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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Morando - Moratorium

mitbrachte, die sich jetzt im Kapitel zu Washington finden. Seit 1872 lebt er in Neuyork. Den weitest reichenden Ruf erlangte Peter M., geb. 4. Mär. 1842, der in Paris unter Lambinet und Troyon studierte, 1803 nach London ging, um Landseer näher zu treten. Nach Amerika zurückgekehrt und in Philadelphia lebend, zeichnet er sich namentlich als Tiermaler, doch auch durch wirkungsvolle Landschaften (s. Tafel: Amerikanische Kunst II, Fig. 3) aus. Auch als geistreicher Radierer ist er bekannt.

Morando, Paolo, ital. Maler, s. Cavazzola.

Moränen (frz.), die wallartigen Streifen von Felsblöcken und Schutt, die durch Gletscher (s. d.) thalabwärts geschafft werden. Das durch rieselndes Wasser unter Beihilfe des Frostes von den benachbarten Bergen losgelöste Gesteinsmaterial fällt auf die Gletscher an ihrem Rande nieder und bildet durch die Bewegung der Gletscher lange Streifen, die Seitenmoränen. Vereinigen sich zwei Gletscherströme zu einem, so fließen ihre innern Seitenmoränen zu einer Mittelmoräne zusammen. Zuweilen zählt man auf dem untern Teile eines Gletschers mehrere Mittelmoränen, woraus man erkennen kann, daß er aus mehrern Firnfeldern hervorströmt. Die in die Spalten des Gletschers hineinfallenden Schuttmassen bilden die an fein zerriebenem Material reiche Grundmoräne zwischen Eis und Felsbett. Am untern Ende des Gletschers häufen sich dann alle diese Felsblöcke und Schuttmassen zu einer Endmoräne an. Auf der Tafel: Gletscher I, Fig. 1 und II, Fig. 3 sind Seiten- und Mittelmoränen, auf der Taf. II, Fig. 1 die Endmoränen zu erkennen. (S. auch Diluvium.)

Moränenseen, s. Seen.

Morano Calabro, das antike Muranum, Stadt in der ital. Provinz Cosenza, Kreis Castrovillari, an steiler Wand über dem Coscile (dem antiken Sybaris), mit Ruinen eines Normannenschlosses, Seiden- und Wollweberei, zählt (1881) 8259 E.

Moran-Olden, Fanny, geborene Tappenhorn, Bühnensängerin, geb. 28. Sept. 1855 in Cloppenburg, studierte Gesang in Dresden bei Auguste Götze und trat 1877 mit Erfolg auf. Verheiratet mit dem Tenoristen Karl Moran, wirkte sie 1878-84 am Stadttheater zu Frankfurt a. M., dann bis 1891 in Leipzig, 1894-95 in München. Zahlreiche Gastspiele haben die Sängerin in ganz Deutschland sowie in Nordamerika und England bekannt gemacht. Sie beherrscht ebenso das klassische wie das moderne Repertoire. Der außergewöhnliche Umfang ihrer Stimme befähigt sie zu den höchsten wie den tiefsten Partien; die bedeutendsten sind: Fidelio, Ortrud, Brünhilde, Isolde, Donna Anna, Fides und Eglantine.

Morast, große Strecke versumpften, unwirtsamen und unzugänglichen Landes, etwa gleichbedeutend mit Sumpf.

Morasterz, s. Raseneisenstein.

Moratalla (spr. -tallja), Stadt in der span. Provinz Mureia, in fruchtbarer Gegend, nördlich von Caravaca am Benamor, mit (1887) 11 926 E., Kohlengruben, Tuch- und Leinenweberei, Handel mit Wein und Olivenöl.

Moratin, Leandro Fernandez de, span. Dichter, Sohn des folgenden, geb. 10. Mai 1760 zu Madrid, wurde von seinem Vater unterrichtet, lernte als Juwelier, widmete sich aber zugleich mit Eifer der Poesie und erhielt in seinem 19. Jahre für eine heroische Romanze, drei Jahre später für eine ästhetische Satire bei der Akademie das Accessit. 1786 nahm ihn auf Verwendung von Jovellanos der Graf Cabarrus als Sekretär mit nach Paris, wo er u. a. mit Goldoni verkehrte. Nach seiner Rückkehr verschaffte ihm die Gunst des Grafen Floridablanca, dann die des Friedensfürsten Godoy mehrere Präbenden. 1790 erschien sein Lustspiel "El viejo y la niña", 1792 "La comedia nueva" (oder "El café") in welcher er das verrottete Theaterwesen dem Gelächter preisgab. In den folgenden Jahren durfte er zum Studium des ausländischen Theaters Europa bereisen; 1798 entsagte er dem Direktorium der auf seinen Vorschlag eingesetzten Junta zur Überwachung des Theaterwesens. 1803 kam "El Baron" zur Aufführung, 1801 "La mojigata", beide geringwertige Nachahmungen Molières, 1806 "El si de las niñas", ein Lustspiel von bescheidenem, aber bleibendem Gehalt. Während der Invasion ließ ihn seine Ängstlichkeit mit den Franzosen flüchten, während ihn niemand zu beunruhigen dachte, und die Stelle eines Oberbibliothekars annehmen, so daß er 1814 anfänglich als afrancesado hart behandelt wurde. Ferdinand VII. wandte ihm bald seine Gunst wieder zu, aber M. glaubte sich jetzt überall in Gefahr, Befürchtungen, die ihn seit 1817 nach Paris, Bologna, Barcelona, Bordeaux und wieder nach Paris trieben, wo er 21. Juni 1828 starb. M.s ästhetische Kritik hat, trotz traditioneller Beschränktheit, reinigend gewirkt. Eine Gesamtausgabe veranstaltete die Akademie (6 Bde., 1830-31; neu herausgegeben in Band 2 der "Biblioteca de autores españoles"); 3 Bände "Obras póstumas" erschienen 1867.

Moratin, Nicolas Fernandez de, span. Dichter, geb. 20. Juli 1737 zu Madrid, erhielt ein Amt am Hofe der Königin Elisabeth, wurde 1772 Advokat, bald danach Professor der Rhetorik. Er starb 11. Mai 1780 zu Madrid. Seine litterar. Thätigkeit war zunächst auf die Reform des Nationaltheaters gerichtet, dem er durch steife, nach den Regeln des franz. Dramas gebaute Lust- und Trauerspiele ("La petrimeta", 1762; "Lucretia", 1763; "Hermesinda", 1770; "Guzman el bueno", 1777) aufzuhelfen suchte; seine drei Flugblätter "Desengaños al teatro español" waren mit die Veranlassung zum Verbot der Autos. 1765 erschien sein Lehrgedicht über die Jagd: "La Diana, o arte de la caza". Sein Bestes sind ein erst nach seinem Tode von seinem Sohne herausgegebenes heroisches Gedicht "Canto épico de las naves de Cortés destruadas" (Madr. 1785) und seine Romanzen, die im Gegensatz zu seinen Theorien ganz von nationalem Geist erfüllt sind. Eine Sammlung vermischter Gedichte hatte er als "El poeta" (1761) erscheinen lassen. Eine Gesamtausgabe gab sein Sohn heraus: "Obras póstumas de M." (Barcelona 1821). Vollständiger ist die Sammlung in Bd. 2 der "Biblioteca de autores españoles (Madr. 1848).

Moratorialverfahren, s. Ausgleichsverfahren.

Moratorialverhandlungen, s. Moratorium.

Moratorium (vom lat. mora, Verzögerung), Anstandsbrief, auch Indult (litterae quinquennales), Bezeichnung für die Stundung der Schulden. Dieselbe konnte früher teils vom Landesherrn, teils vom Gericht bewilligt werden. Der Schuldner mußte nachweisen, daß sein Unvermögen zu zahlen nur vorübergehend sei, so daß ein gezwungener und schleuniger Verkauf des Vermögens dem Schuldner bei weitem mehr schaden als dem Gläubiger nützen würde. Zugleich mußte aber auch der Gläubiger gesichert werden, daß er nicht durch