Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Meromsee; Merope; Meropidae; Meropis; Merops; Merostomen; Merowinger; Meroxen; Merr; Merrimac

794

Meromsee - Merrimac

auch noch andere Tempelstätten, deren Ruinen näher bei Schendi und tiefer im östl. Lande liegen und unter dem Namen von Naga und E'Sofra bekannt sind. Diese Denkmäler gehören frühestens dem ersten vorchristl. Jahrhundert an. In M. waren früher die Priester, wie berichtet wird, der mächtigste Stand, aus dem selbst die Könige gewählt wurden. Diese mußten sogar, wenn es die Priester befahlen, sich selbst den Tod geben, eine Sitte, welche erst vom König Ergamenes zu den Zeiten des Ptolemäus Philadelphus abgeschafft worden sein soll. Daß der meroitische Staat oft auch von Königinnen regiert wurde, wird von den Alten berichtet und von den Denkmälern bestätigt. Die äthiop. Denkmäler, die in den Ruinen von Nagata und M., also der ältern und jüngern Residenz, erhalten sind, sind zum erstenmal vollständig in Lepsius' "Denkmälern aus Ägypten und Nubien" (Berl. 1849-59) dargestellt. Sie zeigen einen entarteten ägypt. Stil. Die Inschriften sind in der ältern Zeit in ägypt. Schrift und Sprache abgefaßt. Später hat sich eine besondere meroitische Hieroglyphen- und Kursivschrift, von denen die eine auf die ägypt. Hieroglyphenschrift, die andere auf die demotische Schrift zurückgeht, entwickelt. Beide Schriftarten sind noch nicht sicher entziffert, und so ist auch der Sprachcharakter der jüngern meroitischen Inschriften (die einen vermuten in ihnen eine ältere Gestalt des Nubischen, andere des Bedscha) nicht klar.

Meromsee gilt irrtümlicherweise als abendländ. Bezeichnung des von Josephus Semechonitis, heute Bahr el-Hule (s. d.) genannten Sees, den der Jordan zwischen seinen Quellen und dem See Genezareth durchfließt. Das Wasser (von) Merom (Jos. 11, 5, 7) bezeichnet wahrscheinlich die Gewässer bei dem heutigen quellenreichen Dorfe Meron in Obergaliläa.

Merope, die Tochter des Kypselos und Gemahlin des Kresphontes, Königs von Messenien, wurde durch Polyphontes, der sich der Herrschaft bemächtigte, gezwungen, sich mit ihm zu vermählen, nachdem er ihren Gemahl und ihre ältesten Söhne getötet hatte. Nur ihren jüngsten Sohn Aipytos hatte sie bei einem Gastfreunde in Ätolien verborgen. Aipytos oder Kresphontes, wie er bei Euripides gleich seinem Vater heißt, kam herangewachsen zu Polyphontes, ermordete ihn im Einverständnis mit seiner Mutter M. und erwarb dadurch die väterliche Herrschaft wieder. So hatte Euripides diese Sage im Trauerspiel "Kresphontes" gestaltet; außerdem haben sie Voltaire, Maffei, Gotter u. a. bearbeitet. Zur Geschichte des Stoffes vgl. Schlösser, Zur Geschichte und Kritik von F. W. Gotters M. (Lpz. 1890).

Meropidae, Kuckucksvögel, s. Bienenfresser.

Meropis, früherer Name der Insel Kos (s. d.).

Merops, Bienenwolf, s. Bienenfresser.

Merostomen, eine merkwürdige Gruppe urweltlicher Krebse aus den ältern versteinerungsführenden Systemen, mit den Gattungen Eurypterus, Pterygotus, Slimonia, Stylonurus u. a. Einige M. haben gegen 2 m Länge erreicht, es waren die größten aller Gliedertiere, und viele vereinigen sie deshalb mit den Schwertschwänzen oder Molukkenkrebsen (s. d.) zu einer besondern Ordnung der Gigantostraken (= Riesenkrebse), es ist aber sehr zweifelhaft, ob sie mit diesen thatsächlich näher verwandt sind. In der äußern Form erinnern die M. allerdings auch entfernt an Skorpione. Die besterhaltenen M., die englischen, sind von Woodward beschrieben in den Schriften der Paläontographischen Gesellschaft von London 1866-78.

Merowinger oder Merovinger, das Geschlecht der ältesten fränk. Könige. Der Name ist abgeleitet von Merowech oder Meroväus, von dem nichts Genaues bekannt ist; auch sein Sohn Childerich I. verliert sich fast ganz in der Sage und zum großen Teile auch noch dessen Sohn Chlodwig I., der von 481 bis 511 regierte und das Reich der Franken durch die Siege über Syagrius, über die Alamannen und die Westgoten und durch die Annahme des Christentums zu welthistor. Bedeutung erhob. Er teilte das Reich unter seine vier Söhne, doch starben drei Linien aus, so daß Chlothar I. von 558 bis 561 das ganze durch Thüringen und Burgund noch erweiterte Reich vereinigte. Unter seinen Söhnen und Enkeln wurde es dann wieder geteilt und durch Bruderkriege zerrissen (s. Brunhilde), aber von Chlothar II. 613 wieder vereinigt.

Chlothar II. und sein Sohn Dagobert I. waren die letzten kräftigen Herrscher aus dem Geschlecht der M., aber unter ihnen begann doch schon die Macht der Hausmeier (s. Major domus), indem sie für ihre jungen Söhne in Austrasien (Metz) eine besondere Regierung unter Leitung eines Major domus einrichteten. In dieser Stellung erhob sich das mit den Arnulfingern verbundene Geschlecht der Karolinger zu solcher Macht, daß Grimoald, der Sohn des ältern Pippin, 656 den Versuch machte, statt des Merowingers Dagobert II. seinen eigenen Sohn zum König von Austrasien zu erheben. Indem die andern mächtigen Familien dies nicht duldeten, blieb den M. der Name des Königtums noch fast 100 Jahre erhalten, aber seit 687 hatten die Karolinger die Gewalt vollständig in ihrer Hand und Pippin der Mittlere konnte es wagen, sie auf einen unmündigen Enkel zu vererben. Obgleich dies nicht glückte und zu einem Kriege unter den Karolingern führte, so gewannen dadurch doch die M. das Regiment nicht wieder. Sie verloren in dieser Zeit vielmehr alle Bedeutung, und Karl Martell, der schließlich die karoling. Macht in sich vereinigte, konnte den Thron der M. sogar sieben Jahre lang unbesetzt lassen. Sein Sohn Pippin hat dann 743 noch einmal einen M., Childerich III., zum König erhoben, ihn aber 752 durch die Franken absetzen und ins Kloster weisen lassen. Damit endete die Herrschaft der M.

Für die frühere Zeit der M. ist Gregor von Tours, für die spätere der sog. Fredegar mit seinen Fortsetzungen die wichtigste Quelle. - Vgl. auch A. Thierry, Récits des temps mérovingiens (Par. 1840 u. ö.); W. Junghans, Die Geschichte der fränk. Könige Childerich und Chlodovech kritisch untersucht (Gött. 1857); Bornhak, Geschichte der Franken unter den M. (Tl. 1, Greifsw. 1863); Huguenin, Histoire du royaume mérovingien d'Austrasie (Par. 1862); Richter, Annalen der deutschen Geschichte im Mittelalter (1. Abteil., Halle 1873); G. Kaufmann, Deutsche Geschichte bis auf Karl d. Gr. (2 Bde., Lpz. 1880 u. 1881).

Meroxen, Mineral, s. Glimmer.

Merr., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Blasius Merrem, Professor der Naturgeschichte in Marburg, geb. 4. Febr. 1761 zu Bremen, gest. 23. Febr. 1824; schrieb über Vögel und Amphibien.

Merrimac, Fluß in Nordamerika, entspringt in den White-Mountains, fließt südlich durch New-Hampshire, nordöstlich durch Massachusetts, wo er