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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Misce - Misera contribuens plebs

Misce (lat., abgekürzt m.) auf Rezepten: mische; misce, da, signa, abgekürzt m. d. s., mische, gieb, bezeichne; misce, fiat pulvis, abgekürzt m. f. plv., mische, mache Pulver.

Miscellaneen (Miseellen, lat.), Schriften, Aufsätze vermischten Inhalts, Vermischtes.

Mischabelhörner oder Saasgrat, die vergletscherte Zweigkette der Penninischen Alpen (s. Westalpen), die sich, vom Monte-Rosa-Massiv durch das Schwarzberg-Weißthor (3500 m) geschieden, 20 km lang, durchschnittlich 10 km breit, zwischen dem Nicolai- und dem Saasthal nördlich bis zur Vereinigung der Gorner- und der Saaservisp vorschiebt. Im engern Sinne wird als Mischabel-Horn der höchste Teil des Saasgrates bezeichnet, welcher sich mit einer Kammhöhe von 4100 und einer Gipfelhöhe von 4400 m vom Mischabeljoch (3856 m) nördlich bis zur Gabelung am Nadelhorn (4334 m) erstreckt. Der höchste Punkt ist der Dom (s. d.).

Mischär, Volk, s. Meschtscherjaken.

Mischbutter, s. Kunstbutter.

Mischfarbe, in der Optik eine solche Farbe, die aus der Vereinigung zweier oder mehrerer verschiedener einfacher Spektralfarben entstanden ist; so entsteht z. B. aus Vereinigung des spektralen Rot und Gelb ein Orange, das sich von dem spektralen Orange dadurch unterscheidet, daß es durch das Prisma in seine Bestandteile zerlegt werden kann. Über die aus Pigmenten entstandenen M. s. Farbenlehre.

Mischfutter, s. Gemenge.

Mischinfektion, eine gleichzeitige Infektion des Körpers mit zwei oder mehrern specifischen Krankheitserregern. Nicht selten ereignet es sich, daß ein Individuum gleichzeitig an zwei verschiedenen Krankheiten erkrankt oder daß während einer bestehenden Infektionskrankheit ein neuer Krankheitserreger in den Körper gelangt, der dann wiederum die ihm eigentümliche Krankheit erzeugt. M. letzterer Art, die man auch als Sekundärinfektion bezeichnet, finden sich häufig unter dem Bilde der sog. Nachkrankheiten vertreten. Hierher fallen z. B. die durch Streptokokken erzeugten Allgemein- oder Lokalaffektionen bei Diphtherie, bei Scharlach, die Eiterungen im Verlauf des Typhus abdominalis u. s. w. Als gleichzeitige M. müssen wir betrachten z. B. die mit Zellgewebsentzündungen einhergehenden Infektionen mit Tetanusbacillen, die den sog. Wundstarrkrampf erzeugen, ferner die akuten Zellgewebsabscesse, in deren Eiter sich mehrere verschiedene Arten von Eitererregern vorfinden. In manchen Fällen begünstigt offenbar die durch die bestehende Krankheit erzeugte Veränderung im Körper, die Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit der Organe und Gewebe, die Ansiedelung und Vermehrung neuer Krankheitserreger. Als durch eine M. hat man sich nach Nägeli auch die Cholera entstanden zu denken, insofern von ihm angenommen wurde, daß ein außerhalb des Körpers, in der Lokalität entwickelter Pilz A bei seiner Einwanderung in den Körper diesen erst für die Infektion mit dem vom Cholerakranken erzeugten Pilz B empfänglich macht. Den Pilz A nannte er Miasma, B Kontagium. Nägelis Anschauung, die man auch als diblastische Lehre von der Entstehung der Cholera bezeichnet, erfreut sich nur geringer Anhängerschaft, ist aber ohne weiteres nicht von der Hand zu weisen, zumal über das Wesen und Vorkommen von M. bisher nur sehr wenig bekannt ist.

Mischkrug, s. Krater.

Mischling, Menschentypus, s. Farbige. - M., Mengekorn, s. Gemenge.

Mischmaschine, s. Filzfabrikation (Bd. 6, S. 793 a).

Mischmisch (arab.), eingemachte Aprikosen aus Damaskus.

Mischna (hebr.), die Zusammenstellung der dem Leben und dem Gebrauch angepaßten, als mosaisch betrachteten Bestimmungen. Die M. bildet den ersten Teil des Talmuds (s. d.).

Mischungsrechnung oder Alligationsrechnung, diejenige Rechnung, welche lehrt, wieviel man von zwei oder mehrern Substanzen, deren Qualität gegeben ist, nehmen muß, um eine Mischung von bestimmter Qualität zu erhalten. Will man z. B. zwei Sorten Wein, die Flasche zu 1 M. 20 Pf. und zu 2 M., so vermischen, daß eine Flasche der Mischung 1 M. 70 Pf. wert ist, so muß man sie im Verhältnis 3:5 vermischen, d. h. man muß auf drei Flaschen der geringern Sorte ünf Flaschen der bessern Sorte nehmen, da diese zusammen so viel kosten werden als acht Flaschen zu 1 M. 70 Pf. Man findet hier, wie in jedem andern Falle, die jeder Sorte entsprechende Verhältniszahl, wenn man die Differenz zwischen den Qualitäten oder Preisen der andern Sorte und der Mischung oder Mittelsorte nimmt. Sind mehr als zwei Substanzen zu mischen, so ist die Aufgabe unbestimmt und es giebt dann statt einer Auflösung unendlich viele verschiedene Auflösungen. Will man z. B. durch Vermischung von 10-, 15- und 16lötigem Silber 14lötiges erhalten, so kann man als Verhältniszahlen nehmen: 1, 2, 1 (d. h. einen Teil 10lötiges, zwei Teile 15lötiges, einen Teil 16lötiges Silber); 2, 2, 3; 4, 2, 7; 2, 6, 1; 6, 2, 11 u. s. w. (S. Diophantische Gleichungen.)

Mischwährung, s. Doppelwährung.

Miscieren (lat.), mischen: miscībel, mischbar.

Misdemeanour (engl., spr. -dĭmihnörr, "übles Betragen"), im engl. Recht soviel wie Vergehen im Gegensatz Zu Felony (s. Felonie).

Misdroy, Dorf und Ostseebad im Kreis Usedom-Wollin des preuß. Reg.-Bez. Stettin, auf der Nordwestküste der Insel Wollin, in anmutiger Lage zwischen zwei bewaldeten Anhöhen, hat (1895) 1862 E., Post, Telegraph, neue Kirche, schöne Promenaden und ist eins der besuchtesten Ostseebäder (1895: 9966 Kurgäste).

Mise (frz., spr. mihs'), Einlage (von Kapital), Einsatz (beim Spiel); Rentenkaufkapital bei der Lebensversicherung (s. d., Bd. 10, S. 1036 b).

Mise en pages (frz., spr. mihs' ang pahsch'), in der Buchdruckerei das Geschäft des Metteur en pages (s. Buckdruckerkunst, Bd. 3, S. 662 a).

Mise en scène (frz spr. mihs' ang ßähn), Inszenierung, Einrichtung eines Stücks zur Bühnendarstellung und Leitung der Proben.

Miselsucht, soviel wie Aussatz.

Miseno, Kap, Vorgebirge am Westende des Golfs von Neapel, 15 km südwestlich von Neapel, erhebt sich zu 92 m Höhe mit geschichteten Tuffmassen, unterhalb deren Trachyt zu Tage tritt, zu einer isolierten Felsmasse, welche durch eine niedrige Landenge (Miniscola) angeheftet erscheint. Von der Villa des Lucullus, in der Tiberius starb, stehen noch Ruinen. Westlich vom Fels, am Porto di M., lag die durch die Sarazenen zerstörte Stadt Misenum, unter Augustus Station der tyrrhenischen Flotte.

Misera contribuens plebs (lat), d. h. das arme, steuerzahlende Volk, Citat aus dem 1514 er-^[folgende Seite]