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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mansfeld; Mansfelder Gebirgskreis; Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft

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Mansfeld (Geschlecht) - Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mansfeld'

hörte, und die Lutherschule, die der Reformator besucht hat. In der Nähe die Ruinen des Stammschlosses der Grafen von M., das im Dreißigjährigen Kriege teilweise geschleift wurde. Die Kirche und ein Teil des Schlosses sind restauriert.

Mansfeld, eins der ältesten gräfl. Geschlechter in Deutschland, das von dem alten Schloß M. in der gleichnamigen Grafschaft seinen Namen führte, gewann in dem mit der Erbtochter des letzten alten Grafen von M. verheirateten Burkhard von Querfurt, Burggrafen von Magdeburg, im 13. Jahrh. einen neuen Stifter seines Stammes. Die Enkel Burkhards stifteten die Linien M. und Querfurt, und 1475 entstanden die vorderortische und die hinterortische, so genannt nach den von ihnen bewohnten Abteilungen des Schlosses zu M. Die letztgenannte Linie erlosch 1606, nachdem sie sich zuvor noch in die mittelortische und hinterortische Linie geteilt hatte; die vorderortische zerfiel durch die zahlreichen Kinder des Grafen Ernst II. in mehrere Linien, von denen die eislebische oder protestantische 1710 erlosch und die katholische oder bornstädtische, welche die reichsfürstl. Würde erlangte, 1780 mit dem Fürsten Joseph Wenzel im Mannsstamm ausstarb. Die Allodialgüter und der Name gingen infolge der Vermählung der Tochter des letzten Fürsten an das Haus Colloredo über. (S. Colloredo-Mansfeld.) - Vgl. Niemann, Geschichte der Grafen von M. (Aschersl. 1834).

Unter den alten mansfeldischen Grafen hat sich Hoyer, der 1115 in dem Treffen beim Welfesholze blieb, um Kaiser Heinrich V. verdient gemacht. - Zur Zeit der Reformation war es Albrecht III. (geb. 1480), der sich als einer der ersten vom hohen deutschen Adel für Luthers Sache erklärte und eine der kräftigsten Stützen der Protestanten war. Er stand vielfach in persönlichen Beziehungen zu Luther und hatte hervorragenden Anteil an dem Siege bei Frankenhausen; auch war er eifrig für die Ausbreitung der Reformation in seinem Lande thätig. Mehrfache, durch Albrecht hervorgerufene Familienzwiste führten Luther einigemal als Schiedsrichter nach Eisleben, wo er auch 1546 starb. Während des Schmalkaldischen Krieges kämpfte Albrecht 1547 in Norddeutschland und wurde infolge der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg vom Kaiser geächtet und aller seiner Besitzungen beraubt. 1550 trat er in den Dienst der Stadt Magdeburg, schloß sich 1552 an Moritz von Sachsen an und kam durch Abschluß des Passauer Vertrags wieder in den Besitz seiner Güter. Er starb 4. März 1560. - Peter Ernst, Statthalter von Luxemburg und Brüssel (geb. 1517), zeichnete sich in kaiserl. und span. Kriegsdiensten aus, erhielt 1594 die Würde eines Fürsten des Römischen Reichs und starb 1604.

Graf Peter Ernst II. von M., ein natürlicher Sohn des Statthalters Peter Ernst, wurde 1580 geboren, in der kath. Religion erzogen und leistete in den Niederlanden und in Ungarn wichtige Dienste, so daß ihn Kaiser Rudolf II. legitimierte. Weil man ihm aber die Güter, die sein Vater in den Niederlanden besessen hatte, gegen das gegebene Versprechen vorenthielt, schlug er sich 1610 zu den prot. Fürsten und trat zur reform. Kirche über. Er vereinigte sich 1618 mit den mißvergnügten Böhmen, denen er Truppen zuführte, focht in Böhmen und in der Pfalz, brandschatzte und verheerte die Rheingegenden und schlug mit dem Markgrafen Georg Friedrich von Baden Tilly bei Wiesloch 27. April 1622. Nach ziellosem Hin- und Herziehen trat er im Herbst mit Christian von Braunschweig in holländ. Dienste und besetzte Ostfriesland, das seine zuchtlosen Scharen während des Winters völlig aussogen. Nachdem er sein Heer entlassen, Holland, Paris und London besucht hatte, warb er 1625 mit engl. und franz. Geld ein neues Heer, mit welchem er 1626 in Deutschland eindrang. Am 25. April 1626 schlug ihn Wallenstein an der Dessauer Elbbrücke völlig und verfolgte ihn durch Schlesien bis nach Ungarn hinein, wo sich M. mit Bethlen Gabor von Siebenbürgen vereinigte. Als dieser aber plötzlich mit dem Kaiser Frieden schloß und M. aus Venedig und England neue Hilfe für sein aufgeriebenes Heer schaffen wollte, starb er auf der Reise in einem bosn. Dorf 29. Nov. 1626. - Vgl. Reuß, Graf Ernst von M. im böhm. Kriege 1618 - 21 (Braunschw. 1865); Villermont, Ernest de M. (2 Bde., Brüss. 1866); Graf Ütterodt zu Scharffenberg, Ernest Graf zu M. 1580-1626 (Gotha 1867); Großmann, Des Grafen E. von M. letzte Pläne und Thaten (Bresl. 1870); E. Fischer, Des Mansfelders Tod (Berl. 1878).

Mansfelder Gebirgskreis, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 496,56 qkm und (1890) 63 003,1895: 65 426 (32 735 männl., 32 691 weibl.) E., 4 Städte, 54 Landgemeinden und 33 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Mansfeld.

Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft, das größte private Bergwerksunternehmen innerhalb des Deutschen Reichs, treibt in der Gegend von Eisleben, Mansfeld und Hettstedt den Bergbau auf dem zur Zechsteinformation gehörigen bituminösen Mergelschiefer- oder Kupferschieferflöz, welches wie ein schmales schwarzes Band auf einer etwa 500 qkm großen Fläche in muldenförmiger Krümmung über dem Rotliegenden gelagert ist. Der Bau auf Kupferschiefer hat sich von jeher nur auf den West- und Nordrand der Mulde erstreckt, weil im Süden das Flöz einen ausreichenden Kupfergehalt nicht mehr darbietet. Das Flöz besitzt die geringe Mächtigkeit von kaum 0,6 m. Der dem bloßen Auge meist nicht erkennbare Erzgehalt des Schieferflözes besteht vorwiegend in Schwefelkupferverbindungen (namentlich Kupferkies, auch Buntkupfer und Kupferglanz) sowie Schwefelsilber. Man kann im Durchschnitt annehmen, daß die Kupferschiefer in den eigentlichen Mansfelder Revieren zwischen Gerbstedt und Eisleben einen Kupfergehalt von 2 bis 3 Proz. nebst ½ Pfd. Silber im Centner Kupfer führeu.

Der Bergbau reicht angeblich zurück bis ins 12. Jahrh.; sicher ist, daß die erste Beleibung der Grafen von Mansfeld erst 1364 unter Karl IV. innerhalb der sogenannten kaiserl. Berggrenze stattfand. Nachdem der Bergbau anfangs verhältnismäßig geblüht hatte, ging er in der Mitte des 15. Jahrh. durch finanzielle Mißwirtschaft der Grafen und Erbteilungen sehr zurück und kam in und nach dem Dreißigjährigen Kriege fast ganz zum Erliegen. 1671 wurde er freigelassen, und es bildeten sich allmählich sieben verschiedene Gewerkschaften unter verwickelten gegenseitigen Beziehungen und mit besondern Hüttenberechtigungen, bis endlich 1852 dieselben zu der jetzigen einzigen Gewerkschaft konsolidiert wurden, welche 17. Juni 1876 ihr letztes Statut erhielt; die Zahl der Kuxe beträgt 69 120. Damit begann eine Periode großartigen Aufschwungs, indem es gelang, durch ausgedehnte Tiefbauanlagen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 562.