Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

584

Marezzomarmor - Margarete (von Navarra)

Marezzomarmor, s. Stuccaturarbeit.

Marforio, antike Marmorstatue, s. Flußgötter.

Marfuß, s. Drudenfuß.

Margadant, Satiriker, s. Lemnius.

Margareta, die Heilige, von Antiochia, lebte nach der Legende zur Zeit des Kaisers Diocletianus. Von ihrer Amme zum Christentum bekehrt, wurde sie vom dortigen Präfekten Olybrius, weil sie seine Liebe nicht erwiderte, ins Gefängnis geworfen und schließlich enthauptet. Ihr Gedächtnistag ist der 20. Juli. Ein Bild, darstellend den Moment, wo sie den in Gestalt eines Drachens sie verfolgenden Satan durch Erhebung des Crucifixes besiegt, hat Giulio Romano gemalt (Hofmuseum in Wien).

Margareta, die Heilige, Königin von Schottland, Enkelin von Edmund (s. d.) Eisenseite, heiratete 1070 den König Malcolm III. von Schottland, war fromm und wohlthätig, erbaute mehrere Kirchen und suchte im ganzen Königreich Bildung, Tugend und Gottesfurcht zu verbreiten und die schott. Kirche der röm. zu nähern. Sie starb 1093. Papst Innocenz IV. sprach sie 1251 heilig. Gedächtnistag: 10. Juni.

Margarete von Anjou, Gemahlin Heinrichs VI. von England, wurde 23. März 1430 als Tochter des Herzogs René von Anjou geboren und 24. Mai 1445 mit Heinrich vermählt. Die jugendliche Königin und ihr Günstling Suffolk beherrschten den schwachen König und die Regierung vollständig, sie stürzten 1447 den Herzog von Gloucester und räumten ihn wahrscheinlich durch Mord aus dem Wege. Die Mißerfolge des franz. Krieges riefen eine große Erregung im Volke hervor, der Suffolk 1450 zum Opfer fiel und die im Aufstand des John Cade (s. d.) zu gewaltsamem Ausbruch kam. Im Rosenkriege (s. d.) führte M. die Lancasterpartei mit männlicher Entschlossenheit gegen den volksbeliebten Richard von York. Bei Wakefield (s. d.) siegten 1460 die Truppen der Königin, Richard York fiel, aber sein Sohn Eduard (s. Eduard IV.) eroberte sich bei Towton (1461) die Krone. Heinrich und M. flohen nach Schottland. Dann warb die Königin für ihre Sache in Frankreich, aber ihre Landungsversuche mißglückten, sie begab sich nach Lothringen, wo sie mehrere Jahre bei ihrem Vater in Nancy lebte. Erst die Verbindung mit dem von Eduard abgefallenen Grafen Warwick stellte 1470 auf kurze Zeit Heinrichs Königtum wieder her. Am Tage der Schlacht bei Barnet 14. April 1471, in der Heinrich die Krone wiederum verlor, landete M. in Begleitung ihres 18jährigen Sohnes Eduard bei Weymouth in Dorsetshire mit einem franz. Hilfskorps. Bald darauf, 4. Mai 1471, erlag sie jedoch bei Tewksbury; ihr Sohn Eduard wurde erschlagen, sie selbst gefangen genommen. Sie blieb, während Heinrich im Tower umkam, in enger Haft, bis 1475 durch Vermittelung Ludwigs XI. von Frankreich ihre Befreiung gegen ein Lösegeld erreicht wurde. Sie lebte dann in Frankreich bis zum 25. Aug. 1482.

Margarete von Frankreich oder von Valois, Tochter Heinrichs II. und der Katharina von Medici, geb. 14. Mai 1553 zu St. Germain-en-Laye, heiratete 18. Aug. 1572 den König von Navarra, den spätern Heinrich IV. von Frankreich. Die mit großer Pracht vollzogene Vermählung war der Vorläufer der Bartholomäusnacht (s. d.). Als Heinrich von Navarra vom Hofe entfloh, wurde sie noch lange daselbst zurückgehalten und ihrem Gemahl erst 1578 nach Pau zugeführt. Infolge ihres zügellosen Lebens und ihrer ligistischen Gesinnung veruneinigte sie sich vier Jahre später mit Heinrich, verließ ihn und kam an den Hof, ward aber von Heinrich III. wegen ihres Lebenswandels verstoßen und eine Zeit lang gefangen gehalten. Nach der Thronbesteigung Heinrichs IV. wurde die kinderlose Ehe durch Clemens VIII. 1599 geschieden. 1606 ging sie nach Paris, wo sie im Umgang mit Schriftstellern lebte. Sie starb, als letzter Sprößling der Valois, 27. März 1615. Man hat von ihr interessante "Mémoirs" (Par. 1628 u. ö.; deutsch von Fr. von Schlegel, Lpz. 1803); eine Ausgabe ihrer "Mémoires et lettres" besorgte Guessard (Par. 1842). - Vgl. Mongez, Histoire de la reine Marguerite de Valois (Par. 1777); Saint-Poncy, Histoire de Marguerite de Valois (2 Bde., ebd. 1887).

Margarete (Margherita), Königin von Italien, s. Humbert.

Margarete von Navarra oder von Valois, früher von Angoulème, Tochter Karls von Orléans, Herzogs von Angoulème, aus der Ehe mit Luise von Savoyen, geb. 11. April 1492 zu Angoulème, vermählte sich 1509 mit Karl von Alençn, der 1525 starb. Aus Liebe zu ihrem Bruder, Franz I., mit dem enge geistige Gemeinschaft sie verband, begab sie sich nach dessen Gefangennehmung nach Madrid, um persönlich für seine Freigabe zu wirken, hatte aber keinen Erfolg. 1527 vermählte sie sich mit Henri d'Albret, König von Navarra, dem sie Jeanne d'Albret, die Mutter Heinrichs IV., gebar. M. war eine feine und heitere Natur von echt weiblichem Empfinden; sie war voll prot. Gedanken, verteidigte die Anhänger der neuen Lehren am Hofe, bis Franz' I. Abkehr dies unthunlich machte, und bot ihnen dann in Nérac an ihrem eigenen Hofe eine Zuflucht. Sie starb 1549 in Béarn. M. schrieb mit Gewandtheit in Versen und in Prosa und hinterließ das "Heptaméron des nouvelles", von Cl. Gruget geordnet (Par. 1559 und sehr oft; neue Ausg. von F. Frank, 3 Bde., ebd. 1879-80), eine Sammlung von Erzählungen im Geschmack des Boccaccio, meist auf zeitgenössischen Vorkommnissen beruhend und für die Kulturgeschichte Frankreichs in jener Zeit sehr wichtig. 1895 wurden in einem Manuskript der Pariser Nationalbibliothek neue poet. Werke M.s entdeckt. Ein Teil ihrer Dichtungen war noch bei ihren Lebzeiten u. d. T. "Marguerites de la Marguerite des princesses, très illustre royne de Navarre" von ihrem Kammer-^[folgende Seite]