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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nordamerikanische Freistaaten - Nordamerikanische Litteratur

Um dieselbe Zeit wurde Pike ausgesandt, die Quellen des Mississippi zu erforschen, und durchstreifte auf einer zweiten Expedition die Prairien an den Quellen des Arkansas und südl. Red-River. 1819 erforschte Major Long das Felsengebirge und erhielt 1823 von der Regierung den Auftrag, den St. Petersfluß und das Land an der Nordgrenze der Union zwischen Red-River, der Hudsonbai und dem Obern See zu bereisen. 1832 entdeckte Schoolcraft die Quellen des Mississippi. Dann folgten von 1842 bis 1844 die wichtigen Expeditionen des Kapitäns Fremont (s. d.) zur Erforschung der Pässe des Felsengebirges.

Nun trat auch in der Union der praktische Gesichtspunkt, einen Weg für eine Eisenbahnlinie über das Felsengebirge zu finden, in den Vordergrund. Militär. Aufnahmen gingen vorauf. W. H. Emory untersuchte 1846-47 den Arkansas, Rio Grande del Norte und Rio Gila, W. H. Warner 1847-49 Kalifornien, J. W.^[James William] Abert den Canadianfluß und 1845-47 Neumexiko, Simpson das Navajoland 1849, Stansbury 1849-50 das Gebiet des Großen Salzsees, J. E.^[Joseph Eggleston] Johnston 1849-51 Texas, Marcy 1852 die Quellen des südl. Red-River. Dann folgten zum Zweck der projektierten Eisenbahn zahlreiche Aufnahmen in den J. 1853-55 vom 49.° der Breite bis zur mexik. Grenze. In der Begleitung Warrens, der zuerst den Lauf des Missouri zwischen Fort Pierre und Fort Union aufnahm, befand sich der Geologe Hayden, dem wir später noch eine Reihe wichtiger Forschungsresultate verdanken. Die geolog. und geogr. Aufnahmen der Territorien (Geological and geographical surveys of the Territories), die 1879 mit den geolog. Aufnahmen der Vereinigten Staaten (United States geological survey) verschmolzen wurden, begannen 1867 unter Haydens Leitung. 1871 wurde der Yellowstone Nationalpark, dann Utah, Idaho und Colorado von Hayden, das Coloradogebiet 1869-72 von Powell, 1875 die Black Hills von Jenny und Newton erforscht.

Die neue Durchforschung der pacifischen Seite begann 1860 mit der Reise des Ungarn John Xantus durch die Halbinsel Kalifornien, 10 Jahre später durchstreifte der Geologe Cl. King das Kaskadengebirge, ihm folgten A. Hague und S. F. Emmons. Die genauere Kenntnis der Sierra Nevada von Kalifornien verdanken wir dem Chef der geolog. Aufnahmen dort, J. D.^[Josiah Dwight] Whitney. Unter der Leitung Wheelers standen die 1869 in Angriff genommenen Aufnahmen der westl. Gebiete (Geographical Surveys west of the 100<sup>th</sup> Meridian). 1879 fand eine neue Organisation der geolog. Aufnahme der Union statt; mit der Leitung wurde Clarence King betraut, welcher zunächst seine Thätigkeit auf die Staatsländereien des Westens beschränkte. Dieses Gebiet wurde behufs der geolog. Aufnahme in vier Sektionen geteilt, welche von Emmons (Rocky-Mountains), Dutton (Colorado), Gilbert (Großes Becken) und Hague (Pacific) geleitet werden. Am schnellsten ist die Aufnahme der Division des Colorado vorgeschritten. Durch Gesetz vom 7. Aug. 1882 wurde die Thätigkeit der geolog. Landesaufnahme ausdrücklich auf alle Staaten der Union ausgedehnt.

Das Quellgebiet des Mississippi ist 1876 vom United States General Land Office aufgenommen und mappiert worden; eine von der Neuyorker Verlagsfirma Ivison, Blakeman, Taylor & Comp. zur Widerlegung Glaziers, der die Quelle in einem See südlich des Itaska vermutete, unter Führung von Clarke ausgesandte Expedition wies die Richtigkeit der Vermessungen des Land Office nach. Im Sept. und Okt. 1881 untersuchte Symons den Fluß Columbia von der Grenze Washingtons gegen Britisch-Columbia stromabwärts bis zur Einmündung des Snake-River bei Ainsworth; seine Forschungen erstreckten sich auch auf die Uferlandschaften des Columbia hinsichtlich ihrer Ansiedelungsfähigkeit. In Oregon entdeckte 1883 Diller am Diamond-Peak, an den Three Sisters und am Mount-Jefferson Gletscher; die 1870 von King aufgefundenen echten Gletscherbildungen am Mount-Shasta im nördl. Kalifornien wurden 1883 durch Thompson eingehender untersucht; das Death Valley 1891 von Merriam und andern erforscht.

Für die Kenntnis Mexikos waren die Untersuchungen und Arbeiten Humboldts 1802-4 epochemachend. Ihm folgte im südl. Teile des Landes 1805-7 Kapitän Dupaix, 1827 Mühlenpfordt, 1845-48 Karl Heller besonders in Yucatan und um dieselbe Zeit der nordamerik. Gesandtschaftssekretär Brandy Mayer. Schon 1829 wurde unter Leitung von Bernardo Gonzalez Angulo, dem mexik. Minister des Innern, eine permanente Kommission ernannt unter dem Titel: Instituto nacional de geografia y estadistica, später Sociedad mexicana de geografia, die noch besteht und deren Aufgabe die Beschreibung der einzelnen Territorien und Entwurf von Karten war. Infolge der franz. Militärexpedition unter Bazaine 1863-65 ging auch eine wissenschaftliche Expedition nach Mexiko, deren Resultate in dem Werke «Mission scientifique au Mexique et dans l’Amérique centrale» niedergelegt sind. Den Südwesten der Vereinigten Staaten sowie den Nordwesten von Mexiko bereiste 1883 der Niederländer ten Kate zum Zweck ethnolog. Forschungen. Désiré Charnay durchforschte im Jan. 1881 die Ruinen von Palenque im mexik. Staate Chiapas und besuchte später Tula, Teotihuacan und andere Ruinenstätten, ging dann nach Yucatan und erforschte die Ruinenstadt Aké. Am 22. März 1882 fand er am linken Ufer des obern Usumacinta, im Lande der Lacandones, im Staate Chiapas, Ruinen einer großen Stadt mit prächtigen Bauten und Basreliefs. 1888 setzte die mexik. Regierung eine Kommission ein zur kartogr. Aufnahme und physik.-geogr. Erforschung des Landes, deren erste Arbeiten vorliegen. Die Vulkane studierten 1887/88 Lenk und Felix, 1889/90 Heilprin.

Nordamerikanische Freistaaten, s. Vereinigte Staaten von Amerika.

Nordamerikanische Litteratur. Was auf dem Gebiete der Litteratur bis in das erste Viertel des 19. Jahrh. geleistet worden war, war meist unbedeutend und zeigte kaum den leisesten Anflug von charakteristisch amerikanisch-nationalem Wesen. Allein in der kurzen Zeit eines halben Jahrhunderts hat sich in den Vereinigten Staaten eine eigene reiche und viel versprechende Litteratur entwickelt. Sie hat nicht bloß alle Gebiete der exakten und spekulativen Wissenschaft in ihren Bereich gezogen, sondern auch auf dem Gebiete der Dichtung sich einen ehrenvollen Platz errungen.

Die Geschichte der N. L. kann in drei Abschnitte eingeteilt werden.

1) Der erste, die Litteratur der Kolonialperiode (etwa 1607-1765), von ihrem meisterhaften Histo-^[folgende Seite]