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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marienblatt - Mariengulden

143 Katholiken, eine schöne Hauptkirche, neue große Zentralschule, Unteroffizierschule und Vorschule, Waisenhaus, Krankenhaus, Wasserleitung, Gasbeleuchtung; Baumwollspinnerei, Flachsbereitungsanstalt, Spielwaren-, Bürstenholz-, Mosaikplatten-, Cigarren- und Kistenfabrikation, Spitzen- und Häkelindustrie und Silberbergbau. Die Stadt wurde 1521 gegründet. - 3) M. im Westerwald, Dorf und Hauptort des Oberwesterwaldkreises im preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Limburg a. d. Lahn), Steuer- und Katasteramtes, hat (1890) 707 E., Post, Telegraph, evang. Pfarrkirche, Vorschußverein, Agentur der Nassauischen Landesbank- Gerberei und in der Umgebung Braunkohlen-, Eisenstein- und Thongruben. M. wird als Sommerfrische besucht. - 4) Feste von Würzburg (s. d.). - 5) Augustinernonnenstift bei Helmstedt(s.d). - 6) Benediktinerstift bei Mals (s. d.).

Marienblatt, Pflanzenart, s. Tanacetum.

Marienborn, Mineralbad in der Amtshauptmannschaft Kamenz (s. d.) der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, 3,7 km nördlich vom Kloster Marienstern, zum Dorfe Schmeckwitz gehörig, in 175 m Höhe, hat drei eisen- und schwefelhaltige Quellen (12,5-14° C.), ein Kur- und Badehaus und in der Nähe ein Braunkohlenlager. - M. heißt auch ein Weiler bei Büdingen (s. d.).

Marienburg. 1) M. in Westpreußen, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Danzig, hat 811,44 qkm und (1890) 58 552, 1895: 60 737 (29 778 männl., 30 959 weibl.) E., 3 Städte, 134 Landgemeinden und 4 Gutsbezirke. - 2) M. in Hannover, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, hat 483,87 qkm und (1890) 37 235, 1895: 38 810 (19 371 männl., 19 439 weibl.) E., 1 Stadt, 72 Landgemeinden und 18 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Hildesheim. - 3) Kreisstadt im Kreis M. in Westpreußen, rechts an der Nogat, über die eine Schiffbrücke, eine Gitterbrücke (295 m) und eine Eisenbahnbrücke führen, an den Linien Berlin-Schneidemühl-Eydtkuhnen und den Nebenlinien M.-Allenstein (113,7 km) und Thorn-M. (137,1 km) der Preuß. Staatsbahnen und an der M.-Mlawkaer Eisenbahn (150 km), Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Elbing), Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 10 279 E., darunter 3816 Katholiken und 217 Israeliten, 1895: 10 728 (5194 männl., 5534 weibl.) E., Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, evang. Kirche, Schloßkirche, kath. Kirche, das alte Schloß der Hochmeister des Deutschen Ordens (s. unten), Denkmal Friedrichs d. Gr., 9. Okt. 1877 enthüllt, Gymnasium, Lehrerseminar, höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, Landwirtschaftsschule, Taubstummenanstalt; Zuckerfabrik, Mälzerei, Mühlen, Fabrikation von Maschinen, Thonwaren und Watte und lebhaften Handel mit Holz, Getreide, Federn und Borsten sowie Pferdemärkte. - M. war ursprünglich eine einfache Feste, die 1274 von dem Deutschen Orden zur Sicherung der Nogatstraße angelegt wurde. Vor Verlegung seiner Residenz nach M. ließ der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen 1306-9 eine Residenz aufführen, das sog. Mittelschloß, durch einen Wallgraben von der alten Feste, dem sog. Hochscbloß, getrennt. Später wurde die Vorburg hinzugefügt. Der Hochmeister Dietrich von Altenburg (1335-41) erbaute den schönen Konventsremter (s. Tafel: Burgen II, Fig. 3), erweiterte die Schloßkirche und legte die Hochmeistergruft an. Unter Winrich von Kniprode (1351-82) erreichte die Burg ihre höchste Vollendung (s. den Grundriß, Taf. II, Fig. 2). Nach der Schlacht bei Tannenberg 1410 hielt sich M. gegen die Belagerung durch die poln.-litauische Übermacht unter der Leitung des heldenmütigen Heinrich von Plauen, aber 6. Juni 1457 nahmen die Polen es ein. Infolge des Thorner Friedens (1466) blieb M. bei Polen. Nachdem M. 1772 in den Besitz Preußens gelangt war, wurde das Schloß als Magazin benutzt; 1817-42 wurde es wiederhergestellt, und seit 1877 ist eine Renovation unter Baurat Steinbrecht im Werke. - Vgl. Voigt, Geschichte von M. (Königsb. 1824); Eichendorff, Die Wiederherstellung des Schlosses zu M. (Berl. 1844); Witt, M., das Haupthaus des Deutschen Ordens (Königsb. 1854); Bergan, Das Ordenshaupthaus M. (Berl. 1871); Pederzani-Weber, Die M. (3. Aufl., Königsb. 1890); Steinbrecht, Schloß M. in Preußen (Berl. 1894). - 4) M., Schloß bei Calenberg (s. d.) in Hannover. - 5) M., Ruine bei Zell (s. d.) an der Mosel.

^[Abb.]

Marienburg (ungar. Földvár), Groß-Gemeinde und Sitz eines Stuhlbezirks (17 711 E.) im ungar. Komitat Kronstadt in Siebenbürgen, an der Einmündung des Burzenbachs in die Aluta (links), und an der Linie Budapest-Klausenburg-Kronstadt- Predeal der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 2212 deutsche und rumän. E., in Garnison eine Eskadron des 1. Husarenregiments, eine Ackerbauschule und in der Nähe die Ruinen der von den deutschen Ordensrittern, welche anfangs des 13. Jahrh. das Burzenland besaßen, 1222 erbauten M.

Marienburger Niederung, ein Teil der großen, fruchtbaren Niederung im Mündungsgebiete der Weichsel. Die Insel zwischen Weichsel und Nogat heißt Großer Werder, der untere Teil am Haff Tiegenhofer Niederung, der im O. der Nogat gelegene Teil Kleiner Werder und dessen nordöstl. Stück Elbinger Niederung.

Mariendistel, s. Silybium.

Marienfaden, s. Altweibersommer.

Marienfeste, s. Maria (Mutter Jesu).

Marienflachs, s. Stipa.

Mariengarn, s. Altweibersommer.

Marienglas, Mineral, s. Gips.

Mariengras, s. Hierochloa.

Mariengroschen, Silbermünze, zuerst 1515 in Goslar geprägt, war in den braunschweigischen und hannov. Landen, später auch in Westfalen und am Rhein verbreitet, bewahrte aber das ursprüngliche Gepräge (die Jungfrau Maria mit dem Kinde) nicht. In neuerer Zeit rechnete man 36 M. zu 8 Pfennigen auf den Thaler des 20-Guldenfußes. Stücke zu 3 M. braunschw. und hannov. Schlages liefen als 1/12-Thalerstücke bis zur Einführung der Markwährung um. - Der Mariengulden, mit gleichem Gepräge, wurde zu 20 M. ausgeprägt. Braunschweig prägte bis gegen Ende des 18. Jahrh. Gulden im 18-Guldenfuße oder sog. Neue Zweidrittel zu 24 M. - Der Marienthaler, Thaler mit dem Marienbilde, wurde in Goslar, in Bayern, Mainz, Trier und an verschiedenen andern Orten geprägt, auch in Ungarn, hier und in Bayern bis in die neuere Zeit hinein.

Mariengulden, s. Mariengroschen.