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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liechtenstein (Aloys, Prinz von) - Lied

Generals der Kavallerie Fürsten Franz L. (geb. 1802, gest. 1887) aus der ältern Linie des Hauses, trat in die österr. Armee ein, machte 1861 den Feldzug gegen Dänemark mit und 1866 gegen Preußen. 1871 nahm er seinen Abschied, wurde 1873 in den steiermärk. Landtag und 1879 in das Abgeordnetenhaus gewählt, wo er anfangs der Rechtspartei angehörte, dann aber 1883 den deutsch-klerikalen Liechtenstein-Klub begründete. Als sein Vater 1887 starb, folgte er ihm im Herrenhause.

Liechtenstein, Aloys, Prinz von, österr. Parlamentarier, geb. 18. Nov. 1846 in Prag, Bruder des vorigen, wurde Offizier, widmete sich 1870 der diplomat. Laufbahn, war Attaché in London und Berlin und schied 1873 aus dem Staatsdienst; 1878 wurde er in das Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich bald als einer der bedeutendsten Redner der Ultramontanen Beachtung erwarb. Besonders bekannt machte er sich durch seinen 25. Jan. 1888 im Reichsrat eingebrachten Schulantrag. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie, Geschichte.) Da er wegen der Haltung der Czechen an der Durchführung seiner Ideen verzweifelte, legte er im Okt. 1889 sein Reichstagsmandat nieder, wurde aber 1891 als antisemit. Kandidat in einem Landbezirke bei Wien wiedergewählt und bildete nun eine besondere parlamentarische Gruppe, die sog. Freie Vereinigung für wirtschaftliche Reform auf christl. Grundlage. Dieselbe zählt 12 Mitglieder, bekämpft den jüd. Einfluß und den Großkapitalismus und sucht das Handwerk und den Mittelstand zu schützen. L. schrieb "Über Interessenvertretung im Staate" (2. Aufl., Wien 1877).

Liechtenstein, Johann Joseph, Fürst von, Herzog von Troppau und Jägerndorf, österr. Feldmarschall, geb. 26. Juni 1760 in Wien, zeichnete sich 1788 im Türkenkriege und später in den Französischen Revolutionskriegen aus, so daß er schon 1791 zum Generalmajor ernannt wurde. Er entschied 19. Juni 1799 die Schlacht an der Trebbia, nahm, zum Feldmarschalllieutenant befördert, teil an der Schlacht bei Novi (15. Aug.) und eroberte 4. Dez. Cuneo. Nach der Schlacht von Hohenlinden (3. Dez. 1800) deckte er den Rückzug der geschlagenen österr. Armee. Obgleich ihm durch den Tod seines Bruders Aloys Joseph 24. März 1805 das Fürstentum L. zugefallen war, übernahm er im Kriege mit Frankreich das Kommando eines Armeekorps, mit dem er an der Schlacht bei Austerlitz (2. Dez.) teilnahm, worauf er dann die Friedensverhandlungen leitete und den Frieden zu Preßburg abschloß. 1809 führte er als General der Kavallerie sein Armeekorps bei Aspern und Eßling (21. und 22. Mai) sowie bei Wagram (5. und 6. Juli) mit Auszeichnung, übernahm, nach dem Rücktritt des Erzherzogs Karl 31. Juli zum Feldmarschall ernannt, den Oberbefehl über die Armee und schloß 14. Okt. den Frieden zu Schönbrunn ab. Schon 1806 hatte er, weil ihn Napoleon ohne sein Wissen in den Rheinbund aufgenommen, die Regierung seinem dritten Sohne, Karl Johann Anton, übertragen; nach Napoleons Sturz übernahm er sie 1814 von neuem und führte sie bis zu seinem Tode 20. April 1836. Seinen Namen erhielt 1888 das 10. österr. Dragonerregiment.

Liechtenstein, Joseph Wenzel Lorenz, Fürst von, Herzog von Troppau und Jägerndorf, österr. Feldmarschall und Staatsmann, geb. 9. Aug. 1696 in Prag, trat in das österr. Heer ein und zeichnete sich 1716 und 1717 im Kriege gegen die Türken aus. In dem Polnischen Thronfolgekrieg nahm er 1734 als Generalmajor an dem Rheinfeldzug teil, im folgenden Jahr wurde er in besonderer Mission nach Berlin geschickt, wo er mit dem Kronprinzen, dem spätern Friedrich II., in sehr freundliche Beziehungen trat. 1737 bis Jan. 1741 war er Gesandter in Frankreich, trat dann als General der Kavallerie wieder in das Heer ein und befehligte bei Chotusitz (17. Mai 1742) den rechten Flügel. Da er die Minderwertigkeit der österr. Artillerie erkannt hatte, gewann er Maria Theresia für eine Umgestaltung derselben. Sie ernannte ihn 1744 zum Oberbefehlshaber der Artillerie. 1745 wurde L. zum Generalfeldmarschall ernannt und mit dem Oberbefehl in Italien betraut, wo er 16. Juni 1746 den Sieg bei Piacenza erfocht. Bald darauf mußte er krankheitshalber das Kommando niederlegen. Er starb 10. Febr. 1772 in Wien. Nach ihm würde 1888 das 9. böhm. Korpsartillerieregiment benannt.

Liechtenstein, Ulrich von, deutscher Dichter, s. Ulricb von Liechtenstein.

Liechtensteinklamm, s. Pinzgau und Sankt Johann im Pongau.

Lied (frz. chanson; ital. canzone), eine der lyriscben Form angehörende Dichtungsart, deren Name schon aus dem got. linthareis, Sänger, zu erschließen ist. Es besteht aus gleichgebauten, auf dieselbe Melodie gesungenen Strophen und ist zunächst für den Gesang des Einzelnen bestimmt, in uraltem Gegensatz zum durchkomponierten, auf Chorausführung berechneten Leich (s. d.), von dem es sich unterscheidet wie im Französischen chanson von lais, im Mittellateinischen carmen von modus und psalmus. L. für den Vortrag, nicht für den Gesang, also ohne Melodie, gab es in Deutschland bis ins 17. Jahrh. hinein gar nicht; ja, bis zum Ende des Mittelalters waren Komponist und Dichter fast immer identisch. Seinem Inhalt nach teilt man das L. in das geistliche (s. Kirchenlied) und weltliche ein. Am einfachsten und naivsten ausgeprägt erscheint das Wesen des L. im Volkslied; diesem gegenüber steht das Kunstlied, das dieselben Stoffe behandelt wie das Volkslied, aber in mehr künstlerischer Form und in mehr subjektiver Weise. In der mittelhochdeutschen Sprache bedeutet das Wort "liet" die einzelne Strophe; erst der Plural "diu liet" gab damals den heutigen Sinn von L. wieder.

In der Musik hat L. die Bedeutung einer Grundform, aus der die größern Gebilde der vokalen wie der instrumentalen Kunst (Kantate, Monate u. s. w.) entwickelt sind. In seiner einfachsten Art, als Volkslied, besteht es aus zwei oder drei Sätzen, die meist nach Stoff und Wesen untereinander verwandt sind. Einfachheit und Eindringlichkeit sind die Zeichen seines Wertes. In die Kunstmusik drang das Volkslied sofort mit ihrer ersten Entwicklung ein, zunächst in der Form, daß als leitende Themen für Messen und andere ausgeführte Kirchengesänge Melodien von bekannten Volksliedern entnommen wurden. Der Anfang des franz. "L'homme armé" ist eins der am häufigsten benutzten Liedthemen. Im 16. Jahrh. wird das Volkslied für den mehrstimmigen Gesang umgebildet und giebt den Grund für die reiche Litteratur von Madrigalen und ihren Nebenformen (Villanellen, Frottolen u. s. w.), an der neben Italienern und Deutschen namentlich Engländer (Bird, Morley, Tallis) hervorragend beteiligt waren. Als im Anfang des 17. Jahrh. mit Oper, Oratorium und