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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Laguneninseln - Lahaur
die durch Atolle (s. d.) eingeschlossenen Meeresteile.
- Nber die künstlichen L. bei der Gewinnung
der Borsäure in Toscana s. Vorsäure.
Laguneninseln, s. Alice-Inseln.
Lagunenriffe, s. Atolle.
I.NFuru3 ^., Pflanzengattung aus der Familie
der Gramineen (s. d.) mit einer in den Mittelmeer-
ländern heimischen Art, 1^. ovaw3 ^. (s. Tafel:
Gramineen VI: Ziergräser, Fig. 1), eine ein-
bis zweijährige Pflanze, die auf ihren 20 cm hohen
Halmen im Juni sammetartig weiche, eirunde Vlü-
tenähren entwickelt, welche in getrocknetem Zustande
zu Makart- und Grasbouquets verwendet werden.
Lagus, der Vater Ptolemäus' I. (s. Ptolemäer).
Lagynos, Weingefäß, s. I.kF6na.
La'Hague, s. Hague, Cap de la.
Laharpe (spr. laärp), Fred^ric Ce'sar, Direktor
der Helvetischen Republik von 1798, geb. 6. April
1754 zu Rolle, studierte in Genf und Tübingen die
Rechte und wurde hierauf Sachwalter bei der wel-
schen Kammer zu Bern. 1782 ging er nach Peters-
burg, wo er im folgenden Jahre Lehrer der Groß-
fürsten Alexander und Konstantin wurde. Bei Aus-
bruch der Französischen Revolution, deren Ideen er
sich mit Eifer zuwandte, kämpfte er mit Leidenschaft
für Befreiung des Waadtlandes von Bern. Infolge-
dessen setzte man ihn bei Ausbruch von Unruhen in
der Waadt unter die Zahl der Geächteten, und seine
Feinde bewirkten auch seine Entlassung in Peters-
burg. L. ging nach Paris, wo er mehrere Flug-
schriften gegen das Berner Patriciertum erscheinen
ließ und das franz. Direktorium veranlaßte, sich in
die Angelegenheiten der Schweiz einzumischen, was
1798 die Umwälzung der ganzen Schweiz und die
Gründung der Helvetischen Republik zur Folge hatte.
L., der in das helvet. Direktorium eintrat, hielt die
Politik der Französischen Revolution aufrecht, bis
ein Beschluß der Gesetzgebenden Räte 7. Jan. 1800
dieses Direktorium auflöste. Er entwich nach Frank-
reich, lebte auf seinem Landhause Plessis-Piquet bei
Paris und nach dem Wiener Kongreß, auf dem er
für die Unabhängigkeit der Kantone Waadt und
Aargau thätig war, als Privatmann in seinem Vater-
lande. Er starb 30. März 1838. Die heftigen An-
griffe in Seigneux' "1^6013 äe la. Involution än
canton ä6 Vauä" (2 Bde., Lausanne 1831) bewogen
ihn zur Herausgabe der " Ooii8iä6i-9.tion8 8ui- 1e
Pi-eciä eto." (ebd. 1832); ferner schrieb er "Nemoireä
äs ^. d 1^." (veröffentlicht von I. Vogel in den
"Schweizergeschichtlichen Studien", Bern 1864).
La Harpe (spr. arp), Jean Francois de, franz.
Kritiker und Dichter, geb. 20. Nov. 1739 zu Paris
als der Sohn eines Schweizeroffiziers, besuchte
das Oo11öF6 ä'IIarcourt und erwarb sich durch seine
"Il6roiä68" (1759), gefühlsselige Elegien im Ge-
schmack Colardeaus, den Beifall Voltaires, als
dessen bester Schüler L. H. bezeichnet worden ist.
Voltaire widmete er seine erste Tragödie "'War-
>vick" (1763) und folgte einer Einladung desselben
nach Ferney (1766-67). Für die Bühne schrieb er
noch eine Reihe von Tragödien, antike und, nach
Voltaires Vorgange, neuere und exotische Stoffe in
den durch Racine geheiligten Formen bearbeitend.
Außerdem verfaßte er das Rührstück "Nßlanie"
(1770). Zahlreiche Preise trug er durch seine "^1oF68"
davon. Nebenher ging eine fortwährende jour-
nalistische Thätigkeit. L.H. war Leiter des "Nercurs"
und besorgte die litterar. Berichterstattung für den
Großfürsten Paul (1774-91, gedruckt als "0or-
i-68ponäance litteraire", 6 Bde., Par. 1804-7).
Am 20. Juni 1776 wurde L. H. in die Akademie auf-
genommen. Als nach Voltaires Tode L. H. eine
Tragödie ("Tuüms") desselben ungünstig beurteilte,
benutzten die Gegner L. H.s die Gelegenheit, um
ihn in Verruf zu bringen. Er mußte die Leitung
des "Nercui-L" aufgeben, und erst als er am
I.7C66 seit 1786 als Professor der schönen Lit-
teratur seine von der vornehmen Welt besuchten
Vorträge begann, erlangte er einen angesehenen
Namen wieder als der berufene Kritiker des Klassi-
cismus. Aus den Vorträgen ging das "I^e66 ou
cour8 äs littEraturs ancienuß 6t moäkrne" (Par.
1799 fg.; hg. von Daunou, 18 Bde., ebd. 1825-26)
hervor, wodurch L. H. die franz. Litteraturgeschichte
begründet hat. Freilich werden hier die auf die
Entwicklung des Schrifttums wirkenden geschicht-
lichen Faktoren noch vernachlässigt, und bei Beur-
teilung der Werke gelangt allein der aus der Lehre
und Erfahrung des klassischen Zeitalters der Fran-
zosen sich ergebende Maßstab zur Anwendung; die
Darstellung ist noch eine Verbindung von litterar.
Analyse mit ästhetisch-rednerischer Betrachtung. Die
Vorträge erlitten Unterbrechung. L. H. lieh sich vom
Strome der Revolution fortreißen, bis das 1.1794
für ihn ein Wendepunkt wurde. Als verdächtig im
Luxembourg gefangen gehalten, bekehrte er sich,
und als er 31. Dez. 1794 wieder die Lehrkanzel be-
stieg , war er ein reumütiger Katholik und eifriger
Königsfreund. Heftig bekämpfte er von da an die
"Tyrannen wider Vernunft, Moral, Wissenschaften
und Künste". Aus diefer Zeit stammt seine talent-
vollste Dichtung: "I^k propnktis äe Oasotts", worin
er der ganzen philos. Gesellschaft die Erfüllung ihres
Wunsches einer Revolution und ihre eigene Ver-
nichtung durch dieselbe voraussagen läßt. L. H. starb
11. Febr. 1803 in Paris. Seine "Wuvr68" er-
schienen in 16 Bänden (Par. 1821).
Lahaur (engl. Lahore), Hauptstadt der Divi-
sion L. (23 269 <ikm mit 1881: 2191517 E.) der
indobrit. Gouverneurschast Pandschab und des bis
1849 selbständigen Staates der Sikh (s. d.), unter
31° 34' nördl. Br. und 74° 21' östl. L., in einer wohl-
angebauten Ebene am Rawi und den Bahnlinien
nach Pischawar, Multan und Lakhnau, ist mit
Mauern und Verschanzungen (11 km) sowie mit
herrlichen Gärten umgeben und hat (1891) mit dem
Kantonnement 176854 E. (darunter nur 72144
Frauen), und zwar 102 280 Mohammedaner, 62077
Hindu, 4697 Christen, 7306 Sikh und 339 Dschain.
L. ist durch seine Lage wichtig, obgleich es, von seinem
alten Glänze als Residenzstadt des Großmoguls
sehr herabgesunken, nur noch die westlichste Ecke
der alten, 1-2 Mill. E. zählenden Hauptstadt ein-
nimmt. In der Nordwestecke steht die Citadelle mit
Magazinen und Werkstätten. L. hat zwar enge,
aber lange und gerade Straßen, steinerne Häuser,
besuchte Märkte, viele Karawanserais, zahlreiche
Paläste und Mausoleen, Moscheen und Pagoden,
Heiligengräber, Wallfahrtsstätten und mehrere
Prachtbauten früherer Zeiten. Unter den letztern
sind besonders bemerkenswert die von Aurangseb
erbaute große Dschami'-Masdschid (Große Moschee)
mit vier Minarets aus rotem Sandstein, deren
Hauptgebäude aber unter der Sikhherrschaft Pulver-
magazine waren; das Schah-Dura oder das Mau-
soleum des Kaisers Dschahangir, ein Quadratbau
mit 20 m hohen Minarets an den vier Ecken, aus
wechselnden Schichten von Marmor und roten