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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leopold I. (König der Belgier) - Leopold (Prinz von Braunschweig)

befördert, übernahm L. 1881 als Generallieutenant das Kommando der 1. Division; 1887 wurde er General der Kavallerie und kommandierender General des 1. Armeekorps, 1892 Generalinspecteur der IV. Armee und 1893 Generalinspecteur der königlich bayr. Armee. Im Febr. 1896 wurde er vom Prinz-Regenten zum Generaloberst ernannt. L. vermählte sich 20. April 1873 mit Prinzessin Gisela, Erzherzogin von Österreich, Tochter des Kaisers Franz Joseph I. (geb. 12. Juli 1850).

Leopold I., Georg Christian Friedrich, König der Belgier (1831-65), der jüngste Sohn des Herzogs Franz von Sachsen-Coburg und Bruder des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, geb. 16. Dez. 1790, trat 1805 in russ. Kriegsdienste. Nach dem Tilsiter Frieden begab er sich mit seinem Bruder Ernst nacb Paris, und als dieser 1808 eine Reise nach Rußland unternahm, hatte L. in dessen Abwesenheit teil an den Regierungsgeschäften und begleitete den Kaiser Alexander I. auf den Kongreß nach Erfurt. Im Febr. 1813 ging er nach Kalisch zum Kaiser Alexander und blieb nun beim russ. Heere bis zur Einnahme von Paris. Er begleitete 1814 die Monarchen nach England und begab sich im Sept. 1814 zum Kongreß nach Wien. Von hier ging er, nach Napoleons Rückkehr von Elba, zur Rheinarmee, begab sich 1816 nach Berlin und bald darauf nach England, wo er sich mit der Tochter des Prinz-Regenten (s. Georg IV.), der brit. Thronerbin Charlotte Auguste (geb. 7. Jan. 1796), verlobte. L. ward nun durch die Parlamentsakte vom 27. März 1816 naturalisiert, erhielt einen Jahrgehalt von 50 000 Pfd. St. und den Rang vor allen brit. Herzögen und Großbeamten sowie die Würde eines brit. Feldmarschalls, trat auch als Mitglied in den Geheimen Rat ein. Die Vermählung fand 2. Mai 1816 statt, aber schon 6. Nov. 1817 starb seine Gemahlin. L. lebte hierauf teils auf Reisen, teils in Zurückgezogenheit in London und auf seinem Landsitze Claremont. Am 3. Febr. 1830 wurde ihm von den drei zur Beruhigung Griechenlands verbündeten Höfen die Würde eines Königs von Griechenland angetragen, der er aber, nachdem er sie 11. Febr. mit Vorbehalt angenommen, 21. Mai wieder entsagte. Hierauf wählte ihn 4. Juni 1831 der belg. Nationalkongreß zum König der Belgier. Er nahm diese Krone 27. Juni bedingungsweise, 12. Juli unbedingt an und wurde hierauf in Brüssel, nachdem er die Konstitution beschworen, 21. Juli 1831 als König inauguriert. Am 9. Aug. 1832 vermählte sich L. mit der Prinzessin Luise (geb. 3. April 1812, gest. 11. Okt. 1850), der Tochter Ludwig Philipps, Königs der Franzosen. Aus dieser Ehe gingen hervor sein Nachfolger, der König Leopold II. (s. d.), der Prinz Philipp (s. d.), Graf von Flandern, und die Prinzessin Charlotte (s. d.), Witwe des Kaisers Maximilian von Mexiko. L. hielt fest an den Principien, welche die Konstituierung der belg. Nation begründeten, sowohl in Bezug auf die innere Verfassung als auf die gegen die europ. Mächte übernommenen Verpflichtungen. Mit Würde und Besonnenheit wußte er sich in kritischen Zeitpunkten zu benehmen. Dagegen zeigte er auch große Standhaftigkeit in der Durchführung des neuen Verteidigungsgesetzes und der Befestigung Antwerpens. (S. Belgien.) L. starb 10. Dez. 1865. Ein 4 m hohes Bronzestandbild (von W. Geefs) befindet sich auf der 1859 enthüllten Kongreßsäule in Brüssel; auf dem Leopoldsplatz in Antwerpen wurde ihm 1868 ein Reiterstandbild (modelliert von Jos. Geefs) errichtet. - Vgl. Juste, Les fondateurs de la monarchie belge-L. Ier, roi des Belges (Brüss. 1868; deutsch Gotha 1869); Denkwürdigkeiten aus den Papieren des Freiherrn C. F. von Stockmar (Braunschw. 1872).

Leopold II., König der Belgier (seit 1865), Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. 9. April 1835 zu Brüssel, erhielt 1810 den Titel eines Herzogs von Brabant, der fortan für den belg. Thronerben verbleiben soll. Sechs Jahre darauf trat er als Unterlieutenant des Grenadierregiments in die Armee und wurde 1865 Generallieutenant. Kurz nach seiner Volljährigkeit, 9. April 1853, bei welchem Anlaß er als Mitglied des Senats eingeführt wurde, begab sich L. mit seinem Vater nach Wien, wo seine Vermählung mit der Erzherzogin Marie Henriette (geb. 1836), Tochter des Erzherzogs Joseph, Palatin von Ungarn, vereinbart wurde. Durch den Tod seines Vaters 10. Dez. 1865 auf den konstitutionellen Thron Belgiens berufen, hat L. sein richtiges Verständnis sowohl des konstitutionellen Staatsorganismus als der dem Lande durch seine Neutralität auferlegten Pflichten vollkommen bewährt und zugleich als Förderer der Künste, des Friedens in der ganzen gebildeten Welt die höchste Achtung erworben. Bereits als Kronprinz interessierte er sich lebhaft für die Erforschung und Civilisierung Afrikas, und 1876 ergriff er die Initiative zur Gründung des internationalen Afrikavereins (Association Internationale Africaine), aus welchem 1878 das Komitee der Erforschung des Kongogebietes (Comité d'Études du Haut-Congo) erwuchs, das, von L. aus seinen Privatmitteln auf das reichste unterstützt, in Afrika fast als eine souveräne Kolonialmacht auftrat und dann auch auf der Berliner Konferenz im Febr. 1885 in den sog. freien Kongostaat umgewandelt wurde. Souverän desselben ward nach von der belg. Kammer 28. April 1885 erteilter Ermächtigung König L. Ein schweres Unglück traf L., als sein einziger Sohn, Leopold, Herzog von Brabant und Graf von Hennegau (geb. 1859), 22. Jan. 1869 einer Krankheit erlag. Die drei dem König verbliebenen Kinder sind: Luise, geb. 18. Febr. 1858, vermählt 4. Febr. 1875 mit dem Prinzen Philipp von Sachsen-Coburg-Gotha; Stephanie, geb. 21. Mai 1864, vermählt 10. Mai 1881 mit dem Erzherzog Rudolf, Kronprinzen von Österreich, Witwe seit 30. Jan. 1889, und Clementine, geb. 30. Juli 1872. Präsumtiver Thronfolger ist der Sohn von L.s Bruder Philipp, Graf von Flandern, Prinz Albert (geb. 8. April 1875), Hauptmann beim belg. Grenadierregiment.

Leopold, Maximilian Jul., Prinz von Braunschweig, jüngster Sohn des Herzogs Karl von Braunschweig und Bruder des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand, geb. 1752 zu Wolfenbüttel, genoß eine treffliche Erziehung unter Anleitung des nachmaligen Abts Jerusalem und bereiste in Lessings Begleitung Italien. Als Neffe Friedrichs d. Gr. wurde er 1776 Commandeur eines Infanterieregiments zu Frankfurt a. O., wo er nach dem Bayrischen Erbfolgekriege, dem er beiwohnte, seinen bleibenden Aufenthalt nahm; 1782 erhielt er den Rang eines Generalmajors. Durch seine werkthätige Teilnahme für alles, was das öffentliche Wohl erheischte, erwarb er sich die allgemeinste Verehrung. Am 27. April 1785 ertrank der Prinz beim Aufgang des Eises in den Fluten der Oder. Die von Keßler (in Raumers "Histor. Taschenbuch", Lpz. 1844) ange-^[folgende Seite]