Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

247

Loch Neß - Locke

Doms zu Köln, dessen Mittelstück die Anbetung der heiligen drei Könige, dessen Flügel Heilige und die Verkündigungsfiguren zeigen. Das Bild bezeichnet den Höhepunkt der Kölnischen Schule und verrät einen Künstler, dem ein hoher Sinn für monumental großartige Komposition wie für reiche gesättigte Farbenharmonie, zugleich aber eine zarte Empfindung eigen war. Einige andere Werke können ihm zugeschrieben werden; so die kleine Madonna im Rosenhag im Kölner Museum, Die Darstellung im Tempel in Darmstadt und das Altarbild mit dem Jüngsten Gericht, dessen eine Hälfte im Museum zu Köln, dessen andere, die Apostel-Martyrien, im Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. ist.

Loch Neß (spr. lock), See, s. Neß.

Lochos (grch.), bei den alten Griechen eine Abteilung von Fußsoldaten. Bei den Spartanern zerfielen die Hopliten in 6 Moren (s. Mora) zu je 2 Lochen, bei den Athenern in 10 Taxeis (nach den 10 Phylen), deren Unterabteilungen ebenfalls L. hießen. In den spätern griech. Söldnerheeren bestand ein L. aus 100 Mann und stand unter dem Lochagos.

Lochotin, Ort und Bad bei Pilsen (s. d.).

Lochring, s. Lochmaschine.

Lochsäge, s. Sägen.

Lochstempel, s. Lochmaschine.

Lochstreifenautomat, s. Automatische Telegraphie.

Lochtaster, soviel wie Hohlzirkel (s. d.).

Lochwiza. 1) Kreis im nördl. Teil des russ. Gouvernements Poltawa, hat 2640,6 qkm, 146 748 E. (meist Kleinrussen); Ackerbau, Vieh-, Pferdezucht, auch Tabaksbau, Bienenzucht, Töpferei, Böttcherei, Schmieden. - 2) Kreisstadt im Kreis L., an der L. und Sula und an der Linie Krementschug-L.-Romny der Eisenbahn Charkow-Nikolajew, hat (1894) 10 789 E., 6 russ. Kirchen, 2 israel. Bethäuser; Ölmühlen, Ziegeleien, Schmieden und Viehhandel.

Lochwürmer, soviel wie Saugwürmer (s. d.).

Lochzirkel, soviel wie Hohlzirkel (s. d.).

Loci communes (lat.), Gemeinplätze, im lat.-philos. Sprachgebrauche Grundbegriffe und selbstverständliche Wahrheiten; auch nannte so Melanchthon (s. d.) sein dogmatisches Hauptwerk.

Locieren (lat.), an seinen Platz stellen, setzen; ausleihen (Geld), verpachten; die Gläubiger einer Konkursmasse in Klassen ordnen.

Locke (spr. lock), John, engl. Philosoph, geb. 29. Aug. 1632 zu Wrington in der Grafschaft Somerset, studierte seit 1651 zu Oxford, trat in Verbindung mit dem Grafen Shaftesbury, der in der Folge Großkanzler von England wurde, und erhielt durch ihn einen Posten, den er aber verlor, als jener 1673 in Ungnade fiel. Aus Gesundheitsrücksichten begab er sich 1677 nach Montpellier und von da nach Paris, kehrte 1679 in sein Vaterland zurück, begleitete aber 1683 seinen Gönner Shaftesbury, als dieser von neuem in Ungnade fiel, nach Holland. Beschuldigt, in Holland Pasquille gegen die engl. Regierung in den Druck gegeben zu haben, verlor L. seine Stelle im Christ Church College zu Oxford. Nach der Entthronung Jakobs II. kehrte L. 1689 nach England zurück und erhielt eine untergeordnete, aber einträgliche Stelle im Ministerium der Kolonien. 1700 legte er indes seine Stelle nieder und lebte auf der Besitzung eines Freundes bei London. Er starb 23. Okt. 1704 und wurde zu Oates in der Grafschaft Essex begraben.

L.s philos. Lehre, die er in seinem Hauptwerk "Essay concerning human understanding" (2 Bde., Lond. 1690; französisch von Coste, Amsterd. 1700 u.ö.; deutsch von Tennemann, 3 Bde., Jena und Lpz. 1795-97, und von Kirchmann, ebd. 1872) niederlegte, entsprang aus dem Bestreben, die Erkenntnisfähigkeit des Menschen durch eine Untersuchung über den Ursprung der Vorstellungen zu prüfen; er findet ihn unter Leugnung aller angeborenen Begriffe nur in der Erfahrung und zwar der äußern (sensation) sowohl als auch der innern (reflexion). In Bezug auf die erstere führte er die Ansicht von Descartes und Hobbes, daß die sinnlichen Qualitäten, wie Farbe, Ton, Geschmack u. s. w., nicht als Eigenschaften der Dinge an sich, sondern nur als deren subjektive Wirkungen zu betrachten seien, konsequent aus und lehrte, daß nur Größe, Gestalt, Zahl, Lage und Bewegungszustand als objektive Eigenschaften der Dinge angesehen werden dürften; diese nannte er primäre, jene sekundäre Qualitäten. Da nun das menschliche Denken sich aus der Kombination dieser einfachen Elemente zusammensetzt, so giebt es ein streng demonstratives Wissen immer nur von den Verhältnissen unserer Vorstellungen, nicht aber von den Dingen; denn unter Substanzen verstehen wir nur den unbekannten Träger einer Reihe von bekannten Eigenschaften. Alle Wahrheit besteht für uns nicht in der Übereinstimmung der Vorstellungen mit Dingen, sondern in der Übereinstimmung der durch die Erfahrung gewonnenen Vorstellungen untereinander. Mit diesen Lehren wurde L. der eigentliche Begründer des engl. Empirismus und zugleich der Urheber einer sorgfältigen Forschung in der empirischen Psychologie. In England ist alle spätere Philosophie durch L.s Lehre beeinflußt; in Frankreich wurde sie durch Voltaire eingebürgert und durch Condillac zum Sensualismus umgebildet; in Deutschland rief sie als Gegensatz die bedeutendste Schrift von Leibniz hervor und übte auf das ganze Zeitalter der deutschen Aufklärung großen Einfluß aus. Nicht minder anregend wirkte L. auf den übrigen Gebieten des Denkens. In der Religionsphilosophie arbeitete er dem Deïsmus vor, indem er in seiner Schrift "The reasonableness of christianity" (Lond. 1695; neue Ausg. 1842) nachzuweisen suchte, daß die Lehren der positiven Religion, obwohl nicht durch die Vernunft gefunden, ihr doch nicht widersprächen. In polit. Hinsicht ist L. der erste philos. Vertreter des modernen Konstitutionalismus; er verteidigte in seinen "Two treaties of government" (1690; 6. Aufl. 1764) die soeben zu Gunsten Wilhelms von Oranien vollzogene Revolution und die repräsentative Verfassung, und dieses Werk hat auf Montesquieu und die spätern Begründer des modernen Liberalismus großen Einfluß gehabt. Seine 1693 gedruckten "Thoughts concerning the education" entwickeln an den besondern Verhältnissen der engl. Familienerziehung jene pädagogischen Grundsätze, die Rousseaus "Émile" vorgearbeitet haben. Ausgaben seiner Werke erschienen zu London (3 Bde., 1714; 12. Aufl., 9 Bde., 1826); seine philos. Werke gab Saint-John (2 Bde., Lond. 1854) heraus. - Vgl. die Biographien L.s von Lord King (Lond. 1829; neue Aufl. 1858), Bourne (2 Bde., ebd. 1876), Fraser (ebd. 1890) und Fowler (ebd. 1895); über seine Philosophie Tagart, L.'s writings and philosophy (ebd. 1855); Webb, The intellectualism of John L. (ebd. 1858); Schärer, John L. Seine Verstandestheorie und seine Lehren über Religion, Staat und Erziehung (Lpz. 1860); Cousin, La philosophie de L. (4. Aufl., Par. 1861); Fritsche,