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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Menzel (Wolfgang) - Merakerbahn

ders die kirchlichen Bewegungen des Volkslebens behandelt. Außerdem setzte er auch Beckers "Weltgeschichte" fort. Ans seinem Nachlaß gab Wuttke heraus: "Religion und Staatsidee in der vorchristl. Zeit" (mit einer Biographie M.s, Lp,;. 1872).

Menzel, Wolfgang, Kritiker, Geschichtschreiber und Dichter, geb. 21. Juni 1798 zu Waldenburg in Schlesien, bezog 1818 die Universität Jena und beteiligte sich an der Gründung der Burschenschaft. Nach Sands Attentat siedelte er nach Bonn über. Dort mit den Behörden in Konflikt geraten, war er genötigt, sich Frühling 1820 nach der Schweiz zu wenden. Er war bis 1822 Lehrer in Aarau, ging 1824 nach Heidelberg, 1825 nach Stuttgart, war 1830-38 wiederholt Mitglied der württemb. Ständeversammlung, 1818 und 1849 der württemb. Kammer. Er starb 23. April 1873 in Stuttgart.

Litterarisch machte sich M. zuerst bekannt durch "Streckverse" (Heidelb. 1823) und durch die mit Troxler, List, L. A. Follen und Mönnich begründeten "Europ. Blätter" (Zür. 1824-25), in denen er gegen die leere Form in der Poesie Kampf führte und im Dienste einer christl.-german. Weltanschauung eine Polemik gegen die Goethesche Schule eröffnete. Der polemische Teil seines Werkes "Die deutsche Litteratur" (2 Bde., Stuttg. 1828; 2. Aufl., 4 Bde., 1836) rief heftige Angriffe hervor. Durch die Umgestaltung des zum "Morgenblatt" gehörenden "Litteraturblattes", das er seit 1825 redigierte, verschaffte er sich ein Organ für seine litterar. Kämpfe. Nach der Julirevolution trat er immer heftiger dem franz. Einfluß und der denselben unterstützenden Litteratur entgegen, so daß Börne die Schrift "M. der Franzosenfresser" (Par. 1837; 3. Aufl., Frankf. 1848) veröffentlichte und Heine, Gußkow, Strauß M. zur Zielscheibe der schärfsten Ausfälle machten. Seine Angriffe gegen das Junge Deutschland veranlaßten den Bundestag, gegen diese Schriftstellergruppe vorzugehen. Nachdem 1852 das Cottasche "Litteraturblatt" eingegangen war, gab M. bis 1869 ein gleiches im eigenen Verlag heraus.

Als Dichter ist M. hauptsächlich durch die beiden Märchen "Rübezahl" (Stuttg. 1829) und "Narcissus" (ebd. 1830) bekannt. Später gab er in dem Roman "Furore" (2 Bde., Lpz. 1851) ein lebendiges Kulturgemälde aus dem Dreißigjährigen Kriege. Von seinen histor. Arbeiten wurde die "Geschichte der Deutschen" (3 Bde., Zür. 1824-25-, 6. Aufl., Stuttg. 1872-73) viel gelesen; seine spätern geschichtlichen Übersichten, die bis 1871 reichen, sind u. d. T.: "Geschichte der Neuzeit" (Stuttg. 1877 fg.) in einer Gesamtausgabe erschienen. Verdienstvoller war seine recht selbständige "Geschichte der deutschen Dichtung von der ältesten bis auf die neueste Zeit" (2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1875). Seine "Denkwürdigkeiten" gab sein Sohn Karl M. heraus (Bielef. 1877). Aus seinem Nachlasse erschienen noch "Nachgelassene Novellen" (Bd. 1, Thalweil 1885).

Menzer oder Mentzer, s. Fischart.

Menzikoff (frz., spr. mangsi-), soviel wie Menschikow (s. d.).

Menzikoffinseln, s. Quadelen.

Mephistopheles, eine Benennung des Teufels oder des bösen und verneinenden Princips. Die alten Formen dieses Namens sind schwankend. Die Volksbücher und Puppenspiele haben teils schon die jetzt übliche Form M., teils Mephostophiles, teils Mephostophilus. Shakespeare hat in den "Lustigen Weibern von Windsor" Mephostophilus, Marlowe in seinem "Faust" Mephistophilis. Ebenso schwankend ist daher auch die etymolog. Ableitung. Die Form Mephostophiles oder Mephostophilus weist auf grch. mēphōstophilēs, "der das Licht nicht Liebende"; die Form Mephistophiles weist auf eine Zusammensetzung des lat. mephitis und des grch. philos, "der die höllischen mephitischen Gerüche Liebende". Die wahrscheinlichste Ableitung aber geht auf das Hebräische zurück. Danach ist das Wort eine Verbindung der beiden Participien mephir (d. h. Zerstörer, Verderber) von pûrr, und tophel (Lügner) von taphal. Goethes M. hat mit dem Teufel der alten Volkssagen wenig oder gar nichts gemein. Besonders im sog. "Urfaust" und im "Faust-Fragment" von 1790 ist M. eine ganz individuelle Gestalt, die nur so viel von den Zügen des mittelalterlichen volkstümlichen Teufels beibehalten hat, als sich mit echt dichterischer menschenmöglicher Individualität verträgt, ein immer nur auf die derbe Wirklichkeit gerichteter Gesell, der die himmelstürmende Überschwenglichkeit Fausts cynisch ironisiert. Erst in der spätern Fortführung und Überarbeitung des ersten Jugendentwurfs ist die keck humoristische Gestalt des M. metaphysisch vertieft worden.

Mephltis (lat.; eigentlich unrichtige Schreibung für Mefitis, s. d.) oder Mephitismus, die Einatmung giftiger Gase und die hierdurch bedingten Krankheitszustände. (S. Gasinhalationskrankheiten.)

Mephitis, das Stinktier (s. d.); M. zorilla v. d. Hoeven, s. Bandiltis.

Me-Ping, Fluß in Hinterindien, s. Me-nam.

Meppel, Stadt im SW. der niederländ. Provinz Drenthe, an dem Meppeler Diep, der in das Zwarte-Water mündet, am Drenthschen Hauptkanal und an den Bahnlinien Leeuwarden-Zwolle und Groningen-M. (77 kmm), ist ein Stapelplatz des Butterhandels, hat (1892) 9155 E.; Kattun- und Segeltuchfabrikation.

Meppen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück, hat 828,50 qkm und (1890) 21 195, 1895: 21 958 (11 221 männl., 10 737 weibl.) E., 2 Städte, 58 Landgemeinden und ein Gutsbezirk. - 2) Kreisstadt im Kreis M. und Hauptort des Herzogtums Arenberg-Meppen, am Zusammenflusse von Ems und Haase, an der Linie Soest-Emden der Preuß. Staatsbahnen und der M.-Haselünner Eisenbahn (14,2 km; Nebenbahn), Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Osnabrück), hat (1895) 3971 (1890: 3526) E., darunter 425 Evangelische und 88 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, zwei kath. und eine evang. Kirche, Synagoge, königl. Gymnasium, bischöfl. Knabenkonvikt, landwirtschaftliche Winterschule, Waisenhaus, Denkmal von L. Windthorst (Bronzestatue von Pohlmann, 1895 errichtet); Eisenhütte, Tabakfabrik und in der Nähe einen Schießplatz der Kruppschen Werke. M. erhielt im 14. Jahrh. Stadtrechte, kam an das Hochstift Münster und 1803 an den Herzog von Arenberg (s. Arenberg-Meppen), 1815 an Hannover, 1866 an Preußen. - Vgl. Diepenbrock, Geschichte des vormaligen münsterschen Amtes M. (2. Aufl., Lingen 1886).

Meppen-Hoogeveen-Kanal, s Karte und Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, S. 629 u. 630).

Mera, Zufluß der Adda, s. Maira.

Merakerbahn, vollspurige Strecke der Norweg. Staatsbahnen von Throndhjem über Meraker bis zur schwed. Grenze bei Storlien (102 km lang, 17. Okt. 1881 eröffnet).