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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mongol-Oirat - Mongseng

überhaupt den Typus der nach ihnen benannten Rasse. Ihre Wohnungen bestehen aus Filzzelten oder Jurten. Ihre Hauptbeschäftigung ist die Viehzucht, und der Hauptreichtum sind die Herden von fettschwänzigen Schafen, zweihöckerigen Kamelen und Pferden, auch Rindern und Eseln. Fleisch, Milch, Butter und Käse sind die Hauptnahrungsmittel. Die M. treiben wenig Ackerbau, und ihre Gewerbe beschränken sich auf die Fertigung von Filz und Pelzen. Die zahlreichen Stämme leben unter eigenen Stammhäuptern und Erbfürsten, die dem Chinesischen Reich unterworfen sind. Die Religion ist der Buddhismus und in dem Dalai-Lama erkennen sie ihr geistliches Oberhaupt.

Die mongol. Sprache samt ihren Dialekten (Kalmückisch und Burätisch) ist ein Glied des ural-altaischen Sprachstammes. Das Ostmongolische ist, wie auch das Kalmückische Schriftsprache und wird in senkrechten Zeilen von links nach rechts geschrieben. Die Schrift geht durch das Mittelglied des Uigurischen auf das syr. Estrangelo-Alphahet zurück.

Die M. besitzen neben einer sehr ausgedehnten Übersetzungslitteratur, welche die zahl- und umfangreichen tibetan. Texte buddhist. Inhalts umfaßt, auch eine recht ansehnliche Zahl eigener Geisteserzeugnisse, unter denen Werke histor. Inhalts die erste Stelle einnehmen, so die Geschichte der Ostmongolen des Ssanang Ssetsen sowie die beiden unter dem Namen "Altan tobtschi" und "Erdenijin erike" bekannten Chroniken. Die erste mongol. Grammatik (Petersb. 1831) und ein mongolisch-deutsch-russ. Wörterbuch (ebd. 1835) hat J. J. Schmidt geliefert. Darauf gab Kowalewski eine mongol. Grammatik (Kasan 1835), eine mongol. Chrestomathie (2 Bde., ebd. 1836-37) und endlich sein großes Dictionnaire mongol-russe-français (3 Bde., ebd. 1844-49) heraus. Die Thaten Bogda Gesser Chans (mongolisch hg. von J. J. Schmidt, Petersb. i836; deutsch ebd. 1839); Mongol. Märchensammlung (mongolisch mit deutscher Übersetzung von B. Jülg, Innsbr.1868; die deutsche Übersetzung auch besonders, ebd. 1868); A. Pozdnjejew, Proben der Volkslitteratur der mongol.Stämme, Bd. 1 (Petersb. 1880, russisch).

Die älteste Geschichte der M. ist sehr dunkel. Erst mit dem Auftreten Dschingis-Chans (s. d.) im Anfang des 13. Jahrh. wird sie klarer. Dieser vereinigte die getrennten Stämme Mittel- und Ostasiens, unter denen die der Tataren und M. die vornehmsten waren, und erhob sein Volk urplötzlich zu welthistor. Bedeutung. Um diese Zeit fing teils der Buddhismus, teils der Islam an, unter den M. die herrschende Religion zu werden. Hiermit kam eine höhere geistige Kultur zu ihnen.

Nach Dschingis-Chans Tode 1227 setzten dessen Söhne, unter die dieser sein Reich geteilt hatte, so daß einer derselben, Ügetai, als Großchan die Oberleitung behalten sollte, die Eroberungszüge fort, unterwarfen sich ganz China, stürzten das Chalifat zu Bagdad und machten die seldschukischen Sultane von Iconium zinsbar. Ein mongol. Heer unter Möngke-Chan und Batu-Chan drang 1237 aufs neue in Rußland ein, eroberte Moskau und verwüstete einen großen Teil des Landes. Nachdem dieses unterworfen, drangen sie 1240 furchtbar hausend in Polen ein, verbrannten Krakau und gingen nach Schlesien, wo sie 9. April 1241 über das vereinigte Heer der Deutschen Ritter, der Polen und der Schlesier in der Schlacht auf der Wahlstatt zwar siegten, aber dabei solchen Verlust erlitten, daß sie ein weiteres Vordringen nicht rätlich fanden. Sie wendeten sich südlich nach Mähren und nach Ungarn. Innere Streitigkeiten, die nach Ügetais Tode (1243) ausbrachen, veranlaßten sie, von ihrer Unternehmung gegen Westeuropa abzustehen und sich nach Karakorum, der Hauptstadt ihres Weltreichs, zwischen den beiden Flüssen Onon und Tamir gelegen, zurückzuziehen.

Das Reich der M. stand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. auf dem höchsten Gipfel der Macht. Es erstreckte sich damals vom östl. Chinesischen Meer bis an die Grenze Polens und von den Alpenlandschaften des Himalaja bis tief nach Sibirien hinein. Der Hauptsitz des Großchans war China; die andern Länder wurden von den Unterchans, die von Tschingis-Chan abstammten und vom Großchan abhängig waren, beherrscht. Die mächtigsten dieser Unterchans waren die des Reichs Kiptschak (s. d.) an der Wolga, die sog. Goldene Horde, unter welcher Rußland stand, und die von Dschagatai oder Turkestan. Allein das Reich verfiel bald. Die innern Streitigkeiten und die wachsende Macht der Statthalter, die sich immer unabhängiger machten, bewirkten, daß schon zu Ende des 13. Jahrh. unter dem Großchan Chubilai das Reich in mehrere unabhängige Staaten zerfiel, von denen die in China, in Turkestan, in Sibirien, im südl. Rußland und in Persien die bedeutendsten waren. Durch diese Spaltung verfiel die Macht im 14. Jahrh. immer mehr, so daß sie 1368 aus China vertrieben wurden und im 15. Jahrh. ihre Herrschaft in Rußland zu Ende ging. Auch in Mittel- und Vorderasien würde die mongol. Herrschaft zu Grunde gegangen sein, wäre nicht ein neuerer Eroberer mongol. Stammes, Tamerlan oder Timur (s. d.), um 1369 daselbst aufgestanden, der ein neues mongol. Reich, das ganz Mittelasien, Vorderasien und insbesondere Persien und einen Teil Anatoliens umfaßte, gründete. Nach Timurs Tode jedoch zerfiel dessen Reich so schnell, daß es schon mit der Ermordung von Abu-Seid, Timurs Urenkel, 1468 ein Ende nahm. Nur in Dschagatai erhielt sich die Dynastie Timurs, und von hier aus gründete Bahar (s. d.), ein Nachkomme Timurs, in Hindustan ein neues Reich.

Vgl. des Mongolenfürsten Ssanang-Ssetsen Khungtaidschi (um 1660) Geschichte der Ostmongolen (mongolisch und deutsch von J. J. Schmidt, Petersb. 1829); Mouradja d'Ohsson, Histoire des Mongols depauis Tchinguiz-Khan jusqu'à Temer Bey (Bd. 1-4, Haag 1834-35; neue Ausg., Amsterd. 1852); Grigorjew, Geschichte der M. (aus dem Persischen von Chondemir; russisch, Petersb. 1834); Hammer-Purgstall, Geschichte der Goldenen Horde (Pest 1840); ders., Geschichte der Ilchane, d. i. der M. in Persien (2 Bde., Darmst. 1842-43); Altan Tobtschi, Mongol. Annalen (mongolisch, mit russ. Übersetzung von Galsang Gombojew, Petersb. 1858); Howorth, History of the Mongols from the from the 9th to the 19th century (3 Bde., Lond. 1876-80); Gilmour, Among the Mongols (ebd. 1883; neue Aufl. 1388); ders., More about the Mongols (ebd. 1893); Strakosch-Graßmann, Der Einfall der M. in Mitteleuropa in den J. 1241 und 1242 (Innsbr. 1893). Vgl. auch die Litteratur unter Dschingis-Chan und Kalmücken.

Mongol-Oirat, soviel wie Kalmücken.

Mongo-ma-Loba, s. Kamerungebirge.

Mongoz, s. Lemur.

Mongseng, japan. Münze, s. Cash und Sen.