Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

141

Libation - Libella

Teil bildet, steigt aus dem Thal des Nahr el-Kasimije oder Nahr el-Litani, welches ihn von den Bergen Galiläas trennt, empor, ist durchschnittlich 30 km breit und mehr als 150 km lang, östlich nach Cölesyrien, westlich in das Mittelländische Meer in Stufen abstürzend und fällt unter 34¾° nördl. Br. steil zur Dschunie, einer Verlängerung der Küstenfläche, ab. Der mittlere Teil, der eigentliche Dschebel Libnan der Araber, bildet eine 45 km lange Hochfläche, die südlich den Dschebel Sannin (2608 m) und nördlich den Dschebel Makmal (3047 m), den Dar el-Chodib (3067 m) und Dschebel Timarun (3212 m) zu höchsten Erhebungen hat. Am Fuße des letztern zieht die Straße von Tripolis nach Damaskus, in ihrem Scheitelpunkt 2324 m hoch. Etwa 400 m unter diesem Punkte befindet sich, rings um eine kleine Kapelle der Maroniten, in einer sonst von Vegetation entblößten Gegend, ein Rest jener großartigen Cedernwaldungen, die einst zu den Prachtbauten der Juden und Phönizier sowie zu den Schiffen der letztern das Zimmerholz lieferten, jetzt nur noch ein kleines Wäldchen (etwa 400 Stämme, darunter ungefähr 12 ganz alte). Der südl. Teil ist nicht so hoch; der Dschebel el-Baruk erreicht nur 2222 m. Das Gebirge hat 2124 m mittlere Gipfelhöhe, 1737 m mittlere Sattelhöhe, also eine Kammhöhe von 1930 m. Östlich lehnt sich an das Gebirge die 20 km breite Grabensenke Cölesyrien (s. d.), hinter der der Antilibanon (s. d.) sich erhebt.

Die untern Teile des Gebirges bestehen aus Kreidekaltstein; dann folgt aufwärts Kreidesandstein, Libanonkalkstein (1000 m mächtig), Feuerstein führender Kalkstein der obern Kreide, tertiärer Nummulitenkalkstein. Jüngeres Tertiär ist selten. Basaltergüsse gehören in die Kreide- und untere Tertiärzcit. Das Gebirge ist vielfach zerklüftet, enthält viele Quellen und Bäche und wird überall, wo es möglich ist, mit künstlichen Kulturterrassen versehen, auf denen Weizen, Gerste, Tabak, Oliven, Feigen, Wein und allerlei Stein-, wenig Kernobst gezogen wird. Die unabsehbaren Maulbeerpflanzungen, namentlich auf der westl. Abdachung, bilden den Reichtum des Landes; sie ermöglichen die ausgedehnte Seidenzucht, deren Produkt hauptsächlich nach Oberitalien und Südfrankreich ausgeführt wird. Der Westabhang ist mit Dörfern und Klöstern übersät. Man zählt über 700 Ortschaften, von denen die wichtigsten Dér el-Kamar und Sable sind. Die Bevölkerung wird auf 230 000 Seelen geschätzt und zerfällt nach ihrem religiösen Bekenntnis in Maroniten (s. d.) im Norden, in Drusen (s. d.) im Süden, in unierte Griechen oder Melchiten und in orthodoxe Griechen. Mohammedaner giebt es nur wenige.

Der L. ist nie vollständig den Türken botmäßig geworden. Als 1840 Syrien (s. d.) dem Sultan wiedergewonnen war, bedangen sich die Kabinette Privilegien für die Christen des L. aus. Die Besorgnis aber, daß diese Fürsorge lediglich den der kath. Kirche unierten Maroniten und somit dem Einflusse Frankreichs zu gute kommen möchte, bewirkte, daß dasselbe Interesse auch den Feinden derselben, den Drusen, gewidmet wurde. Die vielfach durcheinander wohnenden und früher immer einheitlich regierten Stämme sollten getrennte Verwaltungen unter zwei Kaimakamen erhalten, was auch nach zwei blutigen Kriegen 1845 ins Werk gesetzt wurde. Diese Verfassung wurde 1860 infolge von revolutionären Bewegungen unter den Maroniten umgestoßen. Ein abermaliger Bürgerkrieg, in welchem die türk. Behörden für die Drusen Partei ergriffen, führte zu entsetzlichen Metzeleien der Christen, denen erst der Unwille Europas Einhalt gebot. Das ganze Gebirge wurde nunmehr unter einen christl. Statthalter mit 36 (Distrikt-)Kaimakamen gestellt. - Vgl. Fraas, Drei Monate am L. (2. Aufl., Stuttg. 1876): Diener, Libanon (Wien 1887).

Libation (lat.), ein den Göttern oder den Verstorbenen dargebrachtes Trankopfer. L. kamen teils in Verbindung mit andern Opfern, teils für sich allein vor. Namentlich spendete man vor und nach dem Essen, indem man dem guten Dämon, bei längerm Trinken auch dem Zeus und den Heroen Wein mit Wasser gemischt darbrachte. Zu Spenden bei den Opfern dagegen, außer bei denen des Hermes, nahm man ungemischten Wein. Besonders die Götter der Unterwelt und die Nymphen verlangten nur weinlose Trankopfer, meist Wasser mit Honig, wozu auch mitunter noch Milch gethan wurde. Die Grabesspenden für die Toten bestanden aus Milch, Honig und Wein, bisweilen mit Öl vermengt.

Libau, russ. Libawa, lett. Leepaja, Hafenstadt im Kreis Grobin des russ. Gouvernements Kurland, am Nordende einer schmalen sandigen Nehrung, die die Ostsee von dem Kleinen oder Libauischen See i43 qkm) trennt, und an der Libauer Eisenbahn (L.-Koschedary), ist Sitz eines deutschen, österr.-ungar. und anderer Konsulate und hat (1892) 30 990 E. (meist Deutsche, Letten, Juden und Russen), 2 evang., 1 kath., 1 russ. Kirche, 2 Synagogen, Gymnasium, Realschule, Navigationsschule, Theater, 2 deutsche, 1 lettische Zeitung, 22 Fabriken (darunter 2 chemische, 2 Maschinen-, 1 Holzdraht- und Zündhölzer-, 1 Ölfabrik u. a.), 5 Banken (darunter Filiale der Russischen Reichsbank). Der Hafen, ein Verbindungskanal des Libauischen Sees mit der Ostsee, mit zwei Leuchttürmen, gefriert nur in sehr strengen Wintern und ist in neuerer Zeit auf Kosten Königsbergs zu großer Bedeutung gelangt. Die Einfuhr betrug 1881-90 durchschnittlich 16, 1891: 15,9 Mill. Rubel (Steinkohle 3,8, Düngemittel 0,6, rohe Baumwolle 0,5., Farben und Farbhölzer 0,3 Mill. Pud, Heringe 123 542 t, Kolonialwaren, Früchte, Eisen, Stahl). Die Ausfuhr 1890: 33,3, 1891: 40,5 Mill. Rubel (Getreide 26, Leinsamen 2,6, Hülsenfrüchte 3,6, Flachs 1,2, Ölkuchen 1,4 Mill. Pud, Spiritus 2 Mill. hl, Petroleum, Holz u. a.). Es liefen ein (1891) 2144, aus 2153 Schiffe. Dampfschiffahrtsverbindungen bestehen mit Riga, Königsberg, Stettin, Lübeck, Hamburg, Petersburg und Odessa. Ein großer Kriegshafen (Hafen Kaiser Alexanders III.) zu dem die feierliche Grundsteinlegung 24. Aug. 1893 in Gegenwart des Kaisers stattfand, soll 1904 vollendet sein. L. ist auch besuchtes Seebad; in der Nähe sind Schwefelquellen.

Libbra, Name des Pfundes in den frühern ital. Staaten. Die L. war von sehr verschiedener Schwere.

Libell (lat. libellus), eigentlich eine kleine Schrift, bei den Römern jede schriftliche Eingabe an eine Behörde, in welchem Sinne man noch gegenwärtig von einem Klaglibell spricht; nach der Carolina eine anonyme Schmähschrift (libellus famosus), in welcher jemand fälschlich beschuldigt wird (s. Anschuldigung, falsche), und im geltenden Recht eine Art der Injurie (s. Pasquill).

Libella (lat.), Diminutiv von libra (das Pfund), daher soviel wie As (s. d.); heres ex libella soviel wie heres ex asse = Erbe zum Vollen, weil die Bruchteile als Teile des Pfundes gedacht wurden