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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leuchtenbergia – Leuchtfackeln

Türkischen Kriege bei einer Rekognoscierung vor Rustschuk 24. Okt. 1877. Der dritte Sohn, Eugen Maximilianowitsch von L., geb. 8. Febr. 1847 zu Petersburg, kaiserlich russ. Generallieutenant und Commandeur der 37. Division, ist gegenwärtig das Haupt der Familie.

Leuchtenbergĭa Fisch., Leuchtenbergie, Pflanzengattung aus der Familie der Kakteen (s. d.) mit einer in Mexiko heimischen Art, L. principis Fisch. (s. Tafel: Kakteen, Fig. 10). Diese in den Kakteensammlungen sehr seltene und deshalb auch wertvolle Pflanze zeichnet sich durch lange, pfriemenförmige blaugrüne Warzen aus, die an der Spitze einen Kranz von 4‒8 cm langen gekrümmten Stacheln und in der Mitte einen starken 6‒12 cm langen Centralstachel tragen. Ältere Exemplare bilden einen dicken mit Narben bedeckten Stamm und entwickeln in Europa nur sehr selten ihre blaßgelben Blüten aus den abgestumpften spitzen der jüngern Warzen. Ihre Kultur ist wie die der andern empfindlichen Arten der Kakteen: im Sommer in einem kalten Kasten unter Glas, im Winter auf einem hellen Standort im Gewächshause oder im Zimmer bei 8‒12° C. Wärme. Man kann die Pflanze nur in Originalpflanzen, die in Mexiko gesammelt worden sind, beziehen.

Leuchtenbergīt, Mineral der Chloritgruppe, s. Chlorit.

Leuchtenburg, Schloß bei Kahla (s. d.).

Leuchtende Farbe, soviel wie Leuchtfarbe (s. d.).

Leuchtende Pflanzen und Tiere. Gewisse Pflanzen und Tiere besitzen die Fähigkeit im Dunkeln zu leuchten und zwar derart, daß entweder der ganze Körper oder Teile desselben ein verhältnismäßig kräftiges, leuchtendem Phosphor ähnliches Licht aussenden. Die Pflanzen, an denen das Leuchten bisher beobachtet wurde, gehören zu den Pilzen. Leuchtende Spaltpilze (Leucht- oder phosphorescierende Bakterien) kennt man bisher 3 Arten, von welchen zwei ein bläulich-, eine ein grünlichweißes Licht besitzen. Sie wurden teils im Meerwasser, teils auf toten Fischen oder Hummern gefunden, kommen jedoch bisweilen auch auf Fleisch und Wurstwaren vor. Unter gewissen Bedingungen sind sie auf künstlichen Nährböden leicht zu züchten und nach Wachstums- und Lebenseigenschaften zu erforschen. Die übrigen leuchtenden Pilze gehören zur Gruppe der Hymenomyceten. Es sind vor allem einige tropische Arten der Gattung Agaricus, wie Agaricus igneus Rumph., noctilucens Lév. u. a., ferner Agaricus olearius DC. in Südeuropa. Der deutsche Agaricus melleus Vahl., dessen Mycelstränge in dem Holz mancher Bäume Zersetzungserscheinungen hervorrufen und wohl auch noch einige andere Hymenomyceten verursachen das in warmen Sommernächten sehr leicht zu beobachtende Leuchten des faulen Holzes (namentlich bei Erlen, Weiden, Tannen und Fichten).

Viel häufiger findet sich das Selbstleuchten bei den Tieren. Man kennt leuchtende Geschöpfe aus der Gruppe der Infusorien (die Leuchttierchen, s. Geißeltierchen), Polypen (Seefedern, Gorgoniden, Quallen), Ringelwürmer (neben zahlreichen Meeresbewohnern auch einen einheimischen Regenwurm), Gliedertiere (einige Krebse, Käfer, s. Cucujo und Glühwurm), einen Tausendfuß, Molluskoiden (besonders Pyrosoma oder die Feuerwalze, s. Seescheiden), Muscheln (Bohrmuscheln, s. d.), Schnecken (Phyllirhoë) und die Tiefsee bewohnende Fische. Das Leuchten des sog. Laternenträgers (s. d.) ist in neuerer Zeit in das Reich der Fabel verwiesen worden, ob durchaus mit Recht, steht dahin. Bei den meisten dieser leuchtenden Tiere leuchtet nicht der ganze Körper, sondern nur gewisse Regionen desselben und scheint die Leuchtkraft hauptsächlich an besondere Drüsen, aber auch an nervöse Elemente gebunden zu sein. Andere leuchtende Tiere (Tiefseefische, Ringelwürmer) sondern einen leuchtenden Schleim aus Hautdrüsen ab; vielleicht beruht aber dessen Leuchtkraft auf der Gegenwart von Leuchtbakterien. Das Leuchten mag in einzelnen Fällen (südamerik. Leuchtkäfer) dazu dienen, die Geschlechter zusammenzuführen, in andern ist das sicher nicht der Fall; so leuchten unsere Leuchtkäfer nicht bloß im ausgebildeten Zustande, sondern auch als Larven und Eier, und ebenso leuchten augenlose Tiere. Wahrscheinlich werden diese Tiere dadurch vor Nachstellungen geschützt. Das Leuchten kommt vermutlich durch Oxydationsvorgänge in den Zellen zu stande. Wenigstens beobachtet man, daß bei Abwesenheit von Sauerstoff das Leuchten der Pflanzen erlischt.

Vgl. Gadeau de Kerville, Die leuchtenden Tiere und Pflanzen (deutsch von Marshall, Lpz. 1894).

Leuchten des Meeres, s. Meer und Geißeltierchen.

Leuchtende Wolken, s. Wolken.

Leuchter. Die L. als Kerzenträger gehören nach Gebrauch und formeller Ausbildung dem Mittelalter und der Neuzeit an, während das Altertum die Lampe mit Docht und Öl bevorzugte. Insbesondere war es die Kirche, die früh sich der L. zum Dienste des Altars bediente. Die Kerze wurde in der Regel auf eine Spitze (Dornleuchter) gesteckt, nicht in eine Vertiefung. Die Abmessungen waren mitunter sehr bedeutend, so die siebenarmigen L., Nachbildungen jener berühmten aus dem Tempel in Jerusalem, deren mehrere (z. B. in Brünn) existieren. Die Gotik bildete den L. säulenartig, umgab den Ständer mit Knäufen und Ringen, machte Fuß und Teller eckig, bildete letztern auch wohl kapitälartig. Viele und sehr freie Formen entstanden im 16. und 17. Jahrh., zumal nachdem das geschmiedete Eisen als ein neues Material zu Bronze und Messing hinzugetreten war. Der Rot- und Gelbguß bildete den L. zweckentsprechend gewöhnlich sehr niedrig und den Fuß breit und fest. Bei den eisernen, oft phantastisch geformten L. wurde die Kerze in ein rundes Hütchen eingesteckt, das gedreht und auf und ab geschoben werden konnte, ein Motiv, das auch auf die Messingleuchter überging und heute wieder in den eisernen Phantasieleuchtern nachgeahmt wird. Als die Lichtputzschere einstand, ging eine weitere Veränderung mit dem L. vor, indem der Fuß zu deren Aufnahme zu einem ovalen Teller ausgebildet wurde. Als diese außer Dienst kam, mußte jener Tellerleuchter wieder verschwinden. Der kostbare, silberne L. zeigt die mittelalterliche, hohe, säulenartige Form, die im 17. und 18. Jahrh. immer schlanker wurde, auch wenn sie sich oben in mehrere Arme gliederte (Armleuchter, Kandelaber). Nur die Rokokozeit schweifte und drehte die Grundform und gestaltete wohl selbst den Armleuchter zu einem Baum mit Ästen, Zweigen und Laub. (S. Kandelaber.)

Leuchterbaum, s. Rhizophora.

Leuchtfackeln werden zur Beleuchtung von Glacis und Festungsgräben verwendet, wenn man Sturmunternehmungen des Angreifers erkennen oder stören will; sie werden auf Gestellen oder an