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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Loir - Loire

des Puisaye, fließt nach N. und mündet, 160 km lang, unterhalb Moret. Von Montargis an, wo der Kanal von Briare endigt, führt bis zur Mündung der schiffbare Loingkanal.

Loir (spr. lŏahr), Fluß im nordwestl. Frankreich, hat seinen Ursprung im Depart. Eure-et-Loir, fließt nach SW. und mündet, 310 km lang, bei Briollay in die Sarthe, nahe vor deren Vereinigung mit der Mayenne, 7,5 km nördlich von Angers. Er nimmt rechts die Ozanne, Yères und Braye, links die Conie auf und ist von Coëmont 115 km weit mittels 40 Schleusen schiffbar.

Loire (spr. lŏahr, lat. Liger), der größte Fluß Frankreichs, der das Herz des Landes mit dem Ocean in Verbindung setzt, entsteht in der Centralmasse der Cevennen, in dem Hochlande von Velay, in 1370 m Höhe, am Gerbier de Jonc im Depart. Ardèche. In der Hälfte seines Laufs fließt er von S. gegen N. in einem Thale, welches rechts von den Gebirgszügen des Vivarais, Mont-Pilat, von Lyonnais, Charolais und Morvan, links von den Monts du Velay, dem Forezgebirge und den Montagnes de la Madeleine begrenzt und von einigen Querketten derselben durchsetzt wird. Dann wendet sich der Fluß von Revers nordwestwärts über Cosne und Gien nach Orléans, darauf in sanften Biegungen gegen Westen über Blois, Amboise, Tours, Saumur und Nantes und mündet, buchtenartig erweitert, bei St. Nazaire. Er hat eine Stromlänge von 1002 km und entwässert ein Gebiet von 121 000 qkm. Die L. nimmt 41 Flüsse auf, darunter 13 schiffbare. Die bedeutendsten sind links der Allier, Cher, Indre, die Vienne mit der Creuse, der Thonet und die Sèvre-Nantaise; rechts nur der Arroux und die Mayenne mit der durch den Loir verstärkten Sarthe. Die L. selbst ist von Retournac (Haute-Loire) bis Noirie im Departement L. 48 km weit flößbar, von da an für Flußschiffe 775 km und bei Nantes noch 50 km für Seeschiffe, im ganzen 825 km weit schiffbar. Aber ihre Tiefe ist nicht überall und zu jeder Jahreszeit für die Schiffahrt genügend, vermindert sich sogar von Jahr zu Jahr. Der Fluß arbeitet fortwährend an der Erhöhung seines Bettes und der Bildung neuer Inseln und Bänke, indem er das durch sein bedeutendes Gefälle thalabwärts getragene Gerölle fallen läßt. Infolgedessen tritt die L., besonders wenn auf den Cevennen der Schnee schmilzt, über ihre Ufer und richtet Überschwemmungen an, so daß unterhalb Orléans vielfach Dämme gebaut werden mußten. Bei Nantes hat der Fluß eine Breite von 1900 m und die Flut steigt noch 30 km über diese Stadt hinauf. Doch schwindet die Bedeutung von Nantes als Seehafen zu Gunsten von St. Nazaire, weil auch die Mündung des Flusses (9¼ km breit) immer mehr versandet und jetzt bei Ebbe durchschnittlich nur 2 m Tiefe besitzt. Wegen der Wichtigkeit der Wasserstraße, welche die L. darbietet, hat man seit 1822 den Seitenkanal (Canal latéral à la L.) angelegt, der von Digoin (im Anschluß an den südlich abgehenden Kanal nach Roanne) an bis Briare, unterhalb Châtillon, 196 km weit durch vier Departements geführt ist. Die L. ist durch die Kanäle von Borry und Montlu/con mit dem obern Cher sowie mit der Saône durch den Kanal von Charolais, mit der Seine durch die von Briare und Orléans und den Loingkanal verbunden, so daß mittelbar ein Zusammenhang mit Rhein und Rhône besteht; auch führt eine mehrfach verzweigte Wasserstraße zu den Nordküsten: der 360 km lange Kanal von Nantes nach Brest. Die L. durchströmt 12 Departements, von denen sechs nach ihr benannt sind.

Die L. war Grenzfluß zwischen Aquitania und Gallia Lugdunensis, dann zwischen den Westgoten und Franken bis 507; für die Kriegsgeschichte wichtig wurde der Fluß in den Kämpfen gegen die Araber (Schlacht bei Tours 732) und gegen die Engländer (Belagerung von Orléans 1429), in den Hugenottenkriegen, bei dem Einfalle der Alliierten (1814), und 1871 seit der Einschließung von Paris. (Vgl. von der Goltz, Die Operationen der Zweiten Armee an der L., Berl. 1875; Hoenig, Der Volkskrieg an der L. im Herbst 1870, 2 Bde., ebd. 1893.) Auch waren Gien, Orléans, Blois, Tours, Amboise und Schlösser an der L. Residenz fränk. und franz. Könige. - Vgl. Touchard-Lafosse, La L. historique, pittoresque et biographique (5 Bde., Nantes 1840-45); L. Barron, La L. (Par. 1888); Dufresne, Étude géographique sur les rives de la L. ("Le Globe", 1888).

Loire (spr. lŏahr), franz. Departement, die alten Grafschaften Forez und Beaujolais und Teile von Lyonnais umfassend, grenzt an Saône-et-Loire (N.), Rhone und Isère (O.), Ardèche und Haute-Loire (S.), Puy-de-Dôme (W.) und Allier (NW.), hat auf 4759,6 qkm (1891) 616 227 E., also 128 auf 1 qkm, und zerfällt in die drei Arrondissements Montbrison, Roanne und St. Etienne, mit 30 Kantonen und 332 Gemeinden; Hauptstadt ist St. Etienne. Mit Ausnahme des südöstl. Teils, der zum Bassin der Rhône gehört, bildet es ein weites Hochthal zu beiden Seiten der Loire, das im O. durch die Gebirge von Mont-Pilat, Mont-Tarare und Charolais, im W. durch das Forez- und Madeleinegebirge begrenzt, außer dem Hauptstrome von dessen Nebenflüßchen Furand, Coise, Gand und Sornin rechts, Bouson, Mare, Lignon, Aix und Tessonne links bewässert wird und außer den Ebenen von Montbrison und Roanne ganz aus Bergland besteht (Ausläufer der Cevennen mit dem 1434 m hohen Mont-Pilat). Ein steiniger Boden lagert auf und an den Bergen; fruchtbarer sind nur die Thäler. Im Thale der Loire ist das Klima mild und außer in einer mit Teichen bedeckten Ebene im Mittelpunkte des Departements gesund, rauher dagegen in den Gebirgsgegenden. 1892 wurden auf 51 866 ha 829 856 hl Weizen, auf 56 659 ha 849 885 kl Roggen, auf 20 900 ha 250 800 hl Hafer gebaut; allein das erzeugte Getreide deckt den Bedarf der dichten Bevölkerung nicht. 17 065 ha sind mit Weinbergen bedeckt und liefern (1892) 298 445 kl Wein (darunter Côte rôtie an der Rhône); auch werden in Fülle vortreffliches Obst,

besonders aber Kastanien (Lyoner Maronen) sowie Hanf gewonnen. Auf den guten Wiesenwachs stützt sich die Viehzucht (1887: 163 964 Rinder, 107 760 Schafe) und die Bereitung von Käse. Ansehnliche Fichtenwälder liefern Holz, Kohlen, Terpentin und andere Forstprodukte, das Mineralreich Granit, Porphyr, Marmor und Flintsteine, wenig Metall, aber viel Steinkohlen. Die Kohlenbecken von St. Etienne und Rive de Gier gehören zu den reichsten Frankreichs, lieferten 1888: 3,3 Mill. t und beschäftigen durchschnittlich 16 500 Arbeiter. Auch Mineralquellen finden sich zu St. Alban, St. Galmier u. s. w. Der Mittelpunkt der großartigen Eisenindustrie ist St. Etienne. Hoch entwickelt ist die Seidenmanufaktur, Spinnerei, Weberei, Fabrikation von Leinen, Batist, seidenen Bändern, Posamenten u. s. w. Auch giebt es Gerberei, Papier-, Tapeten-^[folgende Seite]