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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Matthias I. Corvinus - Maturität

unter Thurn eine eigene Regierung und den bewaffneten Widerstand organisierten, Schlesier und Mähren sich ihnen anschlossen, wurde in Wien durch Ferdinand der Berater des Kaisers, Khlesl, gestürzt und dem kränkelnden und altersschwachen M. die Regierung aus der Hand genommen. Inmitten der allgemeinen Gärung starb M. 20. März 1619.

Matthīas I. Corvīnus, König von Ungarn (1458-90), der zweite Sohn Johann Hunyadys (s. d.), wurde 1443 geboren und bestieg 1458 nach Ladislaus’ V. Posthumus Tode den Thron Ungarns, nachdem er bis dahin durch die Feinde seines Vaters in Böhmen gefangen gehalten war. Mehrere ungar. Große wählten zwar 1459 den Kaiser Friedrich III. zum Gegenkönig; aber M. C. brachte die Großen bald wieder auf seine Seite und schloß 1463 auch Frieden mit dem Kaiser, der gegen eine Summe Geldes und event. Anerkennung seines Nachfolgerechts die Krone des heil. Stephan herausgab. Dann zog M. C. gegen die Türken, die die südl. Grenzgebiete wiederholt verheerend heimgesucht hatten, und entriß ihnen einen Teil Bosniens. Er setzte jedoch den Krieg nicht fort, sondern wendete sich, vom Papst Paul II. angetrieben, gegen den gebannten Böhmenkönig Georg Podiebrad, dessen Nachfolger, der poln. Prinz Wladislaw, gezwungen wurde, ihm im Frieden zu Olmütz (22. Juli 1479) Schlesien, Mähren und die Lausitz abzutreten und die Nachfolge in Böhmen zuzugestehen. Nach dem Wiederausbruche des Krieges mit Friedrich III. eroberte er einen Teil Österreichs mit Wien, wo er seine Residenz aufschlug und 1490 starb. M. C. war ein Förderer der Wissenschaften, versammelte berühmte Gelehrte an seinem Hof und legte eine kostbare Büchersammlung an (s. Corvina). M. C. hinterließ nur einen natürlichen Sohn, Johannes Corvinus, dessen Bemühungen, sich die Thronfolge zu erkämpfen, vergeblich waren. Sein Nachfolger wurde Wladislaw V. von Böhmen (als König von Ungarn Wladislaw II.). - Vgl. Fraknói, M. C., König von Ungarn (Freib. i. Br. 1891); Matthiae Corvini, Hungariae regis, epistolae ad romanos pontifices datae et ab eis acceptae (Serie 1, Bd. 6 der "Monumenta Vaticana historiam regni Hungariae illustrantia", Budapest 1891).

Matthīer, Mattier, Matthiasgroschen, kleine Silbermünze mit dem Bild des Apostels Matthias, zuerst 1400 in Goslar, später auch in Hildesheim, Hannover, Osterode u. s. w. geprägt. Später galten 2 M. einen Mariengroschen (s. d.) zu 8 Pf.

Matthieugrün, soviel wie Guignetsgrün (s. Chromoxyd).

Matthiŏla, s. Levkoje.

Matthisson, Friedr. von, Dichter, geb. 23. Jan. 1761 zu Hohendodeleben bei Magdeburg, studierte in Halle Theologie und Philologie, wurde 1781 Lehrer am Philanthropin zu Dessau, 1784 Hofmeister der jungen livländ. Grafen Sievers, mit denen er sich in Altona, Heidelberg und Mannheim aufhielt. Dann lebte er zwei Jahre bei seinem Freunde Bonstetten zu Nyon am Genfer See, bis er 1790 als Erzieher nach Lyon ging. 1794 wurde er Vorleser und Reisegeschäftsführer der Fürstin Luise von Anhalt-Dessau und trat 1812 in die Dienste des Königs von Württemberg, der ihn zum Geh. Legationsrat, Mitglied der Hoftheater-Oberintendanz und Oberbibliothekar ernannte, nachdem er ihm schon 1809 den Adel erteilt hatte. 1829 zog sich M. nach Wörlitz bei Dessau zurück und starb daselbst 12. März 1831. M. war seit 1787, wo er mit einer vollständigern Sammlung seiner "Gedichte" (15. Aufl., Zür. 1851; neu hg. von Kelchner, Lpz. 1874; Auswahl von Mendheim im 2. Bande der "Lyriker und Epiker der klassischen Periode" in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur") auftrat, lange Zeit als lyrischer Dichter der Liebling des Publikums, das seine schwärmerische Schwermut, seine feierliche würdige Sprache bei aller seiner unselbständigen Weichlichkeit hoch hielt. Seine Stärke war elegische Landschaftsschilderung. Berühmt ist durch Beethovens Komposition sein Gedicht "Adelaide"; aber auch seine "Elegie in den Ruinen eines alten Bergschlosses" ist noch heute bekannt. Eine ästhetische Würdigung von M.s Gedichten hat Schiller gegeben. In einer Ausgabe letzter Hand erschienen seine "Schriften" in acht Bänden (Zür. 1825-29). Seine "Erinnerungen" (5 Bde., Zür. 1810-16) enthalten interessante Nachrichten über seine Reisen und über berühmte Zeitgenossen. Seinen "Litterar. Nachlaß, nebst einer Auswahl von Briefen seiner Freunde" gab Schoch heraus (4 Bde., Berl. 1832). - Vgl. H. Döring, Fr. von M.s Leben (Zür. 1833).

Mattiăker (lat. Mattiăci), german. Volk vom Stamme der Katten, wohnte zwischen dem untern Main und der untern Lahn und erschien schon seit der Zeit des Drusus von den Römern abhängig, die in diesem Gebiet Festungen und Silberbergwerke anlegten. Auch die heißen Quellen von Wiesbaden (aquae Mattiacae) waren schon den Römern bekannt.

Mattieren, eine Arbeit, durch welche glänzende Metallwaren ganz oder stellenweise eine matte, weniger stark glänzende Oberfläche erhalten. Bei Messingwaren geschieht dies gewöhnlich durch Mattbrennen, d. h. durch Einwirkung gewisser Säuren und Salzlösungen, also auf chem. Wege, bei Silber- und Neusilberwaren bisweilen mittels des Sandstrahlgebläses, wobei mau die glänzend zu erhaltenden Stellen durch einen Anstrich schützt. Über die beim Vergolden gebräuchliche Mattierung s. Vergolden. Über das M. des Glases s. Glas (Bd. 8, S. 43 b). - Vgl. Miller, Die Verzierung der Gläser durch den Sandstrahl (auch das M. der Metalle enthaltend, Wien 1882).

Matto Grosso, andere Schreibung für Mato Grosso (s. d.).

Mattpunzen, Werkzeug, s. Punzen.

Mattra, andere Schreibung für Mathura.

Mattrah, Stadt im Sultanat Oman, s. Maskat.

Matuari, Gruppe der Maron (s. d.).

Matupi, schön gelegene und gesunde Insel in der Blanchebai im NO. von Neupommern im Bismarck-Archipel; bildet den Centralpunkt für die Kolonisierung dieser Insel. 1872 siedelte sich hier die Firma Godeffroy, die nachherige Südsee- und Plantagengesellschaft, später Hernsheim & Comp., die Wesleyanische Mission u. s. w. an. Auf M. wurde 4. Nov. 1884 die deutsche Flagge geheißt.

Maturadiamant, Handelsname der Zirkonvarietät Hyacinth.

Matureszieren (lat.), reif werden; maturieren, reif machen, zeitigen, beschleunigen.

Maturīn, Stadt in Venezuela im Staate Bermudez, am Rio Guarapiche, liegt am Eingang der Llanos, südlich des Karibischen Küstengebirges, hat etwa 10000 E. Der Handel mit Trinidad und Cumana ist nicht unbedeutend.

Maturität (lat.), Reife, namentlich eines Schülers zum Besuche der Universität.