Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

446

Madeira (Wein) - Madeyski von Poraj

des Beni (10° 22'), wo er 820 m Breite erreicht, heißt er Itenez, nimmt dann den Namen M. an und mündet nach einem weitern Laufe von 1380 km, 2700 m breit und mit einem Seitenarme die Tupinambarana umfassend, in den Amazonenstrom. Die Gesamtlänge des M. und Mamoré beträgt etwa 3200 km, sein Gebiet umfaßt 1 158 000 qkm; 90 größere Flüsse gehören dazu; an seiner Mündung fließen in der Sekunde 6870 cbm Wasser in den Amazonenstrom. Dampfer gehen monatlich von Manaos, gelegentlich von Para bis Sao Antonio. Die auf 370 km durch Stromschnellen unterbrochene Schiffahrt reicht im Mamoré bis an den Fuß der Cordilleren. Eine Bahn sollte die Stromschnellen umgehen, ist jedoch wieder aufgegeben worden. - Vgl. Keller-Lenzinger, Vom Amazonas und M. (Stuttg. 1874).

Madeira, auf der gleichnamigen Insel wachsende Weine, die ihren Charakter sowohl dem äußerst günstigen Klima als dem vulkanischen Basaltboden sowie der besondern Behandlungsweise bei ihrer Lagerung verdanken. Der größte Teil der Insel produziert kleinbeerige helle Trauben; Rotwein wird nur sehr wenig gewonnen. Die Reben werden an hölzernem Gitterwerk in die Höhe gezogen. Die Weinlese beginnt schon Ende August. Der beste M. kommt von der Südseite der Insel, aus der Gegend von Funchal, Cama do Lobos, Campanario u. s. w., während die Nordseite geringere Qualitäten erzeugt, wie auch die benachbarte Insel Porto-Santo. Die Hauptmasse des auf der Insel produzierten Weins ist der Verdelho oder einfach M., während die Qualitäten Malvazia (engl. Malmsey), Boal und Sercial von besondern Traubensorten herstammen. Malvazia und Boal sind ungemein volle würzige und reiche Weine, meist süßlich, während Sercial ein ganz trockner hellgelber, sogar etwas an Rheinwein erinnernder bouquetreicher Wein ist.

Der größte Jahresertrag der Insel an Wein wurde für die besten Jahre auf 100 -120 000 hl angegeben; 1852 erschien jedoch auf der Insel die Traubenkrankheit und richtete die ganze Weinkultur zu Grunde. Die neuen Anpflanzungen fielen sodann 1873 der Reblaus zum Opfer und ein großer Teil des vorher mit Weinreben bepflanzten Terrains wurde mit Zuckerrohr bepflanzt. Allmählich wurden aber die Weinberge wieder neu angelegt, mit amerik. Stecklingen und inländischen Pfropfreisern, und nachdem die Weinproduktion in den verhängnisvollen Jahren auf beinahe Null gesunken war, hebt sie sich gegenwärtig wieder und erreicht bereits die Ziffer von ungefähr 20 000 hl per Jahr.

Die Trauben werden in der gewöhnlichen Grünreife gepreßt und der Most ganz vergoren, so daß aller M. ursprünglich trocken ist. Bleibt der Wein sodann zum Altern auf gewöhnlichem Lager in den Magazinen, so heißt er Canteiro- (d. h. Lager-)Wein. Früher pflegte man, um die M. rascher zu altern und zu veredeln, dieselben auf große Seereisen nach heißen Ländern zu schicken. In neuerer Zeit läßt man die Weine in Estufas do sol, gut eingemachten Magazinen mit Glasdach, ein Jahr an der Sonnenwärme liegen und sich entwickeln, oder sie bleiben in geheizten Räumen bei einer Temperatur von 40 bis 60° C. je nach Qualität 3-6 Monate liegen, wobei sie über 10 Proz. ihres Flüssigkeitsgehalts verlieren, dabei aber an Geschmack, Aroma und Weichheit ungemein gewinnen, abgesehen davon, daß bei der großen Hitze alle Keime für spätere Nachgärungen ertötet werden. Diese Estufaweine bilden weitaus die Mehrzahl aller M. Diejenigen Qualitäten, die nicht als ganz trockne und helle, sog. Dry-Madeira in den Handel kommen, sind mit etwas eingekochtem Weinmost, unvergorenem Wein oder sogar mit Rohrzucker versüßt und etwas gefärbt, worunter jedoch das Aroma etwas leidet.

Mädelbaum, süddeutsche Bezeichnung der Kiefer.

Madeleine (frz., spr. mad'lähn), Magdalena; Madelon (spr. mad'lóng), Lenchen.

Madeleine, La (spr. mad'lähn), Stadt im franz. Depart. Nord, Vorort von Lille, mit 9689 E.; Fabriken für Zucker, chem. Produkte und Seife, Leinweberei, Bleicherei, Eisengießerei und Gerberei.

Madelen, Stadt im Großherzogtum Sachsen-Weimar, s. Magdala.

Madeley (spr. mehdlĕ), Industriebezirk in der engl. Grafschaft Shropshire, am Severn, umfaßt die Orte Coalbrookdale, Coalport und Ironbridge mit (1891) 8852 E.; Eisenwerkstätten, Töpferei und Kohlengruben.

Madelonetten (frz., spr. mad'l-), soviel wie Magdalenerinnen.

Mädelstein, Berg im Riesengebirge (s. d.).

Mädelsüß, Pflanzenart, s. Spiraea.

Mademoiselle (spr. mad'mŏaséll), s. Dame und Damoiselle.

Maden, die fußlosen, weichen, nicht oder schwach gefärbten Larven mancher Insekten, insbesondere der vieler Zweiflügler.

Madenfresser (Crotophaga Ani L., s. Tafel: Kuckucksvögel II, Fig. 6) oder Madenhacker, Ani, ein über den größten Teil Südamerikas, die Antillen bis zu den südl. Vereinigten Staaten vorkommender Kuckucksvogel von 35 cm Länge, schwarzer Farbe, mit langem Schwanz und helmartigem, auf dem First kantig zusammengedrücktem Schnabel von Kopflänge. Die M. leben besonders von Kerbtieren, halten sich gern auf Viehweiden auf und lesen den Kühen gelegentlich ihre Hautschmarotzer ab. Mehrere Weibchen bauen zusammen ein großes Nest, belegen es mit ihren blauen, weiß überkalkten Eiern und brüten gemeinsam. Zwei andere verwandte Arten finden sich in Südamerika. - M. heißt auch eine Gattung der Stare (s. d.).

Madensteine, die verkieselten Farnstämme des Rotliegenden (s. d.).

Madenwurm oder Pfriemenschwanz, s. Haarwürmer.

Madera, Insel, s. Madeira.

Maderaner Thal, rechtes Seitenthal der Reuß im schweiz. Kanton Uri, erstreckt sich 12 km lang vom Hüfigletscher bis Amstäg, wo die Maderaner Reuß oder der Kärstelenbach mündet. Vom Schächenthal im N. durch die kühn ansgezackte Kette des Großen Ruchen (3136 m), der Großen und der Kleinen Windgälle (3192 m und 2988 m) geschieden, südlich vom Hauptkamm der Glarner Alpen mit dem Düßistock (3262 m) und dem Oberalpstock (3330 m) umschlossen, reich an Waldungen, schönen Almweiden und Wasserfällen (Stäuber, Lämmernbach), wird das Thal von Touristen viel besucht. Aus dem Hintergrunde führen Gletscherpässe über das Claridenjoch (s. Clariden) ins Linththal und über den Brunnipaß (2730 m) nach Disentis.

Madesis (grch.), s. Haarschwnnd.

Madeyski von Poraj, Stanislaus, Ritter, österr. Staatsmann, geb. 21. April 1841 zu Sieniawa in Galizien, studierte in Krakau und Lemberg Rechtswissenschaft und trat 1864 in den Staatsdienst. Nachdem er 1868 zum Gerichtsadjunkten