykliker, s. Cytlische Dichter.
Kyklopen (Cyklopen, d. h. die Rundäugigen),
Gestalten der griech. Mythologie, die von dreifacher
Art erscheinen. Die Homerischen K. sind wilde, riesen-
hafte Bewohner eines westl. Landes (Siciliens?),
und die hervorragendste Gestalt unter ihnen ist Poly-
phemos (s. d.). Wenn sie auch Homer nicht sämtlich
als einäugig bezeichnet, so wird dies doch von Poly-
phemos ausdrücklich gesagt und dann von spätern
Dichtern auf alle K. übertragen. Die von Hesiod ge-
nannten dreiK., Brontes,Steropes und Arges (Don-
ner, Blitz und Wetterstrahl), Söhne des Uranos und
der Gaia, gehörten zum Titanengeschlecht und schmie-
deten demZeus die Donnerkeile, waren also Gewitter-
dämonen. Von Uranos waren sie in den Tartaros
geworfen; nach dem Sturze des Uranos befreit,
aber doch von Kronos wiederum in den Tartaros
gesperrt, waren sie erst von Zeus, als er gegen
Kronos und die übrigen Titanen kämpfte, wieder
befreit worden. Von nun an erscheinen sie als
Diener des Zeus, sollen aber nach einer ^age von
Apollon getötei worden sein, weil sie den DdWkn-
keil geschmiedet hatten, mit dem Zeus den Askle-
pios tötete. Spätere Sagen versetzten die K. mit
ihren Werkstätten in den Ätna oder nach Lem-
nos und in die Vulkane der Liparischen Inseln
und machten sie zu Dienern des Hephaistos (s. nach-
stehende Abbildung). Die dritte Art sind diejenigen
K., welche nach Strabon aus Lykien kamen und in
Argolis Bauwerke errichteten, die den Namen der
Kyklopischen Mauern führten, so die Mauern
der Städte Tiryns und Mykenä und Labyrinthe bei
Nauplia, für welche die riesige Größe der fast ganz
roh aufeinander gefchichteten Werkstücke charak-
teristisch war, daher man alle in dieser Weise er-
bauten Mauern als kyklopische zu bezeichnen pflegt.
Diefen lykifch-argivischen K. wird auch die Erfin-
dung des Turmbaues zugeschrieben. Der Ursprung
der ganzen Kyklopenidee ergiebt sich teils aus den
Mythen von Triops, "dem Dreiäugigen", und seinen
riesigen, bergetürmendenTochtersöhnen, den Aloiden
(s. d.), teils aus uralten Idolen des Zeus, die ein
Auge auf der Stirn hatten und noch von Paufanias
beschrieben werden. Diese an Odin und andere
nordische Sagen erinnernde Auffassung des Don-
nerers als Kyklops, die sich verschieden erklären
läßt, wahrscheinlich aber auf die Sonne und einen
Himmelsgott im weitesten Sinne hindeutet, findet
man in Ärgos heimisch, wo sie schon den einwan-
dernden Doriern als etwas ganz Fremdartiges er-
schien. Da man an solche Götzen einer barbarischen
Urzeit nicht mehr glaubte, entwickelte daraus die
heit von
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C auszusuchen.
vervielfältigende griech. Mythologie eine Mehr-
von K., die nun als donnerschmiedende Riesen