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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lichnowsky - Licht

anglikan. Kirche, bischöfl. Palast, ein altes St. Johnshospital und eine hochgelegene got. Kathedrale aus dem 13. Jahrh., welche, ehemals stark befestigt, während des Bürgerkrieges viel gelitten hat. Der Mittelturm ist 80 m hoch, der Chor wurde 1325 umgebaut. Unter den Monumenten sind die Samuel Johnsons und Garricks bemerkenswert. Eine Bildsäule Johnsons steht auch auf dem Marktplatz.

Lichnowsky, fürstl. Familie, zum schles. Uradel gehörig. Johann von Woschütz erhielt durch Heirat das Rittergut Lichten oder Lichnov bei Jägerndorf und nahm 1501 den Namen L. an. Seine Nachkommen erhielten 1702 die Würde von Freiherren von L. und Edeln Herren von Woschütz und wurden 1727 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1773 erhielten die L. die preuß., 1824 die österr. Fürstenwürde nach dem Rechte der Erstgeburt, sowie 1846 die Namen- und Wappenvereinigung mit denen einer Stammmutter und Erbtochter aus dem gräfl. Hause Werdenberg. König Wilhelm I. von Preußen verlieh 1861 dem jedesmaligen Haupte des Hauses das Prädikat Durchlaucht. - Fürst Eduard Maria L., geb. 19. Sept. 1789, Verfasser der unvollendet gebliebenen "Geschichte des Hauses Habsburg" (Bd. 1-8, Wien 1836-44), folgte seinem Vater, dem Fürsten Karl L., 15. April 1814 und starb 1. Jan. 1845 in München.

Sein erstgeborener Sohn, Fürst Felix L., der dem Vater succedierte, geb. 5. April 1814, kam früh in preuß. Militärdienst, nahm aber 1838 seine Entlassung und trat in die Dienste des span. Prätendenten Don Carlos, der ihn zum Brigadegeneral und Generaladjutanten ernannte. Nach der Rückkehr aus Spanien schrieb er "Erinnerungen aus den J. 1837-39" (2 Bde., Frankf. 1841-42), die ihn 1841 mit dem Bruder des Generals Montenegro in ein Duell verwickelten, in welchem er schwer verwundet wurde. 1842 machte er eine Reise nach Portugal, über die er in dem Werke "Portugal, Erinnerungen aus dem J. 1842" (Mainz 1843) berichtete. Er nahm in der Herrenkurie lebhaften Anteil an dem ersten preuß. Landtag von 1847 und wurde 1848 von Ratibor in die Deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt gesendet, wo er zu den bedeutendsten Rednern der Rechten gehörte. Als solcher bekannt, fiel er während des Frankfurter Aufstandes 18. Sept. 1848 auf der Bornheimer Heide nebst dem General Auerswald als Opfer eines fanatisierten Pöbelhaufens. Vgl. Köstlin, AuersWald und L. (Tüb. 1853). - Ihm folgte sein jüngerer Bruder, Fürst Karl L., preuß. General der Kavallerie à la suite der Armee, geb. 19. Dez. 1819, als Chef des Hauses. Er ist erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses und gehörte dem Norddeutschen und dem Deutschen Reichstage bis 1874 als Mitglied der Deutschen Reichspartei an.

Licht, der Inbegriff aller derjenigen Erscheinungen, die uns durch Vermittelung des Auges zum Bewußtsein kommen. Ein kaltes Stück Eisen ist auch dem gesunden Auge im dunkeln Zimmer unsichtbar. Dasselbe wird sichtbar, wenn es glüht oder in den Sonnenschein gebracht wird, wenn eine gewisse physik. Bedingung hinzutritt, die wir das Leuchten oder das L. nennen. Körper, die ohne Vermittelung anderer leuchten, wie die Sonne, eine Flamme, heißen selbstleuchtend. Körper, die nur bei Gegenwart selbstleuchtender Körper sichtbar werden, heißen dunkle, nichtleuchtende Körper. Undurchsichtig oder durchsichtig nennt man Körper, je nachdem dieselben, zwischen das Auge und andere Gegenstände gebracht, die Wahrnehmung dieser letztern hindern oder nicht. (S. Durchsichtigkeit.) Ein leuchtender Körper wirkt nicht nur auf das Auge, sondern bringt auch in seiner Umgebung Veränderungen hervor, deren Gesetze die Optik (s. d.), die Lehre vom L., behandelt. Im dunkeln Zimmer, das mit einer kleinen Fensterladenöffnung versehen ist, sieht man die Staubteilchen in der Luft nur in der Geraden (dem Lichtstrahl) erleuchtet, die durch die Sonne und jene Öffnung gelegt ist. Ein undurchsichtiger, nichtleuchtender Körper, in die Gerade zwischen die Sonne und die Staubteilchen gebracht, bringt diese Staubteilchen zum Erlöschen. Das L. Geht also von dem leuchtenden Körper aus. Da nun die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des L. (s. Lichtgeschwindigkeit) eine sehr große ist, wird die Vorstellung nahe gelegt, daß das L. aus sehr feinen mit sehr großer Geschwindigkeit nach Art von Geschossen ausgeschleuderten Stoffteilen besteht. Diese Emissions-, Emanations- oder Ausstrahlungstheorie wurde von Newton (1678) vertreten und von Laplace, Biot und Brewster weiter ausgebildet. Ein leuchtender Körper verliert aber durch das Leuchten nicht an Masse, sondern an Energie; man kann sogar das Mechanische Äquivalent des Lichts (s. d.) annähernd angeben, weshalb die Stofftheorie des L. nicht haltbar ist.

Sobald das geradlinig fortschreitende L. die Grenze zweier durchsichtiger Körper (Mittel) trifft, wird dasselbe im allgemeinen von seiner geradlinigen Bahn abgelenkt. Teilweise schreitet es in dem ersten Mittel sort (s. Reflexion), teilweise in dem zweiten (s. Brechung). Newton erkannte, daß das Sonnenlicht aus einer ungeheuern Anzahl verschiedener Lichtarten von verschiedener Farbe (s. Farbenlehre) besteht, die bei der Brechung eine verschiedene Ablenkung erfahren, und erklärte so die Farbenzerstreuung oder Dispersion (s. d.). Aus Versuchen von Grimaldi (1665), Hooke (1672), Newton (1678), Young (1800) und Fresnel (1815) ergiebt sich die periodische Beschaffenheit des L., die sich darin äußert, daß Lichter derselben Lichtquelle, die auf verschieden langen Wegen zusammentreffen, bei stetig wachsendem Wegunterschied, sich abwechselnd verstärken und schwächen. (S. Beugung und Interferenz.) Diese Beobachtungen verschafften endlich der Wellen-, Vibrations- oder Undulationstheorie des L., die schon Huyghens (1690) und Euler (1746) auf Grund der allgemeinen Ähnlichkeit im Verhalten des L. und des Schalls aufgestellt hatten, im zweiten Decennium des 19. Jahrh. das vollständige Übergewicht. Die Wellen oder Schwingungen, die dem L. zu Grunde liegen und deren Träger der Lichtäther (s. Äther, Bd. 2, S. 30a) ist, unterscheiden sich jedoch von jenen des Schalls. Ein Lichtstrahl, der unter einem Einfallswinkel (s. Brechung) von 55° von einem Glasspiegel reflektiert wird und nun auf einen zweiten, dem ersten parallelen Glasspiegel fällt, wird auch von diesem reflektiert. Dreht man aber den zweiten Spiegel um 90°, ohne dessen Neigung gegen den Strahl zu ändern, um diesen als Achse, so wird der Strahl nicht mehr reflektiert. Der Strahl hat durch Reflexion am ersten Spiegel die Eigenschaft der Polarisation (s. d.) erlangt, die nur durch Quer- oder Transversalschwingungen, die senkrecht gegen die Fortpflanzungsrichtung des L. sind, verständlich ist. Schon Maxwell hat (1860) auf Grund allgemeiner Betrachtungen die Lichtschwin-^[folgende Seite]