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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mansfelder Seekreis - Mantegazza

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft'

nebst Wasserhaltungen in wenigen Jahren die früher nur etwa 2000 Ctr. Kupfer betragende Jahresproduktion zu verzehnfachen. Auf fünf großen Werken wird die Gewinnung von Kupfer und Silber aus den Schiefern betrieben. Eine besondere Anstalt dient zur elektrolytischen Raffination von silberhaltigem Bodenkupfer. Eine Schmalspurbahn von 42 km Länge mit Anschluß an die Staatsbahn verbindet die meisten einzelnen Schächte und Hüttenwerke miteinander. 1895 betrug die Zahl sämtlicher Dampfmaschinen 339. Außerdem besitzt die Gewerkschaft eine Maschinenwerkstatt, zwei Kupferhämmer zu Rothenburg und Eberswalde, eine Messingnäpfchenfabrik, ferner Steinkohlenzechen und Koksanstalten in Westfalen, sehr ausgedehnte Forsten am Südostabfall des Harzes, eine Anzahl von Rittergütern u. s. w. Verkauft wurden 1895 bei sehr gesunkenen Preisen 174 797 Doppelcentner Kupfer für 15 867 034 M., sowie 75 877 kg Feinsilber für 6 679 049 M.; die Gesamteinnahme für verkaufte Produkte betrug in diesem Jahr etwas über 23 ½ Mill. M. Das Gesamtvermögen der Gewerkschaft betrug Ende 1895 mit Ausschluß des Wertes der Berg- und Hüttenwerke und bei reduzierter Einsetzung der Effekten und Immobilien 21 156 103 M.; die Gesamtbelegschaft auf sämtlichen Werken zählte 17 806 Mann, welche 45 705 Angehörige zu ernähren hatten. Durch Einrichtungen für das Wohl der Arbeiter (Schlafhäuser, Krankenhäuser, Schulen, Unterstützungskassen, Kolonisation, Hausbaudarlehen, Roggenbonifikation u. s. w.) hat sich die Gewerkschaft von jeher in freigebiger Weise ausgezeichnet. Der jährliche Gewinn, welcher 1888 die höchste Summe mit 9 503 859 M. ausmachte, ging in den darauf folgenden Jahren aus Anlaß der äußerst gesunkenen Preise für Kupfer und Silber sehr zurück, und für 1892, 1893 und 1894 wurde nichts, 1895 wieder 25 M. per Kux verteilt. In der letzten Zeit wurde die Gewerkschaft gezwungen, den Salzigen See bei Oberröblingen auszupumpen, dessen Wasser unterirdisch in einzelne Tiefbaue eingedrungen war; dadurch hat dieselbe allerdings ein Areal von etwa 900 ha fruchtbarsten Bodens gewonnen.

Mansfelder Seekreis, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 587,27 qkm und (1890) 92 551, 1895: 94 707 (46 702 männl., 48 005 weibl.) E., 4 Städte, 90 Landgemeinden und 21 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Eisleben.

Mansfelder Seen, s. Salziger See.

Mansfeldisch, s. Deutsche Mundarten.

Mansfield (spr. männsfihld), Stadt in der engl. Grafschaft Nottingham, hat (1891) 15 925 E., mit Mansfield-Woodhouse (2819 E.) 18 744 E., Lateinschule; große Strumpfwirkereien, Baumwollwaren- und Spitzenfabriken, Handel mit Korn und Malz.

Mansfield (spr. männsfihld), Hauptstadt des County Richland im nordamerik. Staate Ohio, zwischen Cleveland und Columbus, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 13 473 E., ein Theater und Gerichtshaus; Fabrikation von Dreschmaschinen, Papier und Mehl.

Mansion-House (spr. männsch'n haus), in London die Amtswohnung des Lord-Mayor.

Manso, Joh. Kasp. Friedr., Humanist und Schulmann, geb. 26. Mai 1760 zu Blasienzell im Herzogtum Gotha, studierte in Jena Philologie, wurde 1784 Lehrer und 1789 Professor am Gymnasinm zu Gotha, 1790 Prorektor und 1793 Rektor am Magdalenum in Breslau. Er starb 9. Juni 1826. M. gab heraus und übersetzte die Gedichte des Bion und Moschus (Gotha 1784; 2. Aufl., Lpz. 1807) und übertrug frei ins Deutsche Virgils "Georgica" (Jena 1783) und Sophokles' "König Ödipus" (Gotha 1785). Auch sind zu erwähnen M.s "Vermischte Schriften" (2 Bde., Lpz. 1801), "Vermischte Abhandlungen und Aufsätze" (Bresl. 1821) und das Lehrgedicht "Die Kunst zu lieben" (anonym, Verl. 1794). Von seinen histor. Werken sind hervorzuheben: "Sparta" (3 Bde. in 5 Abteil., Lpz. 1800-5), "Leben Konstantins d. Gr." (Bresl. 1817), "Geschichte des preuß. Staates seit dem Hubertusburger Frieden" (3 Bde., Frankf. 1819-20; 3. Aufl. 1839) und "Geschichte des ostgot. Reichs in Italien" (Bresl. 1824). Als Recensent hatte M. auch Schiller und Goethe angegriffen, die sich dafür in den "Genien" scharf rächten. - Vgl. Tröger, Rektor M. im Xenienkampf (Bresl. 1893).

Manßûr, Al-, richtigere Schreibung für Almansor (s. d.).

Manstein, Albrecht Ehrenreich Gustav von, preuß. General der Infanterie, geb. 24. Aug. 1805, trat 1822 in das damalige 3. Infanterieregiment und wurde als Premierlieutenant 1841 zum Adjutanten beim Generalkommando des 1. Armeekorps ernannt. Er avancierte bis 1863 zum Generalleutenant und Commandeur der 6. Division, die er 1864 mit Auszeichnung beim Sturm auf die Düppeler Schanzen und beim Übergang nach Alsen führte. Im Feldzuge von 1866 führte er die Reserve der Ersten Armee, mit der er am Ende der Schlacht von Königgrätz entscheidend eingriff. 1867 zum kommandierenden General des 9. Armeekorps und 1868 zum General der Infanterie ernannt, führte er das 9. Korps im Feldzuge 1870/71 namentlich bei Gravelotte und Le Mans mit großer Auszeichnung. M. erhielt 1873 den erbetenen Abschied. Er starb 11. Mai 1877 zu Flensburg. 1889 wurde das schlesw. Infanterieregiment Nr. 84 nach ihm benannt.

Mansurah (d. h. die Siegreiche), Stadt in Unterägypten, Hauptstadt der Provinz Dachalieh, am rechten Ufer des Damiette-Arms, an der Eisenbahn Kairo-M. (158 km), hat etwa 16 000 E., große Fabrikanlagen und ist Stapelplatz für die Erzeugnisse des Deltas, hauptsächlich für Baumwolle. Die Stadt wurde 1222 gegründet; 1250 wurde Ludwig IX. von Frankreich hier geschlagen und gefangen genommen.

Mant., hinter wissenschaftlichen Tiernamen Abkürzung für Gideon Algernon von Mantell, Arzt und Paläontologen, geb. 1790, gest. 1852. Von ihm u. a.: "Illustrations of the geology of Sussex" (mit 21 Tafeln, Lond. 1826), "The wonders of geology" (7. Aufl., ebd. 1858).

Mantaro, Oberlauf des westl. Quellflusses des Ucayali (s. d.), entspringt am Westfuße des Cerro de Pasco in Peru unter 11° südl. Br. und in 4000 m Höhe, durchströmt die Laguna de Chinchaycocha, durchzieht das Hochland am Ostabhang der Küstenkette bei Oroya (s. d.) und Huancayo, wendet sich bei Huanta nach Norden und heißt nach dem Zusammenfluß mit dem Apurimac Ené.

Mantauer Kohlenwerke, s. Dobrzan.

Manteau d'arlequin (frz., spr. mangtoh d'arl'käng), eine Draperie auf den Theatern (s. Arlecchino).

Mantegazza, Paolo, ital. Pbysiolog und Anthropolog, geb. 31. Okt. 1831 zu Monza, ließ sich nach längern Reisen durch Europa und Südamerika

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 563.