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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lissa - Lissabon

Franché-Comté, studierte die Rechte und beteiligte sich an den Parteikämpfen in Besançon, die Anlaß gaben, daß er 1638 eine Reise nach Wien unternahm, wo er durch Kaiser Ferdinand III. gewonnen, in dessen Dienste trat. 1639 wurde er als Gesandter nach England geschickt, um mit Karl I. über die Wiedereinsetzung des Pfalzgrafen (s. Pfalz) zu verhandeln. Nachdem er 1645 von diesem Posten abberufen war, wurde er nach längerer Unthätigkeit 1655 an Karl X. Gustav von Schweden geschickt und erhielt später die Aufgabe, zwischen diesem und Polen einen Frieden zu vermitteln. Da sein Vorhaben scheiterte, bewog L. den Kaiser zu einem Bündnisse mit Polen. Als Gesandter in Polen brachte er dessen Aussöhnung mit dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wie das Bündnis zwischen diesem und dem Kaiser zu stande und spielte auch bei den Friedensverhandlungen in Oliva (1600) eine wichtige Rolle. Später wurde er an den Höfen in London und im Haag verwendet und bemühte sich seit 1667, eine große Koalition gegen Ludwig XIV. zu stande zu bringen, dessen gefährliche Pläne er auch in einer berühmten Flugschrift: "Le bonclier d'etat et de justice contre le dessein de la monarchie universelle" (1667), bekämpfte. Sein Werk war 1672 die österr.-holländ. Allianz. Er starb 13. Dez. 1674 in Wien. - Vgl. H. Reynald, Le baron de L. Sa jeunesse et sa première ambassade en Angleterre (in der "Revue historique", Bd. 27); Großmann, Der kaiserl. Gesandte Franz von L. im Haag 1672-73 (Wien 1873); A. Fr. Pribram, Die Berichte des kaiserl. Gesandten Fr. von L. aus den J. 1655-60 (ebd. 1887); ders., Franz Paul Freiherr von L. (1613-74) und die Politik seiner Zeit (Lpz. 1894).

Lissa, slaw. Vis, die westlichste der an der dalmat. Küste liegenden österr. Inseln im Adriatischen Meere, ist 100 qkm groß, hat (1890) 8674 E., Wein- und Ölbau und bildet einen eigenen Gerichtsbezirk (100,77 qkm, 8674 E.) der österr. Bezirkshauptmannschaft Lesina. Hauptort ist der Marktflecken L. mit 4822 E. und einem stark befestigten Kriegshafen. - L. war bereits zu Zeiten der Römer als Issa Flottenstation. Als die Franzosen Dalmatien besetzt hielten, ankerte in L. die engl. Flotte, welche hier 12. März 1811 das franz. Geschwader gänzlich schlug. Neuerdings ist L. bekannt geworden durch die große Seeschlacht, welche zwischen L., Lesina und Solta 20. Juli 1866 stattfand. Schon 18. Juli hatte die ital. Flotte unter Persano die Befestigungen von L. angegriffen. Am 20. Juli schickte sich Persano an, zu Comisa und Porto-Manego Truppen ans Land zu setzen und den Hafen zu nehmen, als die österr. Flotte unter Tegetthoff, von Fasana kommend, in Sicht kam. Persano fuhr den Österreichern entgegen. Diese hatten sieben, die Italiener zwölf Panzerschiffe. Die Holzschiffe der Italiener waren an Zahl und Größe den Österreichern ungefähr gleich. Die ital. Kiellinie wurde beim ersten Angriffe vom österr. Panzergeschwader hinter dem dritten Schiffe geteilt und beide Flotten gerieten durcheinander. Ein Teil der ital. Panzerschiffe, darunter das Admiralschiff, wendete sich gegen das Linienschiff Kaiser, dessen Lage sehr kritisch wurde. Das ital. Schiff Palestro geriet in Brand und flog auf. Tegetthoffs Flaggschiff rannte drei feindliche Panzer an, beschädigte zwei stark und bohrte den Rè d'Italia in den Grund. Hierauf zogen sich beide Flotten zurück, die italienische nach Ancona, die österreichische nach L. und von dort nach Pola. - Vgl. Der Kampf auf dem Adriatischen Meere 1866 (Wien 1869).

Lissa. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 521,30 qkm und (1890) 38 930, 1895: 39 434 (18 910 männl., 20 524 weibl.) E., 5 Städte, 52 Landgemeinden und 39 Gutsbezirke. - 2) L. in Posen (Polnisch-Lissa), poln. Lesno, Kreisstadt im Kreis L., an den Linien Breslau-Posen und L.-Glogau-Hansdorf (115,8 km) und den Nebenlinien L.-Ostrowo (96,9 km), Bentschen-L. (68,8 km) und L.-Jarotschin ((68,6 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Posen) mit 8 Amtsgerichten (Bojanowo, Fraustadt, Goslyn, Jutroschin, Kosten, L., Rawitsch, Schmiegel), eines Amtsgerichts, Hauptsteueramtes und einer Reichsbanknebenstelle, hat 1890: 13 110, 1895: 13 599 (6784 männl., 6815 weibl.) E., darunter 4953 Katholiken und 1290 Israeliten, in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 50 und die 3. und 4. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 20, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, zwei prot. und eine kath. Kirche, Synagoge, Gymnasium, Präparandenanstalt; Fabriken für Maschinen, Sprit, Liqueure und Cigarren, Kürschnerei, Gerberei u. s. w. und Handel mit Getreide. - L., früher Leszezynsko, der Stammort der Grafen von Leszczynski, wurde um 1547 unter dem Namen L. zur Stadt erhoben. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden sich zu L. viele böhm. und schles. Flüchtlinge ein, und nunmehr ward der Ort der Hauptsitz der böhm. Brüdergemeinen in Polen und einer der Haupthandelsplätze Polens. Später mannigfachen Bedrückungen, besonders von seiten der Jesuiten, ausgesetzt, traten die Einwohner von L. während des poln.-schwed. Krieges auf die Seite Karls X. Gustav. Bei dem Rückzüge desselben wurde L. 1056 von den Polen eingeäschert; ebenso wurde es von den Russen 1707 verbrannt. - 3) L., Deutsch-Lissa, früher L. in Schlesien, Pfarrdorf im Kreis Neumarkt des preuß. Reg.-Bez. Breslau, an der Weistritz und der Linie Kohlfurt-Breslau der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2541 (1890: 2063) E., darunter 880 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprechverbindung, Schloß des Fürsten Putbus, Nepomuksäule, Nervenheilanstalt; Thonplatten-, Dachpappen- und Lacklederfabrik. In dem Schlosse geriet Friedrich d. Gr. am Abend des Schlachttags von Leuthen (s. d.) fast ohne Begleitung unter den österr. Generalstab.

Lissa (Neu-Lissa), czech. Lysá nad Labem, Stadt im Gerichtsbezirk Neu-Benatek der österr. Bezirkshauptmannschaft Jung-Bunzlau in Böhmen, in 192 m Höhe, an den Linien Wien-Tetschen und Prag-Mittelwalde der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 3731, als Gemeinde 4137 czech. E., in Garnison eine Eskadron des 7. Dragonerregiments "Karl V. Leopold, Herzog von Lothringen und Barr", ein fürstl. Rohansches Schloß (Allodherrschaft, 3165 ha), gewerbliche Fortbildungsschule; eine Zuckerfabrik, Ziegelei und" eine Brauerei. L. wird bereits 1013 erwähnt.

Lissabon (portug. Lisboa, auch Lisbóa), Hauptstadt des Königreichs Portugal, liegt 38° 42' 24'' nördl. Br. und 9° 11' westl. L. in der Provinz Estremadura, an und auf sieben Hügeln, am rechten Ufer der vom Tejo etwa 25 km vor seiner Mün-^[folgende Seite]