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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lothringen (Herzog von) - Lötrohr

Innerhalb der letzten drei Jahrhunderte hat sich die Sprachgrenze um nahezu 10 km zu Ungunsten des Deutschen verschoben. Jedoch im Stadtkreis Metz, welcher früher eine nahezu ausschließlich französisch sprechende Bevölkerung hatte, ist das deutsche Element durch Militär und Beamtentum in starker Zunahme begriffen und beträgt zur Zeit 46 Proz. der Gesamtbevölkerung. Die deutsche Mundart, die in L. gesprochen wird, gehört zu den moselfränk. Mundarten (s. Deutsche Mundarten, Bd. 5, S. 31 b); im besondern ist die Mundart des westl. Teils dieselbe wie in Luxemburg. - Vgl. This, Die deutsch-franz. Sprachgrenze in L., nebst einer Karte (Straßb. 1887); Witte, Zur Geschichte des Deutschtums in L., nebst Karte (Metz 1890).

Die Zahl der Geborenen betrug (1891) 14 968, darunter 454 Totgeborene, die Sterbefälle 10 509.

Der Bezirk hat 34 Kantone, 751 Gemeinden, 89 938 bewohnte Gebäude mit 103 140 Familienhaushaltungen, 14 287 einzeln lebenden selbständigen Personen und 564 Anstalten und zerfällt in folgende 8 Kreise:

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Kreise qkm Bewohnte Wohnstätten Einwohner Evangelische Katholiken Israeliten

Metz (Stadtkreis) 6,70 3 004 60 186 17 183 41 493 1 434

Metz (Landkreis) 1 075,83 15 616 76 805 7 117 68 979 618

Bolchen 715,14 9 772 41 621 510 40 388 638

Château-Salins 974,98 11 110 48 956 2 935 45 196 695

Diedenhofen 946,83 15 530 84 505 4 594 78 965 915

Forbach 699,27 12 301 68 696 4 464 63 345 792

Saarburg 1 008,88 12 015 63 096 9 387 52 266 1 131

Saargemünd 794,65 10 590 66 527 6 707 58 679 852

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Sitz der Bezirksbehörden ist Metz (s. d.).

Der Bezirk L. besitzt 132 qkm Wegeland (531 km Staatsstraßen, 2640 km Kreisstraßen) und 67 qkm Gewässer. Der Haushaltsetat für 1893/94 schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 1 438 200 M. ab.

Vgl. Lang, Der Regierungsbezirk L. (Metz 1874); ders., Annuaire de la Lorraine (ebd. 1874 fg.); Huhn, Deutsch-Lothringen (Stuttg. 1875); Puymaigre, Chants populaires recueillis dans le pays messin (2. Aufl., Par. 1881); Cosquin, Contes populaires de Lorraine (2 Bde., ebd. 1886); Schwebel, Sagen und Bilder aus L. (Forbach 1886); Kraus, Kunst und Altertum in L. (Straßb. 1886-89); Lerond, Lothr. Sammelmappe (Sittengeschichtliches, I-II, Forbach 1890-91); Jahrbuch der Gesellschaft für lothr. Geschichte und Altertumskunde (Metz 1890 fg.); Löper, Die landwirtschaftlichen Verhältnisse in L. (ebd. 1893); Mündel, Die Vogesen (7. Aufl., Straßb. 1893); Auerbach, Le plateau lorrain (Par. 1893); Erbrich, Lieder aus dem Metzer Lande (Metz 1894). Karten: Kirchner, Das Reichsland L. (1:320 000, Straßb. 1882); Rothenberger, Ortsentfernungskarte für den Bezirk L. (1:150 000, Metz 1888): ders., Verkehrs- und Wegekarte von L. (1:200 000, 6. Aufl., Lpz. 1891). S. Elsaß-Lothringen.

Lothringen, Herzog von, österr. Feldmarschall, s. Karl V. Leopold.

Lothringen, Prinz von, österr. Feldmarschall,s. Karl Alexander.

Lothringer, s. Franken (Volksstamm).

Lothringische Eisenbahnen, s. Reichseisenbahnen.

Lothrop, Amy, Pseudonym von Anna Bartlett, s. Warner, Susan.

Loti, Pierre, Pseudonym von Julien Viaud (s. d.).

Lotichius, Petrus L. Secundus, neulat. Dichter, geb. 2. Nov. 1528 zu Schlüchtern, studierte in Marburg, Wittenberg, Erfurt, nahm am schmalkald. Kriege teil, lebte eine Zeit lang in der Heimat, trieb seit 1554 in Bologna Medizin und starb an den Folgen eines Liebestranks 7. Nov. 1560 als Professor der Medizin in Heidelberg. L. ist der größte Lyriker Deutschlands im 16. Jahrh. Seine Dichtungen, meist elegisch, behandeln mit Naturgefühl und selbst volkstümlichen Anklängen eigene Kriegs- und Herzenserlebnisse, auch religiöse Stoffe, enthalten sich dagegen des höfischen Schmeichelns. Beste Gesamtausgabe von Petr. Burmann dem Jüngern (2 Bde., Amsterd. 1754); die Elegien übersetzte Köstlin (Halle 1826). L. ist der Held von O. Müllers Roman "Der Professor von Heidelberg" (3 Bde., Heidelb. 1870). - Vgl. Henkel, P. L. (Hersfeld 1873).

Lötigkeit, s. Fein.

Lotion (lat.), Waschung, Waschmittel.

Lotium (lat.), der Harn (s. d.).

Lötkolben, Lötlampe, s. Löten.

Lotleine, s. Lot (S. 303 a).

Lotophagen (grch., d. h. Lotosesser), bei den Alten Name eines im Norden von Afrika auf einer Insel der Kleinen Syrte und an deren Küste wohnenden friedlichen und gastfreien Volksstammes, der von den honigsüßen Früchten einer dort einheimischen Lotosart den Namen erhielt. Aus diesen Früchten bereiteten die L. auch Wein. Nach Homers Dichtung nahmen sie den Odysseus, als er auf seinen Irrfahrten zu ihnen kam, mit seinen Gefährten auf, doch äußerte die Süßigkeit der Lotosfrucht auf letztere eine solche Wirkung, daß sie ihr Vaterland darüber vergaßen.

Lotos, bei den Griechen Bezeichnung für verschiedene Pflanzen mit eßbaren Früchten; vorzüglich unterschieden sie den ägyptischen und cyrenaischen L. Der von Theophrast erwähnte L. ist der Lotus-Judendorn (Zizyphus lotus W., s. Zizyphus), der Steinfrüchte von der Größe der wilden Pflaumen mit fast kugeligem Kerne trägt. Diese wohlschmeckenden, süß-schleimigen Früchte, von den Arabern Nabk oder Nabka genannt, dienten wie noch heute schon den ältesten Bewohnern Nordafrikas zur Speise (s. Lotophagen). Bei den Indern und Ägyptern sowie bei Dioskorides bezieht sich der Name L. auf mehrere schöne Wasserrosen, namentlich bei den Ägyptern auf die himmelblaue (Nymphaea caerulea Sav., s. Nymphaea) und die ägyptische Seerose (Nymphaea lotus L.) und bei den Indern (wie bei den Ägyptern) auf die prächtige Nelumbo (Nelumbium speciosum W., s. Nelumbium), die in stehendem und langsam fließendem Wasser, besonders im Nil und Ganges wachsen und bei diesen Völkern einen hohen Grad der Verehrung genossen. Bei den Indern ruht der Weltenschöpfer auf einem L., welche Blume ihnen nach deren ganzem Bau ein Sinnbild der Erde ist. Auch bei den Ägyptern war der L. Sinnbild des Universums; die Lotosblume (s. Fig. a.) wurde stilisiert vielfach in der ägypt. Wandmalerei (s. Fig. b) und Baukunst (Lotossäule, Lotoskapitäl; s. Tafel: Ägyptische Kunst II, Fig. 2) verwendet. - Der Libysche L. gehört zur Gattung Celtis (s. d.).

^[Abb.: Lotosblume: a. naturalistisch, b. stilisiert.]

Lotperlen, Perlen mittlerer Größe.

Lotrecht, senkrecht, s. Lot (S. 303 a).

Lötrohr, ein Gerät, mit Hilfe dessen man in eine Flamme einen feinen, aber kräftigen Luftstrom ein-^[folgende Seite]