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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Minimalscharte - Minister

auch experimentell nachgewiesen, daß die M. als Gleichgewichtsfiguren flüssiger Häutchen (von SeifenWasser, Glycerin, Bierschaum u. dgl.) erscheinen; man kann deshalb M. leicht herstellen, indem man beliebige Drahtgestelle (der vorzuschreibenden Grenze entsprechend) in eine leichte Seifenlösung taucht. (S. Oberflächenspannung.) Sucht man die Minimalfläche von kleinster.Massenanzahl, so findet man als solche die Minimalfläche fünfter Klasse, welche von Schilling genauer untersucht worden ist. (Schillingsche Minimalfläche; s. Tafel: Flächen II, Fig. 9.) Die ausführlichste Monograpbie über M. findet sich im 1. Band von Darboux' "Leçons sur la théorie générale des surfaces" (Par. 1887).

Minimalscharte, eine Geschützscharte (s. Scharte) von geringer Ausdehnung, die nur den Kopf des Geschützes aufzunehmen vermag. Da infolgedessen für den Geschützkopf kein Spielraum vorhanden ist, so muß das Geschütz eine Minimalschartenlafette (s. d.) haben.

Minimalschartenlafette, eine Lafette, bei der sich das Rohr nicht um die Schildzapfen, sondern nur um einen dicht bei der Mündung gelegenen Punkt drehen kann; sie ist zur Aufstellung von Geschützen in Minimalscharten bei Panzertürmen oder Panzerständen bestimmt. Die bekanntesten Konstruktionen von M. sind: um 1864 vom österr. General Baron Lenk, 1865 vom preuß. Ingenieurhauptmann Maximilian Schumann, 1870 vom Fabrikanten Wagenknecht in Danzig, endlich die von Krupp, Armstrong, Mougin, Vavasseur und namentlich vom Grusonwerk. Letzteres hat die M. sehr vervollkommnet. (Tafel: Geschütze II, Fig. 5, zeigt Krupps 15 cm-Kanone in Grusons M.) Zu den M. rechnen auch diejenigen Konstruktionen, die, wie die Kruppsche Panzerkanone und die Schumann-Grusonschen kugelförmigen Mörser, mit einer Kugel in der Scharte ruhen; diese Kugel bewirkt nicht nur einen völligen Verschluß der Scharte, sondern hebt auch den Rücklauf der Rohre beim Schuß auf. Auch die Schumannschen Panzerlafetten sind M.

Minimaltarif, s. Handelsverträge.

Minimen, Mindeste Brüder (lat. Fratres minimi), die Glieder eines vom heil. Franz (s. d.) von Paula gestifteten Mönchsordens, eine Abzweigung des Franziskanerordens. Im Unterschiede von den Fratres minores (Franziskaner) nannten sie sich Fratres minimi, um sich als die allergeringsten unter den geistlichen Ordensbrüdern zu bezeichnen. Bei ihrer Gründung zu Cosenza in Calabrien (1436) bezeichneten sie sich als Eremiten des heiligen Franz von Assisi (Fratres eremitae Sancti Francisci). Sie wurden 1474 von Sixtus IV., als Fratres minimi 1492 von Alexander VI. bestätigt. In Frankreich, wo sie unter Karl VIII. Verbreitung fanden, nannte man sio "Die guten Leute" (les bons hommes). In Spanien hießen die M. Fratres de victoria, weil man den für Ferdinand den Katholischen günstigen Ausgang des Kampfes gegen die Mauren auf die Wirkung ihrer Gebete zurückführte, in Deutschland, wo sie sich 1497 niederließen, meist Pauliner oder Paulaner. Zu ihrer Ausbreitung trug die Verleihung aller Privilegien der Bettelorden durch Alexander VI. sowie die Heiligsprechung ihres Stifters wesentlich bei. Im 18. Jahrh. zählte man 450 Klöster mit 25 000 Brüdern in 31 Provinzen. Das Ordenskleid ist ein Gewand aus schwarzer, ungefärbter Wolle und ein Gürtel mit zwei Knoten. Die Ordensregel fordert außer den gewöhnlichen drei Klostergelübden noch die gänzliche Enthaltung von Fleisch, Milch, Eiern u. s. w. Jetzt besteht der Orden nur noch in wenigen Klöstern in Italien. - In Spanien bildete sich 1492 ein Nonnenorden (Mindeste Schwestern), ohne jedoch weitere Verbreitung zu finden.

Minimum, s. Maximum; über Minima in der Mathematik s. Maxima.

Minimumthermometer, ein Thermometer, welches gestattet, die in einem gewissen Zeitraum aufgetretene niedrigste Temperatur am Ende desselben abzulesen. Vollständig praktisch bewährt hat sich die alte Einrichtung, wonach in die Flüssigkeit eines Weingeistthermometers ein Glasstäbchen, gewöhnlich aus einem schwachen Stift mit zwei Knöpfen bestehend, gelegt wird. Die Knöpfe müssen den Querschnitt der Röhre soweit als möglich ausfüllen, ohne jedoch zu Klemmungen zu führen. Bei Temperaturrückgang nimmt die Oberfläche des Weingeistes das Stäbchen, ohne es aus der Flüssigkeit herauszulassen, mit zurück. Steigt die Temperatur, so bleibt das Stäbchen liegen, es wird daher das dem Thermometergefäß zugekehrte Ende des Stäbchens die tiefste Temperatur angeben. Bei raschem Temperaturrückgang zeigt ein Weingeistminimumthermometer stets zu tiefe Temperaturen, weil an den Stäben ein Teil der Flüssigkeit haften bleibt. (S. Thermometrograph.)

Miniopterus Schreibersii Keys. et Bias, s. Glattnasen und Tafel: Fledermäuse I, Fig. 2.

Minister (lat., eigentlich "Diener"), Bezeichnung für die Inhaber gewisser öffentlicher Funktionen. So werden die Seelsorger als Diener des geistlichen Amtes Ministri sacri officii genannt, und auch der Ordensgeneral der Franziskaner heißt M. Ganz besonders führen aber diesen Titel diejenigen obersten Staatsbeamten, welche unmittelbar unter dem Staatsoberhaupte die Regierungsgeschäfte besorgen, desgleichen die Gesandten zweiter und dritter Klasse (Bevollmächtigte M. und Ministerresidenten) im Gegensatz zu den Botschaftern und den bloßen Geschäftsträgern. In den mittelalterlichen german. Reichen stand dem König eine Mehrzahl oberster Hof- und Reichsbeamter (s. Erzämter) zur Seite, und die Ausfertigungen überwachte ein Kanzler, der als Großsiegelbewahrer die schriftlichen Erlasse mit dem Zeichen der Echtheit versah. Mit der Menge und Bedeutung der Aufgaben, welche dem weiter entwickelten Staate erwuchsen, trat auch das Bedürfnis ein, die immer zahlreichern Beamten einheitlicher Leitung zu unterstellen und alle Zweige des öffentlichen Dienstes durch ihre obersten Spitzen miteinander in Verbindung zu bringen. Den Übergang hierzu bildete das System, wonach nur ein Kabinettsminister den Regenten für gewöhnlich beriet und die Politik leitete, während die Vorstände der Hauptkollegien oder eigene Konferenzminister nur auf besonderes Erfordern im Kabinett (s. d.) erschienen und ihr Gutachten abgaben. Gegenwärtig sind jene Vorstände in den meisten Staaten selbst M., welche die oberste Leitung ihres Departements selbständig führen und unter dem Vorsitze des Regenten oder des ersten M. (Ministerpräsidenten, Premierministers) ein höchstes Kollegium, das Gesamtministerium, bilden. Die einzelnen Centralstellen werden dadurch zu Ministerien des Äußern, Innern, Krieges, Kultus und öffentlichen Unterrichts (in Rußland der Volksaufklärung, der Justiz und