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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Neupreußische Befestiguugsmanier
auf Grund der Vorschläge Montalemberts und ^
Carnots entwickelte sich in der ersten Hälfte des!
Fig. i.
19. Jahrh, die N. B., deren Hauptvertreter die '
Generale Aster, Brese und Prittwitz waren. Der ,
Grundgedanke war: Möglichkeit der
Sicherung des Ortsbesitzes durch wenig
Besatzung und der Verwendung größe-
rer Truppenmassen auf vorbereitetem
Kampffelde. Daher waren erforderlich
für erstern Zweck eine sturmfreie, wider-
standsfähige einfache Kernumwallung,
für letztern ein
Gürtel vor-
geschobener
Forts.Grund-
stttze für die
Bauord-
nung: Benut-
zung und Um-
gestaltung des
Geländes für
den Kampf;
kein ängstliches Kleben an regelmäßigen Formen.
Der Hauptwall wird vorherrfchend polygonal
geführt, die einzelnen Fronten, entweder gerad-
linig oder schwach nach innen oder außen gebrochen,
6-900 in lang gemacht. Die Flankierung erfolgt
geben dem Verteidiger Schutz. Veistehende Fig. 1.
^ und 4 zeigen die Neupreußifche Front aus den
I.1820,1830 und um die Mitte des 19. Jahrh.,
Fig. 3 das Profil aus der ersten Hälfte des
19. Jahrh. Der Wirkung der Artillerie ent-
sprechend wurde 500 m bis höchstens 1000 in
vor der Hauptumwallung ein Gürtel selbstän-
diger Forts angelegt, und die Entfernung der
einzelnen Werke voneinander so bemessen, daß
sie sich gegenseitig unterstützen, jedenfalls aber
das Zwifchenfeld noch mit Kartätfchen beherr-
schen konnten (500-1000 ni). Fig. 5 zeigt eine
Festung (Köln a.NH.) nach der N. V. vor 1800, vor
Einführung der gezogenen Geschütze.
DiefeForts hatten Lünetten- oder Halb-
redoutenform und als Kehlschluß eine auf
die Eskarpenbekleidung gesetzte freistehende
Mauer (Kehlmauer). Die Bestreichung
der Facen- und Flankengräben besorgen
meist ganze Kaponnieren vor den Schulter-
punkten. Die
traversierten
Wallgänge
sind durch ein
im Hofe des
Werkes be-
findliches gra-
natsicheres
Neduit unter
Feuer Zu neh-
men; letzteres
bat zwei Stockwerke, oben für Geschütz-, unten für
Gewebrverteidigung; die in der Negel zur Geschütz-
aufstellung eingerichtete Erddecke (Kopf, Plattform)




Fig. 3.
aus mächtigen Kaponnieren in der Mitte der Front, '
sie gewähren der Besatzung granatsichere Unterkunft !
und sind die Kernpunkte (Neduits) der Verteidigung, l
Gedeckt werden diese Kaponnieren durch vorgelegte!
dient als Kavalier. Das kreuz- oder
kreisförmig gebaute Neduit erhielt einen
durch freistehende Mauer abgeschlossenen
Hof; feine Größe hing von der Stärke der
dem Werke zugedachten Besatzung ab, für die
es gleichzeitig als Kasernement diente. Der
Zugang zum Hofe des Werkes erfolgte über
den Kehlgraben auf einer Brücke mit Zugklappe
H^^^M
i^x
Fig. 4.
Erdwerke in Form von Navelins. Die Eskarpe ist
mit einer Mauer versehen, die Kontereskarpe ent-
weder gemauert oder in Erde geböscht. Neben den
großen Kaponnieren führen Wege in den Graben
und aus diefem Rampen in die Waffenplätze des
Fig. 5.
....V ^l-? ^,l..l i^lllj.'rll. lll l.'lr ^)U!irnpl.uyr ^rv und durch Thoröffnungen in der Kehlmauer. Eine
gedeckten Weges. Zahlreiche Erd-und Hohltraverfen zweite Brücke führte nach dem Reduithof. Beide