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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Obernkirchen; Obernzell; Oberoderwitz; Obĕron; Oberösterreich

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Obernkirchen – Oberösterreich

seiner 1888 erfolgten Versetzung in den Ruhestand lebt O. in Honnef a. Rh.

Obernkirchen, Stadt im Kreis Rinteln des preuß. Reg.-Bez. Cassel, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hannover) und Bergamtes, hatte 1890: 3151 E., darunter 134 Katholiken und 77 Israeliten, 1895: 3282 E., Post, Telegraph, eine 1893 restaurierte Kirche, Damenstift in einem ehemaligen, 815 von Ludwig dem Frommen gestifteten Benediktinerkloster, Wasserleitung, Spar- und Leihkasse; Steinkohlenbergwerke, Sandsteinbrüche und Glashütten.

Obernzell oder Hafnerzell, Marktflecken im Bezirksamt Passau des bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, an der österr. Grenze an der Donau, Sitz eines österr. und bayr. Nebenzollamtes, hatte 1890: 1437, 1895: 1381 E., darunter 27 Evangelische, Postexpedition, Telegraph; Eisenhammer, Tabak- und Lederfabrikation. O. ist bekannt durch seine Schmelztiegel (Passauer oder Hafnerzeller Tiegel), zu denen das Material, Graphit, in den nahen Orten Pfaffenreuth und Leizesberg gewonnen wird.

Oberoderwitz, Dorf in der Amtshauptmannschaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, an den Linien Eibau-Zittau (Stationen Oberdorf-O. und O.) und Löbau-O. (22,4 km) der Sächs. Staatsbahnen, hatte 1890: 3665, 1895: 3547 E., darunter 46 Katholiken, Post, Telegraph; bedeutende Leinwandweberei, Kinderwagenfabrikation, elektrotechnische Anstalt, Apfel- und Beerenweinkelterei, Brauerei und Ziegeleien. In der Nähe liegt Niederoderwitz (s. d.) und Mitteloderwitz (960 E.).

Obĕron, der König der Elfen, erscheint zuerst in einem altfranz. Gedicht aus dem karoling. Sagenkreise, «Huon de Bordeaux, chanson de geste», aus dem Ende des 12. Jahrh. (hg. von Guessard und Grandmaison, Par. 1860), das später vielfach umgearbeitet, erweitert und 1454 in einen prosaischen Volksroman aufgelöst wurde. Der Name O. ist gleich Auberon (älter Alberon) und entspricht dem deutschen Alberich, d. h. Elfenkönig. Dem Französischen haben die engl. Dichter Chaucer, Greene, Shakespeare (in seinem «Sommernachtstraum», wo O. die Gemahlin Titania zur Seite steht) und Spenser ihren O. entnommen, und aus dem vom Grafen von Tressan in der «Bibliothèque universelle des romans» (1778) gegebenen Auszuge des franz. Romans schöpfte Wieland einen Teil des Stoffs für seinen «O., ein romantisches Heldengedicht». Nach Wieland hat Planché den Text für Webers Oper «Oberon» bearbeitet. Über die franz. und niederländ. Volksbücher von Hüon vgl. Dunlop, Geschichte der Prosadichtungen (deutsch von Liebrecht, Berl. 1850).

O. heißt auch einer der Uranusmonde.

Oberösterreich, meist gebräuchlicher Name für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns, welches mit dem durch die Enns geschiedenen Niederösterreich (s. d.) oder Erzherzogtum Österreich unter der Enns die Wiege der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu deren cisleithanischem Teil es gehört, bildete. Es grenzt im N. an Böhmen, im O. an Niederösterreich, im S. an Steiermark und Salzburg und im W. an Bayern, von dem es durch den Inn und seinen Zufluß Salzach geschieden ist, und hat einen Flächeninhalt von 11983,69 qkm. (S. die Karte: Nieder- und Oberösterreich, beim Artikel Niederösterreich.)

Oberflächengestaltung. Das Land wird durch die Donau in zwei Teile geschieden, von denen der kleinere nördliche dem böhm. Gebirgssystem (Urformation), der größere südliche dem Alpensystem und zwar den nördl. Kalkalpen und ihren Vorbergen angehört. Die letztern streichen aus Salzburg herüber und erheben sich hier zu gewaltigen gletscherbedeckten Felsenmassen: die Gruppe des Dachsteins (2996 m), das Tote Gebirge (bis 2124 m), das Ischlergebirge (Hainzen, 1637 m), der Schafberg (1780 m), das Höllengebirge (1862 m) und der Traunstein (1691 m) umschließen das durch seine landschaftlichen Schönheiten berühmte seenreiche Salzkammergut. Hieran schließen sich die Gruppen des Großen Priel (2544 m), des Pyhrgas (2244 m) und des Sengsengebirges (1961 m) bis zur Enns, die hier nahe der niederösterr. Grenze das Gebirge in engem Thal durchbricht. Unter dem sich bis zur Donau erstreckenden österr. Alpenvorlands ragt besonders hervor der durch seinen Braunkohlenreichtum bekannte Hausruck, der im Göbelsberge 800 m erreicht und mit seiner westl. Fortsetzung, dem Kobernauser Wald (764 m), zwischen Ager und Vöckla im S. und dem Inn im NW. hinzieht. Die Nordgrenze gegen Böhmen bildet der Böhmer Wald, welcher im Plöckenstein 1375 m und im Sternstein 1125 m erreicht. Von ihm aus streichen kuppenreiche Bergzüge und Terrassen bis an die Donau. O. hat nur wenig Ebenen; die größten sind die Welser Heide und die Linzer Ebene. Der fruchtbarste Boden findet sich im Donauthale und den einmündenden Nebenthälern sowie in den beiden genannten Ebenen. In den höhern Gegenden ist der Boden steinig, aber fast durchgängig wohlbebaut. Gegen die Traun hin wird der Boden noch ergiebiger, wiewohl es da auch minder einträgliche Landstriche giebt, namentlich die sog. Moose (d. i. sumpfartige Ebenen). Der südl. Teil zwischen Traun und Enns ist Alpenland. Die höhern Gegenden der Gebirge sind größtenteils kahl, die mittlern mit Waldungen bedeckt. Das Land ist im ganzen sehr wasserreich und gehört, mit Ausnahme eines unbeträchtlichen Landstrichs an der böhm. Grenze, zu dem Gebiet der Donau. Der Schwarzenbergische Holzschwemmkanal von der Moldau in die Große Mühl bildet die Verbindung der Moldau mit der Donau. Zahlreich sind die schönen und großen Alpenseen, der Traun- oder Gmundner See, der Hallstätter See, der Atter- oder Kammersee, der Mondsee, der Wolfgangsee, die Langbath- und Gosauseen, der Offensee. Mineralquellen giebt es über 30, aber außer den Solbädern von Ischl sind nur die Jodquellen von Hall bedeutend. Das Klima ist im ganzen gemäßigt, doch kälter als in Niederösterreich. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt zu Linz 8,5, Ischl 7,5, am Schafberg 1,7° C.

Bevölkerung. O. hatte 1830: 682140, 1840: 699324, 1850: 706316, 1857: 707450, 1869: 731579, 1880: 759620 und 1890: 785831 (388762 männl., 397069 weibl.) E., d. i. eine Zunahme 1880‒90 von 3,5 oder seit 1857 jährlich 0,28 Proz. Dem Religionsbekenntnis nach waren 766959 (97,7 Proz.) Katholiken, 17272 (2,2 Proz.) Evangelische, zumeist bei Goisern und in der Gosau, und 1078 (0,1 Proz.) Israeliten. Mit Ausnahme von 3709 (0,5 Proz.) Czechen ist die Bevölkerung ganz deutsch. 1890 gab es zwei Städte mit eigenem Statut, 12 Bezirkshauptmannschaften, 46 Gerichtsbezirke, 14 Schulbezirke, 492 Orts-, 1198 Katastralgemeinden, 6588 Ortschaften mit 115742 Häusern und 176357 Wohnparteien. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug (1892) 24439, der Eheschließungen 5843, der Sterbefälle 21537.