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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Melbourne (William Lamb, Viscount) - Meldeämter

bahnen; vier Eisenbahnlinien führen in das Binnenland, auch die wichtigsten Punkte der Port-Phillips-Bai sind durch Bahnstränge mit der Hauptstadt verbunden. Außer den zahlreichen einheimischen Dampfschiffsgesellschaften unterhalten regelmäßigen Verkehr mit M.: Die Peninsular and Oriental Steam Navigation Company,, die Messageries maritimes, der Norddeutsche Lloyd u. a. Alle Handelsstaaten sind durch Konsulate (Deutschland durch Generalkonsulat) vertreten. - M., 1835 begründet, 1836 nach Lord Melbourne benannt, wuchs anfangs langsam (1841: 4440 E., 1851: 23 000 E.). Die Entdeckung der Goldfelder wurde Anlaß zu dem raschen Aufschwung der folgenden Zeit. Seit 1891 ist aber ein Rückgang eingetreten.

Melbourne (spr. méllbörn), William Lamb, Viscount, brit. Staatsmann, geb. 15. März 1779, studierte in Eton und Cambridge, wurde 1804 Advokat in London und trat als gemäßigter Whig 1805 ins Unterhaus. 1827 war er unter Canning erster Sekretär für Irland, folgte 1828 seinem Vater in der Peerswürde, erhielt 1830 unter Grey das Innere und trat für die kurze Zeit von Juli bis Nov. 1834 selbst an die Spitze eines Kabinetts. Zum zweitenmal zur Bildung eines Ministeriums berufen, behauptete er sich vom April 1835 bis Aug. 1841 (s. Großbritannien und Irland, Geschichte): unter ihm geschah der Regierungsantritt der Königin Victoria, die er mit den Staatsgeschäften vertraut machte. Seitdem hielt er sich zurück und starb 24. Nov. 1848. - Vgl. W. T. M'Cullagh Torrens, Memoirs of William, second viscount M. (2 Bde., Lond. 1877). - Seine Gemahlin, Lady Karoline Lamb (geb. 13. Nov. 1785, gest. 25. Jan. 1828), war durch ihre Verbindung mit Lord Byron und durch ihre Romane bekannt. - Ihm folgte sein Bruder Frederick James Lamb, geb. 17. April 1782, der Gesandter in Frankfurt, Lissabon, Madrid und Wien war und 29. Jan. 1853 starb. Mit ihm erlosch der Titel eines Viscount M.

Melchers, Paulus, Kardinal, geb. 6. Jan. 1813 zu Münster in Westfalen, studierte zu Bonn Rechtswissenschaft, verließ als Referendar 1838 in Münster die jurist. Laufbahn, um sich in München und später auf dem Priesterseminar in Münster der Theologie zu widmen. Nachdem er 1841 die Priesterweihe empfangen hatte, wurde er Kaplan zu Haltern, 1845 Subregens und 1851 Regens des Priesterseminars zu Münster, 1852 Generalvikar daselbst, 1857 Bischof von Osnabrück, erhielt 1800 bei seiner Anwesenheit in Rom den Titel eines päpstl. Hausprälaten und Thronassistenten und wurde 1865 von Pius IX. zum Erzbischof von Köln ernannt. Auf dem Vatikanischen Konzil gehörte M. zu den Gegnern der Infallibilitätslehre, beteiligte sich auch an dem Protest vom 6. Mai 1870 gegen die Verhandlungsweise des Konzils, unterwarf sich aber nach der Proklamierung des neuen Dogmas demselben und verhängte über die demselben widerstrebenden Bonner Professoren Hilgers, Knoodt, Langen und Reusch den großen Bann. Im Kulturkampfe zog er sich durch vielfache Zuwiderhandlungen gegen die neuen kirchenpolit. Gesetze 1874 eine sechsmonatige Gefängnisstrafe zu und wurde wegen wiederholter Gesetzesübertretungen 28. Juni 1876 von dem Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten seines Amtes entsetzt. Bereits im Dez. 1875 war M. nach Maastricht in Holland entflohen; da er von dort aus seine Amtsthätigkeit fortzusetzen suchte, wurde er 1877 zu einer zweiten Gefängnisstrafe verurteilt und, weil flüchtig, steckbrieflich verfolgt. Nachdem er endlich 1885 auf sein Amt, in dem ihm Krementz (s. d.) folgte, verzichtet hatte, ernannte ihn Leo XIII 27. Juli 1885 zum Kardinal. Er starb 14. Dez. 1895 in Rom und wurde im Kölner Dom beigesetzt. Von M.' Schriften seien genannt: "Eine Unterweisung über das Gebet für kath. Christen" (2. Aufl., Freib. i. Br. 1877), "Eine Unterweisung über das heilige Altarsakrament" (3. Aufl., Köln 1878), "Eine Unterweisung über das Meßopfer" (Freib. i. Br. 1879), "Die kath. Lehre von der Kirche" (4. Aufl., Köln 1881), "Das Gebet des Herrn" (ebd. 1883), "De canonica dioecesium visitatione" (ebd. 1893).

Melchisedek (hebr. Malkizedek, "König der Gerechtigkeit") erscheint in einer der spätesten Erzählungen des Pentateuchs (1 Mose 14) als König von Salem (d. i. Jerusalem) und als Priester des höchsten Gottes. Abraham bringt ihm beim Rückmarsche von seinem Kriegszuge zur Befreiung Lots den Zehnten und empfängt M.s Segen. Im Hebräerbriefe wird vermöge allegorischer Auslegung der alttestamentlichen Stelle M. als Typus auf Christum, den wahren Hohen Priester, betrachtet.

Melchisedekiten, Sekte des 3. Jahrh., die den Melchisedek (s. d.) für ein himmlisches Wesen hielt, das in ihrem System die Stelle des Erlösers einnahm, während ihnen Christus nur ein Mensch war. Ein gewisser Theodotus, der Wechsler, wird von einigen Quellen als Stifter der Sekte genannt.

Melchiten (vom syr. Wort malka, "König", "Kaiser") wurden in den von den Arabern eroberten Provinzen, besonders in Ägypten, die orthodoxen Christen genannt im Unterschied von den häretischen Monophysiten, weil sie dem Willen des Kaisers Marcianus entsprechend die Glaubensregel des Konzils von Chalcedon (451) angenommen hatten; die monophysitischen Kopten wollten sie durch diesen Spottnamen als Kaiserlichgesinnte (Staatskirchliche) lächerlich machen. Sie stehen jetzt unter ihrem Patriarchen in Damaskus.

Melchthal, zwei Thäler in der Dammagruppe der Berner Alpen im schweiz. Kanton Obwalden: Das Große M., vom Engelberger Thal (s.d.) durch die Kalkkette des Wild-Geisbergs (2655 m) geschieden, erstreckt sich 20 km vom Graustock (2063 m) bis zum Ranfttobel, 4 km südöstlich von Sarnen (s. d.). In der mittlern Stufe liegt das Dorf M. (894 m). Das Thalwasser, die Große Melchaa, entspringt im Melchsee (1880 m), dessen Abfluß sich mit 20 m hohem Sturz in das Stäubiloch ergießt und erst 700 m tiefer, 3 km nördlicher als wilder Bach wieder zu Tage tritt. Mit Sarnen und Kerns ist das Thal durch eine Fahrstraße, mit dem Engelberger Thal durch die Bergpfade über die Storegg (1740 m) und das Juchli (2170 m) verbunden. Im M. soll Arnold an der Halden, genannt Arnold von M., einer der Stifter des Schweizerbundes, gelebt haben. - Das Kleine M., von dem Großen durch die Kette des Hohenstollens (2484 m) getrennt, von der Kleinen Melchaa bewässert, ist wilder und einsamer und mündet bei dem Weiler Melchen an der Brünigstraße in die Thalebene des Sarner Sees.

Melde, s. Atriplex und Chenopodium.

Meldeämter, Stationen der militär. Kontrolle, werden an solchen Orten errichtet, an denen mehrere Landwehrcompagniebezirke ihren Stationsort haben. Die M. an den Stationsorten der Bezirkskomman-^[folgende Seite]