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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lischbuna - Lisola

am Gymnasium in Schwerin, 1834 erster Archivar daselbst und stiftete 1835 den Verein für mecklenb. Geschichte und Altertumskunde. Er begründete die Altertümersammlungen des Vereins und gab die "Jahrbücher" desselben heraus. 1848 stiftete L. den Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, der im Aug. 1852 seine erste Sitzung in Dresden hielt; die dortigen Verhandlungen regten die Gründung des Germanischen Museums zu Nürnberg an, und infolge davon ernannte der Großherzog L. zum Konservator der mecklenb. Geschichts- und Kunstdenkmäler. 1856 wurde L. Archivrat, 1867 Geh. Archivrat. Er starb 22. Sept. 1883 in Schwerin. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehört die Geschichte der Familien von Maltzan (5 Bde., Schwer. 1842-53), von Hahn (4 Bde., ebd. 1847-60), von Örtzen (3 Bde., ebd. 1847-66), von Behr (4 Bde., ebd. 1861-68); außerdem sind hervorzuheben: "Geschichte der Buchdruckerkunst in Mecklenburg bis zum J. 1540" (ebd. 1839), "Mecklenb. Urkunden", Bd. 1-3 (ebd. 1837-41), und "Pfahlbauten in Mecklenburg", Bericht 1 u. 2 (ebd. 1865-68).

Lischbuna, arab. Name von Lissabon (s. d.).

Lisco, Emil Gust., prot. Theolog, geb. 13. Jan. 1819 in Berlin, studierte daselbst und in Bonn, wurde 1845 Prediger an der Marienkirche, 1859 an der Neuen Kirche in Berlin, wo er 8. Febr. 1887 starb. L. gehörte zu den hervorragenden freisinnigen Geistlichen Berlins, mit dessen kirchlichen Kämpfen sein Name eng verknüpft ist. Er war einer der Gründer des Berliner Unionsvereins und der "Prot. Kirchenzeitung" sowie Mitbegründer des Deutschen Protestantenvereins. Ein von ihm auf der Friedrichs-Werderschen Synode 1868 erstatteter Bericht veranlaßte den Pastor Knak zu der Erklärung, daß er unerschüttert an der biblischen Weltanschauung gegenüber dem Kopernikanischen System festhalte. Die wegen seines Vortrags "Legendenhafte Bestandteile in dem apostolischen Glaubensbekenntnis" (Berl. 1872) gegen ihn eingeleitete Disciplinaruntersuchung endete mit einem Verweis seitens des Konsistoriums "wegen Mangels an Besonnenheit". L. schrieb unter anderm mehrere Beiträge für die "Prot. Vorträge" (Bd. 1-6, Berl. 1870-73), sowie "Christl. Lehre" (ebd. 1860).

Sein Sohn, Heinrich L., geb. 13. Juni 1862, Verfasser von "Paulus Antipaulinus" (Berl. 1894), wurde 1895, weil er sich geweigert hatte, das Apostolische Glaubensbekenntnis im Gottesdienst zu verlesen, seines Amtes als Prediger am Waisenhaus zu Rummelsburg bei Berlin entsetzt.

Liscow, Christian Ludw., Schriftsteller, geb. 29. April 1701 zu Wittenburg im Mecklenburgischen, studierte in Rostock, Jena und Halle die Rechte, war 1729-33 Hauslehrer in Lübeck, bekleidete seit 1734 verschiedene Stellungen als Privatsekretär und Legationssekretär, trat 1741 in sächs. Dienste und wurde 1745 Kriegsrat. Um dieselbe Zeit heiratete er eine Witwe, die ihm das Gut Berg bei Eilenburg einbrachte. Wegen unvorsichtiger Äußerungen über die Verwaltung Brühls ward er 1750 seines Amtes enthoben und angewiesen, Dresden zu verlassen. Seitdem lebte er mit kurzer Unterbrechung auf seinem Gute, wo er 30. Okt. 1760 starb.

L. gehört zu den besten deutschen Prosaisten vor Lessing. Er ließ seit 1732 verschiedene satir. Schriften erscheinen, die er 1739 in der "Sammlung satir. und ernsthafter Schriften" vereinigte; die neue, von Müchler besorgte Ausgabe derselben (3 Bde., Berl. 1806) ist mangelhaft. Am bekanntesten ist sein Aufsatz "Die Vortrefflichkeit und Notwendigkeit der elenden Skribenten" (1736). - Vgl. die Biographien L.s von Schmidt von Lübeck ("Histor. Studien", Altona 1827), Helbig (Dresd. 1844) und Lisch (Schwer. 1845); B. Litzmann, L. in seiner litterar. Laufbahn (Hamb. 1883).

Lise-Lotte, s. Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orléans.

Lisenen (Lesinen, Laschenen), vertikale, nur wenig vor die Mauerfläche vortretende Wandstreifen oder pilasterartige Verstärkungen der Mauern. Sie dienen zur Abteilung der Wandflächen, also zur Bereicherung der Façaden und kommen besonders häufig an den Gebäuden roman. Stils vor, wo sie oberhalb, unter dem Hauptgesims, meist durch Bogenfriese (s. d.) unter sich verbunden sind. Die L. unterscheiden sich von den Pilastern durch das Fehlen des Kapitals.

Lisfrancsche Operation, die operative Entfernung des vordern Teils des Fußes in der Gelenklinie zwischen Fußwurzel und Mittelfuß.

Lisiere (frz., spr. -siähr), Saum; Rand eines Waldes, Rain eines Feldes u. s. w.

Lisieux (spr. -siöh). 1) Arrondissement des franz. Depart. Calvados, hat 889,38 qkm, (1891) 61 816 E., 122 Gemeinden und 6 Kantone. - 2) Hauptstadt des Arrondissements L., 40 km östlich von Caen, an der Touques und an den Linien Paris-Cherbourg und L.-Pont-l'Evêque (nach Trouville und Honfleur) sowie L.-La Trinité-de-Néville der Westbahn, in der fruchtbaren Landschaft Auge, hat (1891) 15 481, als Gemeinde 16 260 E., in Garnison einen Teil des 119. Infanterieregiments, eine 1022-1233 gebaute, teilweise restaurierte dreischiffige Kathedrale, Bischofspalast, Handelsgericht, Kommunal-Collège, Seminar und Bibliothek, Theater, Stadthaus, Museum, Hospiz; bedeutende Woll-, Baumwoll- und Leinenindustrie, Färberei, Brauerei und Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. L. ist das alte Lexovium oder Noviomagus.

Lisko. 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1831,52 qkm und (1890) 84 885 (42 202 männl., 42 683 weibl.) meist ruthen. E., 154 Gemeinden mit 357 Ortschaften und 153 Gutsbezirken und umfaßt die Gerichtsbezirke Baligród, L., Lutowiska und Ustrzykidolne. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft L. sowie eines Bezirksgerichts (370,97 qkm, 27 255 E.), rechts am obern San und an den Linien Neu-Zagorz-Stryj und Przemyśl-Mezö-Laborcz (Station L.-Lukawica) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 4020 poln. E., Post, Telegraph, altes Schloß, Fabriken für Pfeifen, Wagenschmiere, Kanditen, bedeutenden Handel mit Unschlitt, Seife, Holzwaren und Vieh, besonders Schweinen und in der Umgegend bedeutende Dampfsägewerke. Östlich von L. bei Uherce (998 E.) ein Schwefelbad.

Lisle, Leconte de, franz. Dichter, s. Leconte de Lisle.

Lismore (spr. -móhr), Insel der südl. Hebriden, zur schott. Grafschaft Argyll gehörig, am Ausgang des Loch Linnhe gelegen, 15 km lang und 2-3 km breit, mit (1891) 561 E.

Lismore (spr. -móhr), Stadt in der irischen Grafschaft Waterford, am Blackwater, im SSW. von Clonmel, hat eine Kathedrale, ein prächtiges Schloß des Herzogs von Devonshire, eine lat. Schule und (1891) 1632 E.

Lisola, François Paul, Freiherr von, österr. Diplomat, geb. 22. Aug. 1613 zu Salins in der