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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Löbau (in Sachsen) - Lobeck

eines Schlosses, Progymnasium, evang. Schullehrerseminar, 2 Vorschußvereine, Schlachthaus und Ackerbau. L. wurde 1222 gegründet und war zeitweilig Residenz der Bischöfe von Culm. -Vgl. Liek, Die Stadt L. (Marienwerder 1892).

Löbau. 1) Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, hat 523,10 qkm und (1890) 96 372 (45 464 männl., 50 908 weibl.) E., 4 Städte, 92 Landgemeinden und 68 Gutsbezirke. - 2) L., wend. Lubij, Stadt und Hauptort der Amtshauptmannschaft L., ehemals eine der Sechsstädte der Oberlausitz, am Löbauer Wasser, am Fuße des Löbauer Berges (445 m) und an den Linien Dresden-Görlitz, L.-Oberoderwitz (22,4 km), L.-Ebersbach (14,8 km) und L.-Weißenberg (15,5 km) der Sächs. Staatsbahnen, Sitz der Amtshauptmannschaft und eines Amtsgerichts (Landgericht Bautzen), einer Bezirkssteuereinnahme und -Schulinspektion, hat (1895) 8694 E. (1890: 7523, darunter 412 Katholiken und 33 Israeliten), Postamt erster Klasse, drei evang., eine kath. Kirche, Humboldt-, Klose- und Kriegerdenkmal, königl. Lehrerseminar, Realschule mit Progymnasium, Handelsschule, Stadtbibliothek, Schlachthof, Wasserleitung, Stadtbad (1870) mit Stahl- und Solquelle; Rotgarnfärberei, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Zucker, Pianofortes und Knöpfen, bedeutenden Handel mit Getreide, Garnen, Leinwand und Strumpfartikeln, welche letztere meist auswärts gefertigt werden. Auf dem Löbauer Berge wurde 1854 ein 32 m hoher eiserner Turm errichtet. In der Nähe soll eine große Staatsirrenanstalt erbaut werden. - Die Stadt wird urkundlich zuerst 1221 als opidum Lubaw erwähnt. Nachdem sie 1346 dem Bund der Sechsstädte (s. d.) beigetreten war, wurde sie zum gewöhnlichen Versammlungsplatze der Städte- und Landtage. Die Reformation nahm L. sehr bald an. - Vgl. Urkundenbuch der Städte Kamenz und L., hg. von H. Knothe im "Codex diplomaticus Saxoniae regiae", Bd. 7 (Lpz. 1883).

^[Abb.]

Lobberich, Dorf im Kreis Kempen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an der Linie Kempen-Venlo der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Cleve), hat (1895) 7543 (1890: 7264) E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph; bedeutende mechan. Webereien, Appreturen und Färbereien für Sammet, Sammetband und Seide.

Lobby (engl.), eigentlich ein bedeckter Gang oder ein Wartezimmer; in Amerika auch für Leute gebraucht, die häufig in den Vorzimmern von Beamten oder Abgeordneten anzutreffen sind, um dort die Erreichung persönlicher Zwecke zu betreiben. L. als Zeitwort gebraucht ist also etwa "antichambrieren".

Lobe, Joh. Christian, Komponist und musikalischer Schriftsteller, geb. 30. Mai 1797 zu Weimar, trat im 13. Jahre in die Weimar. Hofkapelle als Flötist ein und komponierte mehrere Opern, von denen "Die Flibustier" (1830) und "Die Fürstin von Granada" (1833) den meisten Beifall fanden. 1842 verließ L. diese Stellung, leitete kurze Zeit ein Institut für Musikunterricht und wandte sich 1846 nach Leipzig, wo er bis 1848 die Redaktion der "Allgemeinen musikalischen Zeitung" führte, als Schriftsteller, Komponist und Lehrer der Theorie wirkte und 27. Juli 1881 starb. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Lehrbuch der musikalischen Komposition" (4 Bde., Lpz. 1850-67; 5. Aufl. 1883; zum Teil neu bearbeitet von H. Kretzschmar), "Vereinfachte Harmonielehre" (ebd. 1861), "Musikalische Briefe" (2. Aufl., ebd. 1860), "Katechismus der Musik" (25. Aufl., ebd. 1893), "Katechismus der Kompositionslehre" (5. Aufl., ebd. 1887), "Aus dem Leben eines Musikers" (ebd. 1859) und "Konsonanzen und Dissonanzen" (ebd. 1869).

Lobe, Theod., Schauspieler, geb. 8. März 1833 zu Ratibor, wurde mit 17 Jahren Mitglied des Liegnitzer Theaters, dem seine Mutter (Dessoirs Schwester) vorstand. Nachdem er einige Zeit bei reisenden Gesellschaften gespielt hatte, erhielt er ein Engagement am Krollschen Theater zu Berlin, war dann Mitglied des Leipziger Stadttheaters, seit 1858 des Petersburger Hoftheaters und übernahm 1867 das Stadttheater in Breslau. 1869 gründete er hier das Lobe-Theater und leitete beide Bühnen bis 1870; von da an stand er nur der letztern vor, bis er das Theater an Lebrun verkaufte. Er folgte 1872 einem Rufe an das Stadttheater in Wien und wurde 1874 Direktor dieses Theaters, 1887 Oberregisseur des Hamburger Thaliatheaters. Seit Nov. 1892 ist er Oberregisseur des Hoftheaters in Dresden. L. ist ein vorzüglicher Regisseur und Charakterdarsteller: Mephisto, Shylock, König Philipp, Cromwell, Lear, Marinelli, Bonjour sind Meisterleistungen von ihm.

Löbe, Ernst Theodor, Sohn von William L., rechts- und staatswissenschaftlicher Schriftsteller, geb. 27. Nov. 1836 in Lausnitz bei Saalfeld in Meiningen, studierte in Leipzig die Rechte, trat in den sächs. Verwaltungsdienst, wurde 1871 Zollrat, 1873 Oberzollrat, 1877 Geh. Oberrechnungsrat, 1892 Zoll- und Steuerdirektor und Vorstand der königlich sächs. Zoll-und Steuerdirektion. L. schrieb: "Das deutsche Zollstrafrecht" (Berl. 1881; 2. Aufl., Lpz. 1890), "Handbuch des königlich sächs. Etat-, Kassen- und Rechnungswesens mit Einschluß der Staatshaushaltskontrolle" (Lpz.1884), "Der Staatshaushalt des Königreichs Sachsen in seinen verfassungsrechtlichen Beziehungen und finanziellen Leistungen" (ebd.1889).

Löbe, William, landwirtschaftlicher Schriftsteller, geb. 28. März 1815 in Treben in Sachsen-Altenburg, widmete sich der Landwirtschaft, praktizierte mehrere Jahre in Thüringen und siedelte 1840 nach Leipzig über, wo er 30. Jan. 1891 starb. Er schrieb: "Der Kleebau" (Lpz. 1841; 4. Aufl. 1858), "Geschichte der Landwirtschaft im altenburgischen Osterlande" (gekrönte Preisschrift, ebd. 1845), "Jahresbericht über die Fortschritte der Landwirtschaft" (1857-80). "Encyklopädie der Landwirtschaft" (6 Bde., ebd. 1850-52; Supplement dazu 1860), "Handbuch der rationellen Landwirtschaft" (ebd. 1854; 7. Aufl., Weim. 1887), "Hand-Lexikon der Landwirtschaft" (Lpz. 1863; 2. Aufl. 1878), "Anleitung zum Anbau der Handelsgewächse" (2 Bde., Stuttg. 1868-70), "Die Ernährung der landwirtschaftlichen Haustiere" (Lpz. 1871; 3. Aufl. 1875), "Der landwirtschaftliche Futterbau" (Berl. 1872; 3. Aufl. 1889), "Die Milchwirtschaft" (ebd. 1879; 2. Aufl. 1889). Seit 1840 gab er die "Landwirtschaftliche Dorfzeitung" heraus, die später als "Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung" erschien; seit 1854 veröffentlichte er einen "Taschenkalender für Haus- und Landwirte".

Lobeck, Christian Aug., Philolog und Altertumsforscher, geb. 5. Juni 1781 zu Naumburg a. d. S.,