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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Namslau - Nancy
Namslau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Vez. Bres-
lau, hat 584 c^km und 1890: 36603,1895: 35989
(16 864 münnl., 19125 weibl.) E., 2 Städte, 67 Land-
gemeinden und 51 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis N., an der Weida, der Linie Breslau-Tarno-
witz und der Nebenlinie N.-Oppeln (59,9 km) der
Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und
eines Amtsgerichts (Landgericht Öls), hatte 1890:
<>167 E., darunter 1985 Katholiken und 156 Israe-
liten, 1895: 6334 E., in Garnison die 4. und 5. Es-
kadron des Dragonerregiments König Friedrich III.
Nr.8, Postamt ersterKlasse, Telegraph, altertümliches
Rathaus, altes Schloß, Krankenhaus; Maschinen-
fabriken, Brauerei, Schuhmacherei und Flachsbau.
Namsos, Stadt (Ladeplatz) im norweg. Amt
Nordre-Trondhjem, an der Mündung des Namsen,
mit (1891) 1824 E., die Waldprodukte ausführen.
N. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.
Namur (spr. -mühr). 1) Provinz Belgiens, be-
grenzt im N. von Vrabant, im NO. von Lüttich, im
O. von Luxemburg, im W. vom Kennegau und im
S. von Frankreich, zählt auf 3660,24 cikin (1892)
339321E., d.i. 93 auf 1 <ikm. Der Boden ist teils
eben, teils erhebt er sich zu stark bewaldeten Kugeln,
den Vorbergen der Ardennen, welche die Grenze der
Provinz streifen, und ist außerordentlich fruchtbar.
Die Hauptflüsse sind die Maas, die Sambre und
die Lesse. Außer den Erzeugnissen des Ackerbaues
ist die Provinz reich an Eisen, Blei, Galmei, Schwe-
fel, Alaun, Feuersteinen, Schiefer- und Kalksteinen,
guter Thonerde, Steinkohlen und Marmor. Von
der erwerbsthätigen Bevölkerung sind 32 Proz. in
der Industrie und davon wieder 40 Proz. in der Mi-
neralindustric thätig. 14 Kohlenbergwerke förderten
(1892) 537919 t, Eisensrz wurden 54485 t, Steine
für 7,69 Mill. Frs. gewonnen. 8 Glashütten produ-
zierten für 8,7 Mill. Frs. Waren. N. zerfällt in die
drei Arrondissements N., Pbilippeville und Dinant.
- N. war bereits im 10. Jahrh, eine selbständige
Grafschaft, die ihren Namen erhielt von dem Stamm-
schloß der ersten Grafen. Deren Mannsstamm erlosch
mit Heinrich dem Blinden 1196, worauf N. an Phi-
lipp, den zweiten Sohn Valduins V. von Hennegau
kam. Auf diesen folgte der Getnahl feiner Schwe-
ster Iolande, Peter von Courtenay, nachher Kaiser
von Konstantinopel, dessen Sohn Balduin, der letzte
Lateinische Kaiser, seine Grasschaft an Georg von
Dampierre, Grafen von Flandern, 1262 verkaufte,
dessen Nachkommen sie bis 1420 innehatten, wo
sie Graf JohannIII. von N. an Philipp von Burgund
verkaufte. Hierauf bildete sie eine der 17 Provinzen
der Niederlande und teilte bis 1830 deren Schicksal.
- 2) Hauptstadt der Provinz N., vläm. Namen,
am Einfluß der Sambre in die
Maas, an den Linien Brainc-
le-Comte-N. (74 km), Brüssel-
Arlon-Sterpenich (201 km),
N.-Ramillies (23 km) der
Staatsbahnen, Lüttich-N. (61
km) und N.-Givet (40 km)
der Nordbahn und N.-Malonne
der Vicinalbahnen, hat (1890)
30087, mit den Vororten
Iambes und St.Servais 37182 E., ein Standbild
Leopolds I. von Gecfs, ein theol. Seminar, ein königl.
Athenäum, eine von Jesuiten geleitete Erziehungs-
anstalt, eine Kunstakademie, ein naturhistcr. und ein
archäol. Museum. Der Dom (St. Aubin) im Re-
naissancestil, eingeweiht 1772, enthält das Grab'
mal Don Juan d'Austrias. Die von Jesuiten 1621
-53 erbaute St. Lupuskirche strotzt von Vergoldung
und Pracht. Ferner sind zu nennen: der Belfried, das
Rathaus an der Grande Place, die Kirche Notre-
Dame, der Zoologische Garten in Iambes, Denkmal
von Omalius am Boulevard Lsopold unddasHospice
d'Harscamp. In großem Rufe stehen die Arbeiten
der Messerschmiede N.s; außerdem giebt es sehr an-
sehnliche Eisengießerei, Brauerei, Gerberei, Seifen-
siederei; in der Nähe Kohlen- und Bleigruben. Sehr
lebhaft ist der Schiffsverkehr auf den Flüssen. -
Die Stadt war schon in frühester Zeit befestigt und
wurde 1691 von Coehoorn verstärkt. Dessenunge-
achtet wurde sie 1692 von Ludwig XIV. und 1695
wieder von dem Erbstatthalter Wilhelm III. einge-
nommen. Seit 1701 von den Franzosen besetzt,
wurde die Stadt vergebens von den Verbündeten
beschossen, 1715 aber durch den Barrieretraktat
(s. d.) den Barriereplätzen beigesellt und von den
Holländern besetzt. Die Franzosen nahmen 1746
Stadt und Fort ein, gaben aber beide 1748 zurück,
worauf Joseph II. 1784 die Werke schleifen ließ,
was 1794 auch mit der von den Franzosen er-
oberten Citadelle geschah. Seitdem wieder befestigt,
wurden 1866 die Festungswerke bis auf die Cita-
delle geschleift. Jetzt bildet N. einen Teil der Maas-
befestigungen (s. d.).
Nanak, Stifter der Sekte der Sikh ss. d.).
Nana Sahib (unrichtig Nena-Sahib), zu
deutsch "Herr Großvater", ist der Name, unter dem
DundhuPanth, der bedeutendste Führer des ind.
Aufstandes gegen die Engländer 1857-58, in Eu-
ropa bekannt ist. Er war der Erbe Badschi Raos,
des letzten Beherrschers des Mahrattenstaates
Bithur, und gehörte der berühmten Peschwaoynastie
der Mahratten (s. d.) an. Nachdem die Engländer
Bithur annektiert hatten, stellte sich N. an die
Spitze der aufständischen Sipahi (s. d., engl. Sepoy)
und wurde zum Peschwa (Anführer oder Herrscher)
ausgerufen. Auf N.s Anstiften wurden im Mai
und Juni 1857 zu Kanpur der General Sir Hugh
Wheeler mit seiner Familie, 100 andere brit. Offi-
ziere, 210 Soldaten sowie 590 andere Engländer,
Frauen und Kinder, niedergemetzelt. N. übernahm
den Befehl über die Aufstündischen des Bezirks
Kanpur, wurde aber von General Sir Henry Have-
lock im Juli und August mehrmals geschlagen; im
Mai 1858 beteiligte er sich als einer der thätigsten
Führer an den: kleinen Kriege, der damals haupt-
sächlich in Awadh (s. Oudh) von den Aufständischen
gegen die Engländer geführt wurde. Hierauf ver-
scholl N., nachdem er nach Nepal geflohen war, dessen
Beherrscher die Auslieferung verweigerte.
Nancy (spr. nangßih). 1) Arrondisfement im
franz. Depart. Meurthe-et-Moselle, hat 1481,0 qkm
und (1891) 213 364 E. in 9 Kantonen und 189 Ge-
meinden. - 2) N., deutsch Nanzig, Hauptstadt
des Depart. Meurthe-et-Mo-
selle und früher Lothringens,
am linken Ufer der hier schiff-
barenMeurthe,durch den Rhein-
Marne-Kanal mit Paris und
Straßburg verbunden, an den
Linien Paris - Deutsch - Avri-
court, N.-Mirecourt (60 km)
und N.-Moncel (29 km) der
Franz. Ostbahn, ist Sitz des Präfekten, eines Suf-
! fraganbischofs der Erzdiöcese> Besancon und eines
^ evang. und israel. Konsistoriums,' Oberappella-
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