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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mazŏcha, Macocha, s. Adamsthal.

Mažuranić (spr. -schuranitsch), Ivan, kroat. Dichter und Staatsmann, geb. 11. Aug. 1814 in Novi, nahm litterarisch und politisch hervorragenden Anteil an der Bewegung des Illyrismus (s. d.), bekleidete seit 1861 hohe Ämter bei der kroat. Regierung und war 1873-80 Banus von Kroatien. Er starb 3. Aug. 1890 in Budapest. Durch sein Hauptwerk, die episch-nationale Dichtung "Smrt Smail-Age Cengića" ("Tod des Smail Aga Čengić", Agram 1857; deutsch von W. Kienberger, Brünn 1874) und durch gelungene Ergänzung zweier verloren gegangener Gesänge von Gundulićs (s. d.) großer Epopöe "Osman" steht er an der Spitze der neuern südslaw. Dichter. Auch schrieb er histor. Arbeiten und ein deutsch-illyr. Wörterbuch (Agram 1842).

Mazurka, poln. Nationaltanz, s. Masurka.

Mazzāra del Vallo, Hauptort des Kreises Mazzara in der ital. Provinz Trapani auf Sicilien, an der Mündung des Flüßchens Mazzara und der Eisenbahnlinie Palermo-Trapani, hat (1881) 13505 E., hohe Mauern, Reste eines Kastells, erzbischöfl. Palast, eine Kathedrale, Seminar, Gymnasium, Hafen und bedeutenden Handel.

Mazzarīno, Stadt im Kreis Terranova di Sicilia der ital. Provinz Caltanissetta auf Sicilien, hat eine Festung und einen großen Baronialpalast und (1881) 12964, als Gemeinde 13213 E.; dabei Schwefelgruben.

Mazzīni, Giuseppe, Leiter der Bewegung für die Einigung Italiens als Republik, geb. 22. Juni 1805 zu Genua, studierte die Rechte und Litteratur und wurde Rechtsanwalt in Genua. 1830 trat er den Carbonari (s. d.) bei, wurde aber verraten und mußte nach sechsmonatiger Haft in Savona nach Marseille auswandern; hier begründete er 1831 den Verein des Jungen Italien (s. d.). Nach dem Mißlingen seiner Versuche von 1833 und 1834, in Italien eine Erhebung zu erzielen, hielt er sich fast drei Jahre in der Schweiz auf und ging dann nach London, wo er das Blatt "L‘Apostolato popolore" und eine Schule für ital. Handwerker begründete; seine umfangreiche Korrespondenz mit ital. Unzufriedenen erregte jedoch den Argwohn der engl. Regierung und wurde mit Beschlag belegt. Wie schon 1831 an Karl Albert, so erließ er 1847 an Pius IX. ein Sendschreiben, in welchem er ihn zur Einigung und Befreiung Italiens aufrief. Nach Ausbruch der Februarrevolution 1848 eilte er nach Paris und von hier nach Mailand, wo er das Blatt "L'Italia del popolo" und den Verein "Associazione nazionale" gründete, in denen er die Angliederung der Lombardei an Piemont bekämpfte. Kurz vor Mailands Fall trat er in Garibaldis Freischar, begab sich dann als Mitglied der Konstituierenden Versammlung nach Rom, wo er mit Armellini und Saffi als Triumvir die Leitung der röm. Republik übernahm, trat aber zurück, als nach der Einnahme Roms durch Oudinot sein Vorschlag, den Krieg in die Provinzen zu tragen, abgelehnt wurde. Er ging nach England, von wo aus er als Haupt des ital. Nationalkomitees die Erhebungen von Mantua 1852, von Mailand Febr. 1853 und von Genua Juni 1857 leitete, zu welchen er die Mittel von den Radikalen aller Länder erhielt: ebenso trieb er Garibaldi zu seiner Unternehmung von 1860, während er selbst in Italien 1859 Umtriebe gegen das ital.-franz. Bündnis eröffnet hatte. 1862 und 1867 unterstützte er Garibaldis Expeditionen, obschon er sie erst widerraten hatte. Nachdem im Sept. 1866 die ital. Regierung das bereits 1833 über ihn verhängte Todesurteil aufgehoben hatte, wurde M. zu Messina zum drittenmal wiedergewählt und von der ital. Kammer bestätigt, erklärte aber, unter dem bestehenden Scheinbild einer Verfassung nicht eintreten zu können. Seinen letzten Versuch einer Erhebung machte M. im Juli 1870 in Palermo, wurde aber verhaftet, jedoch alsbald wieder in Freiheit gesetzt. Zu Anfang 1872 heimlich ins Vaterland zurückgekehrt, starb er 10. März in Pisa. In Genua wurde ihm 1882 ein Marmorstandbild errichtet. M. schwärmte für Freiheit und Menschenglück, deren Gewähr er allein in republikanischen Einrichtungen sah, und für deren Erreichung er auch bedenkliche Mittel und rücksichtslose Opferung anderer nicht scheute; er hat aber auch an seinem Teil beigetragen zur Erweckung und Anfeuerung des Nationalgefühls, weshalb Crispi den Kammerbeschluß der Errichtung eines Denkmals für ihn in Rom (1890) guthieß. M.s "Scritti editi ed inediti" (18 Bde.) erschienen Mailand und Rom 1861-91, eine Auswahl deutsch von L. Assing (2 Bde., Hamb. 1868), M.s "Corrispondenza inedita" (Mail. 1875); seine "Lettere inedite" gab Mario (Rom 1885), "Duecento lettere inedite" Giuriati (Tur. 1888) heraus. - Vgl. Nardi, Giuseppe M., la vita, gli scritti e le sue dottrine (Mail. 1872); Simoni, M. Histoire des conspirations mazziniennes (Par. 1870); Mario, M. nella sua vita e nel suo apostolato (Mail. 1891); A. Boullier, Un roi et un conspirateur: Victor Emanuel et M. (Par. 1885); Saffi, Il pensiero politico et sociale Giuseppe M. (Rom 1887); Graf Schack, Joseph M. und die ital. Einheit (Stuttg. 1891); Canestrelli, Bibliografia degli scritti di Giuseppe M. (Rom 1893). - Ein Vetter Giuseppe M.s, der ebenfalls flüchtig zu Paris lebte, Andrea M., schrieb: "De L’Italie dans ses rapports avec la liberté et la civilisation moderne" (2 Bde., Par. 1847; deutsch, 2. Aufl., Lpz. 1848).

Mazzocchio (ital., spr. -ockǐo), Haarwulst, Bündel, die im 15. und 16. Jahrh. gebräuchliche Wulsthaube der Mittelitaliener, mit einem offenen Beutel, welcher einerseits, und einer langen Sendelbinde, welche andererseits vom Gesicht herabhängt. (S. Tafel: Kostüme II, Fig. 5.)

Mazzōla, ital. Maler, s. Parmeggianino.

Mazzolīni, Lodovico, einer der berühmtesten Maler der Schule von Ferrara, geb. 1479, gest. 1528, war ein Schüler des Lorenzo Costa und nimmt neben Dosso und Garofalo eine selbständige Stellung ein. Realistisch und phantastisch zu gleicher Zeit ist er besonders kenntlich durch die etwas plumpen Typen seiner Figuren und das glutvolle, braun- ^[folgende Seite]