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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Menyanthin - Menzel (Karl Adolf)

Menyanthin, s. Menyanthes.

Menyl, Mittel gegen rote Nasen, s. Geheimmittel.

Menzaleh, ägypt. See und Stadt, s. Mensaleh.

Menzel, Adolf, Maler, geb. 8. Dez. 1815 in Breslau, wo sein Vater eine lithogr. Anstalt besaß. 1830 siedelte der Vater nach Berlin über, wo M. sich als Autodidakt künstlerisch weiter bildete. Die in der lithogr. Technik erworbene Fertigkeit befähigte ihn, 1833 mit einem Cyklus von 6 lithogr. Federzeichnungen: "Künstlers Erdenwallen", vor die Öffentlichkeit zu treten, welches Werk ihm den Beifall der Künstlerschaft erwarb. Dies ermutigte ihn im folgenden Jahr zu einem zweiten lithogr. Cyklus in 12 Blättern, in welchem er Scenen aus der preuß. Geschichte von der Einführung des Christentums bei den Wenden bis zur Schlacht bei Leipzig darstellte, und der 1836 u. d.T. "Denkwürdigkeiten aus der brandenb.-preuß. Geschichte" erschien. M. ging nun, ebenfalls ganz auf eigene Hand, 1835 zum Studium der Ölmalerei über und 1837 errang er sich mit dem dritten seiner Ölbilder: Die Rechtskonsultation, die Anerkennung auch als Maler. Seinen Ruf als Kolorist steigerte er dann noch weiter durch den Gerichtstag (1839), wurde aber dann für einige Jahre von dem Auftrag in Anspruch genommen, zu dem Kuglerschen Werk "Geschichte Friedrichs d. Gr." (Lpz. 1840; neue Aufl. 1887) die Illustrationen zu zeichnen, von welchen er 1839-42 nicht weniger als 400 lieferte. Seine geniale Manier zu zeichnen eröffnete den Holzschneidern O. Vogel, A. Vogel, Unzelmann und seinem Schüler Herm. Müller einen glänzenden Wirkungskreis.

Friedrich d. Gr. und seine Zeit blieb nun der Hauptstoff für M.s künstlerische Thätigkeit (s. Tafel: Deutsche Kunst VIII, Fig. 2); zunächst in der illustrativen Ausstattung der Prachtausgabe der Werke Friedrichs d. Gr. (1843-49, die Illustrationen M.s hierzu erschienen 1882 als besonderes Werk in 4 Bänden), dann in den Kompositionen zu dem Prachtwerke "Friedrichs d. Gr. Armee in ihrer Uniformierung" (3 Bde., Berl. 1842-57), in 600 ausgemalten Federzeichnungen auf Stein, nur in 30 Exemplaren vorhanden, ferner in den Zeichnungen zu den "Soldaten Friedrichs d. Gr." (Lpz. 1840-49), endlich in "Aus König Friedrichs Zeit", 12 größere Holzschnittbildnisse seiner Kriegshelden in halber Figur (1850-55; neue Ausg. 1880, geschnitten bei J. Kretzschmar in Leipzig von Saalborn, Klitsch u. a.). Zu Darstellungen jener Zeit in Ölgemälden gelangte er jedoch erst, nachdem er sich noch in histor. Kompositionen aus frühern Zeiten versucht hatte, dem 1847 vom Casseler Kunstverein bestellten Karton: Herzogin Sophie von Brabant 1247 mit ihrem Söhnlein Heinrich dem Kinde in Marburg einziehend, dann in den gleichzeitigen Ölgemälden: Predigt in der Klosterkirche zu Berlin und Gustav Adolf empfängt seine Gemahlin vor dem Schloß zu Hanau. Darauf folgten erst die epochemachenden Gemälde aus der Zeit Friedrichs d. Gr.: Friedrichs d. Gr. Tafelrunde in Sanssouci (1850) und Das Abendkonzert Friedrichs d. Gr. (1852; beide Eigentum der Berliner Nationalgalerie), ferner Friedrich d. Gr. bei der Tänzerin Barberina (1852), Friedrich d. Gr. auf Reisen (1854; Galerie Ravené in Berlin), Friedrich d. Gr. bei der Huldigung in Breslau 1741 (1855; Museum zu Breslau), Nächtliche Kampfscene bei Hochkirch 1758 (1850; königl. Schloß zu Berlin), Die erste Begegnung Friedrichs d. Gr. mit Joseph II. in Neisse (1857; im Besitz des Großherzogs von Weimar), Blücher und Wellington am Abend der Schlacht bei Waterloo (1858; im kronprinzlichen Palais zu Berlin). Der eigentümlichen Technik wegen sind M.s "Versuche auf Stein mit Pinsel und Schabeisen" (Berl. 1851) zu erwähnen. In derselben Technik vervielfältigte er sein für die Weihnachtsausstellungen der Berliner Künstler gemaltes Transparentbild: Christus als Knabe im Tempel lehrend (1851), das ebenso wie die Austreibung der Wechsler aus dem Tempel (1853) wegen ihrer realistischen Auffassung Aufsehen erregte. Für den Holzschnitt zeichnete er die Illustrationen zu Heinrich von Kleists "Zerbrochenem Krug".

An monumentalen Arbeiten von seiner Hand folgten dann (1855) die al fresco gemalten überlebensgroßen Figuren der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen und Ludger von Braunschweig im Remter des Schlosses zu Marienburg. In einem großen Ölgemälde stellte M. (1861-65) im königl. Auftrage die Krönung König Wilhelms in der Schloßkirche zu Königsberg dar (im königl. Schloß zu Berlin). Der Besuch der Pariser Weltausstellung 1867 erweckte dann die fast impressionistischen Bilder Sonntag im Tuileriengarten (1867), Im Restaurant der Pariser Weltausstellung, Wochentag auf den Pariser Straßen, Esterhazykeller in Wien, Gottesdienst in den Buchenhallen bei Bad Kosen (1868), Abreise des Königs Wilhelm zur Armee am 31. Juli 1870 (1871; Berliner Nationalgalerie), Erinnerung an den Jardin du Luxembourg in Paris 1872). Zwischenhinein entwickelte der Künstler solch ein figurenreiches Genre in größeren Dimensionen wie in dem "Moderne Cyklopen" betitelten Eisenwalzwerk (1875; Berliner Nationalgalerie). Die in diesem Bilde meisterlich verwerteten Beleuchtungsstudien führten ihn zu zwei hochbedeutenden Gesellschaftsstücken bei künstlichem Licht, dem Ballsouper (1878) und dem Cercle (1879), einem Hoffeste bei dem Kaiser Wilhelm I. Ihnen folgte die Prozession in Hofgastein (1880) und die Darstellung der Piazza d'Erbe in Verona (1884), neben welchen, außer zahlreichen Aquarellen aus dem höhern und niedern Leben, noch Der Faschingsmorgen (1885; Nationalgalerie) und Momentbilder ans der Japanischen Ausstellung in Berlin (1886) zu nennen sind. M. wurde 1886 Kanzler der Friedensklasse des Ordens pour le mérite, 1895 an seinem 80. Geburtstag zum Wirkl. Geheimrat mit dem Prädikat Excellenz und zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. - Vgl. Das Werk Adolf M.s. Mit Text von M. Jordan und R. Dohme (Münch. 1886-91; Nachtrag 1895); Jordan, Das Werk Adolf M.s. Eine Festgabe (ebd. 1895); Sondermann, Adolf M. (Madeb. 1895); Knackfuß, Menzel (Bielefeld 1895).

Menzel, Karl Adolf, Geschichtschreiber, geb. 7. Dez. 1784 zu Grünberg, studierte in Halle, wurde 1809 Professor, 1814 Prorektor am Elisabethanum zu Breslau, 1824 zum Konsistorial- und Schulrat ernannt, nahm Ostern 1855 seine Entlassung und starb 19. Aug. 1855 in Breslau. M. schrieb namentlich: "Geschichte Schlesiens" (3 Bde., Bresl. 1808-11), "Geschichten der Deutschen" (3 Bde., ebd. 1815-23), "Geschichte unserer Zeit seit dem Tode Friedrichs II." (3. Ausg., 3 Tle., Berl. 1829) und besonders "Neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundesakte" (12 Bde., Bresl. 1826-48; 2. Aufl., 6 Bde., 1854-56), die aus gründlichen Quellenstudien hervorging und beson-^[folgende Seite]