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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Materie (strahlende) - Mathilde (von Österreich)

Materie, strahlende, s. Strahlende Materie.

Materiell (frz.), stofflich, körperlich; auf den Stoff (im Gegensatz zur Form) bezüglich, sachlich, wesentlich, am Stoff haftend, am Irdischen hängend, genußsüchtig.

Materieller Konkurs, s. Imminenter Konkurs.

Materieren (von Materie), eitern; in der Sprache der Handwerker früher: das Meisterstück arbeiten; Materiermeister (Materienmeister), der Zunftmeister, der das M. überwachte.

Mater magna (lat.), s. Kybele.

Mater Matuta, altitalische Göttin, s. Matuta.

Matern (lat.), mütterlich; Matérna (Mehrzahl von maternuum), mütterliches Erbteil.

Materna, Amalie, dramat. Sängerin, geb. 10. Juli 1847 zu St. Georgen in Steiermark, bildete sich im Grazer Musikverein aus und wurde 1865 Soubrette am Grazer Theater. Nach ihrer Vermählung mit dem Schauspieler Karl Friedrich wurde sie Mitglied des Carl-Theaters in Wien und ging 1869 zur Hofoper über, an der sie bis 30. Dez. 1894 wirkte. Die dramat. Kraft ihrer Stimme und das ausgeprägte bewegte Spiel machten sie zu einer der hervorragendsten Wagner-Sängerinnen.

Maternität (lat.), Mütterlichkeit; Maternitätsprincip, der Grundsatz, daß die Erhaltung des unehelichen Kindes der Mutter allein obliegt, wie im franz. Recht (s. La recherche de la paternité est interdite).

Maternus, Firmicus, lat. Schriftsteller, s. Firmicus Maternus.

Matéthee, s. Ilex und Paraguaythee.

Mathema (grch., eigentlich "Wissenschaft"), mathem. Lehrsatz.

Mathematik (grch., "Kenntnis"), "Wissenschaft") ist die Wissenschaft der Größen, weshalb sie Größenlehre genannt werden kann. Man unterscheidet die reine und die angewandte M. Die reine M. zerfällt in die Arithmetik (s. d.) und die Algebra (s. d.), welche die Zahlgrößen betrachten, und die Geometrie (s. d.), welche die Raumgrößen behandelt. Zur angewandten M. rechnet man die Mechanik, die mathem. Physik, die Astronomie und die Geodäsie. Auch unterscheidet man als technische M. die praktische Arithmetik (merkantilische, jurist. und polit. Rechenkunst); die praktische Geometrie (graphische Geometrie, Projektionslehre, Konstruktionslehre, Feldmeßkunst, Forstgeometrie, Markscheidekunst); die praktische Mechanik oder Maschinenlehre; die bürgerliche Baukunst; die Wasserbaukunst oder Hydromechanik; die Kriegswissenschaften (namentlich Artillerie und Befestigungskunst); die Wissenschaften des Seewesens oder die Nautik (Schiffbau, Steuermannskunst). Ferner unterscheidet man zwischen niederer und höherer M. Die letztere ist die höhere Analysis (s. d.), die die Differentialrechnung (s. d.) und Integralrechnung (s. d.) zur Grundlage hat. Die mathematische Gewißheit oder Wahrheit ist sprichwörtlich, weil der Beweis der mathem. Sätze jeden Zweifel ausschließt.

Vgl. Suter, Geschichte der mathem. Wissenschaften (2 Bde., Zür. 1873 -75); Hermann Hankel, Zur Geschichte der M. im Altertum und Mittelalter (Lpz. 1874); Höfer, Histoire des mathématiques depuis leurs origines jusqu'au commencement du 19e sciècle (Par. 1874); Günther, Ziele und Resultate der neuern mathem.-histor. Forschung (Erlangen 1876); Abhandlungen zur Geschichte der M. (Lpz. 1877 fg.); Cantor, Vorlesungen über Geschichte der M. (3 Bde., ebd. 1880 fg.; 2. Aufl., ebd. 1894 fg.); Handbuch der M., hg. von Schlömilch (Bresl. 1880-81); Baltzer, Elemente der M. (2 Bde.; Bd. 1, 7. Aufl., Lpz. 1885; Bd. 2, 6. Aufl., 1883). - Zeitschriften: Acta mathematica, von Mittag-Leffler (Stockholm); Archiv der M. und Physik, gegründet von Grunert, fortgesetzt von Hoppe (Leipzig); Jahrbuch über die Fortschritte der M., von Lampe (Berlin); Journal für reine und angewandte M., begründet von Crelle, jetzt herausgegeben von Fuchs (ebd.); Mathem. Annalen, begründet von Clebsch; Zeitschrift für M. und Physik von Schlömilch, Kahl und Cantor (Leipzig). Vgl. auch die Litteraturangaben bei den Artikeln, auf die oben verwiesen ist.

Mathematisches Klima, s. Klima (Bd. 10, S. 416 a).

Mathematische Zeichen. Außer den unter Arithmetische Zeichen (s. d.) aufgeführten werden in der Geometrie und höhern Analysis z. B. noch die folgenden M. Z. gebraucht. Es bedeutet ^[img]ABC oder ^[img]ABC oder auch ^[img] einen Winkel ABC, dessen Scheitel bei B liegt, während mit ^[img] ein Bogen und mit ∆ABC ein Dreieck bezeichnet wird. AB ║ CD heißt: die Linie AB ist parallel zu CD; dagegen AB ┴ CD, AB ist senkrecht auf CD. Das griech. π (pi) bedeutet die Ludolfsche Zahi. Besondere Abkürzungen haben die Cyklometrischen Funktionen (s. d.) und die Goniometrischen Funktionen (s. d.). d ist das Zeichen für ein totales, ∂ das für ein partielles Differential und ∆ das Zeichen für eine nach Null konvergierende Zu- oder Abnahme eines Funktionswertes. (S. Differentialrechnung.) ∫ ist das Integralzeichen. (S. Integralrechnung.) ∑ ist das Zeichen einer Summe von gleichgebauten Ausdrücken.

Mathias, s. Matthias.

Mathilde, Name des 253. Planetoiden.

Mathilde, die Heilige, vermählte sich 909 mit dem deutschen König Heinrich I. (s. d.), dem sie drei Söhne und zwei Töchter gebar. Als Wohlthäterin der Armen und Begründerin zahlreicher Klöster ausgezeichnet, starb sie 14. März 968 im Kloster zu Quedlinburg. Ihr Gedächtnistag ist der 14. März.

Mathilde, Gemahlin Kaiser Heinrichs V., geb. 1102, Tochter Heinrichs I. von England, wurde 1114 mit Kaiser Heinrich V. vermählt, nach dessen Tode 1125 sie nach England zurückkehrte, wo sie zur Thronerbin erklärt und 1128 mit Gottfried (Geoffrey) Plantagenet von Anjou vermählt wurde. Aber sie vermochte nach dem Tode des Vaters 1135 ihren Anspruch auf die Nachfolge gegen ihren Vetter Stephan von Blois, der sich des Thrones bemächtigt hatte, nicht zu behaupten. Stephan geriet zwar 1141 in ihre Gefangenschaft, doch wurde sie ihrer Unbarmherzigkeit wegen bald von den Bürgern Londons vertrieben. Seit dem Tode ihres Gemahls (gest. 1151) scheint M. meist in der Normandie gelebt zu haben. Sie starb 10. Sept. 1167. Ihr Sohn Heinrich II. gelangte erst 1151, nach Stephans Tode, auf den Thron und begründete damit die neue Dynastie der Plantagenets in England.

Mathilde von Österreich, Tochter Ludwigs III. des Bärtigen von der Pfalz, geb. 1419, heiratete 1434 den Grafen Ludwig von Württemberg (gest. 1450), 1452 Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (gest. 1403); sie starb 1482 in Rottenburg. Für sie haben Herm. von Sachsenheim und Jak. Pütrich gedichtet, Niklas von Wyle, Antonius von Pforr und H. Steinhöwel übersetzt. - Vgl. Strauch, Pfalzgräfin M. in ihren litterar. Beziehungen (Tüb. 1883).