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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oldenburg (Kreis und Kreisstadt in Holstein) - Oldenburger Haus
(113 km), O.-Neuschanz (80,9 km) und der Neben-
linie Brake-O. (31,9 km) der Oldenb. Eisenbahnen,
ist Sitz der höchsten Behörden, eines Gesandten und
mehrerer Konsuln, eines Oberlandesgerichts (Land-
gerichte Bückeburg, O.), eines Landgerichts mit
14 Amtsgerichten (Brake, Cloppenburg, Damme,
Delmenhorst, Ellwürden, Elsfleth, Iever, Friesoythe,
Löningen, O., Varel, Vechta, Westerstede, Wildes-
hausen), eines Amtsgerichts,
Gewerbe- und Handelsvereins,
der land- und forstwirtschaft-
lichen Berufsgenossenschaft für
das Herzogtum O., sowie der
:;7. Infanterie-, 19. Kavallerie-
drigade und zweier Bezirks-
toinniandos und hatte 1890:
23118, 1895: 25472(12 802
münnl., 12670 weibl.) E., dar-
unter 2354 Katholiken und 191 Israeliten, in Gar-
nison das Infanterieregiment Nr. 91, das Dragoncr-
regiment Nr. 19 und die 1. Abteilung des Feldartil-
lerieregiments Nr. 26, Postamt erster Klasse und
Telegraph. Bemerkenswerte Gebäude: die evang.
Lambertikirche (13. Jahrh.), im 18. Jahrb. umgebaut
und 1874-86 renoviert, neue kath. Kirche, neue
Methodistenkapelle, Synagoge, das Residenzschloß,
vom Erbgroßherzog bewohnt, aus verschiedenen
Zeiten des 17. und 18. Jahrh., mit Bildern von
Tischbein, Preller, Verboeckhoven u. a., Skulpturen,
der großherzogl. Privatbibliothek (55000 Bände),
einer bedeutenden Kupferstichsammlung, der Münz-
sammlung und einem großen Schloßgarten, das Pa-
lais, bewohnt vom Großherzog, mit schönen neuern
Gemälden und Skulpturen, das Museum, 1876-
79 von Schnitger im Renaissancestil erbaut, mit reich-
haltiger Sammlung germanischer u. a. Altertümer
sowie ansehnlichen naturhistor. Sammlungen, die
öffentliche Bibliothek (109329 Bände, 488 Hand-
schriften), das Augusteum, 1866 von Klingenberg im
Spätrenaissancestil erbaut zum Andenken an den
Großherzog, mit 370 Gemälden älterer Meister, ent-
standen aus der 1804 vom Herzog Peter vonHolstein-
Oldenburg angekauften Sammlung des Malers
Tischbein, die fürstl. Grabkapelle, geschmückt mit Wer-
ken Danneckers, das Hospital, neue Rathaus, das
Gerichtsgebäude und Arsenal. An Denkmälern be-
sitzt die Stadt die Friedenssüule zum Andenken an
die 1870-71 Gefallenen, das Herbartdenkmal, eine
bronzene Kolossalstatue des hier geborenen Philo-
sophen und das Bronzestandbild des Herzogs Peter
Friedrich Ludwig (1893). Ferner bestehen ein Gym-
nasium, eine Oberrealschule, ein Seminar und eine
höhere Mädchenschule. Außer einer Spinnerei,
Glashütte und Eisengießereien bestehen auch Fa-
briken für Tabak, Leder, Seife, Maschinen, Musik-
instrumente u. s. w. Die Hunte vermittelt einen sehr
lebhaften Schiffahrtsverkehr, zunächst mit der Weser.
Zur Ausfuhr gelangen, außer den Erzeugnissen des
städtischen Gewerbfleißes, auch Landesprodukte über-
haupt, wie Schiffbauholz, Getreide und Vieh. Die
Pferdemärkte (in erster Linie der Medardusmarkt)
der Stadt sind die bedeutendsten in ganz Norddeutsch-
land. - O. wird 1108 zuerst unter dem jetzigen Na-
men erwähnt, erhielt 1345 Stadtrechte und war bis
1667 Sitz der Herzöge von Oldenburg, dann bis
1773 dänisch und ist seit 1774 Residenz der Herzöge,
seit 1815 Großherzöge von O.
Oldenburg in Holstein. 1) Kreis im preuß.
Reg.-Bez. Schleswig, hat 836,85 hkni und 1890:
43326,1895: 43936 (21543 männl., 22393 weibl.)
E., 4Städte, 77 Landgemeinden und 47 Gutsbezirke.
Sitz des Landratsamtes ist Cismar bei Neustadt in
Holstein. - 2) Kreisstadt im Kreis O., cm der Kreis-
Oldenburger Eisenbahn <23,i km), Sitz eines Amts-
gerichts (Landgericht Kiel), hatte 1890: 2472, 1895:
^ 2486 meist evang. E., Postamt zweiter Klasse, Tele-
! graph und eine Dampfmühle. Im 9. Jahrh, war O.
! Hauptort der Obotriten. Kaiser Otto I. stiftete hier
952 ein Bistum, das 1163 nach Lübeck verlegt wurde.
Oldenburger Haus, ein ursprünglich reichs-
gräfl. Geschlecht, das im Mittelalter auf fein kleines
Stammland beschränkt war und erst zu größerer
Bedeutung durch eine Familienverbindung mit dem
schauenburgischen Hause gelangte, indem Graf
Dietrich der Glückliche von Oldenburg (gest. 1440)
sich 1424 mit der Tochter des Herzogs Gerhard VI.
von Schleswig-Holstein, Hedwig (gest. 1436), ver-
mählte. Ein jüngerer Sohn Dietrichs, Graf Ger-
hard (gest. 1500), setzte ^. die gräfliche Linie
zu Oldenburg fort, die mit Graf Anton Günther
(gest. 1667) erlosch. (S. Oldenburg, Grohhcrzog-
tum.) Der älteste Sohn Dietrichs, Christian (gest.
1481), wurde aber auf Veranlassung seines Oheims,
des Herzogs Adolf VIII. von Schleswig-Holstein,
zum König von Dänemark 1448 und Norwegen
1450, nach Adolfs Tode auch zum Landesherrn von
Schleswig-Holstein 1460 erwählt und stiftete L. die
königlich dänische Linie (s. Dänemark), die in
der deutschen Reichsmatrikel als die Linie Holstein-
Glückstadt bezeichnet wurde und mit dem Könige
Friedrich VII. 1863 ausstarb. Dagegen blühen noch
zwei von der dä'n. Hauptlinie abgezweigte Linien
fort, nämlich (l. die gottorpische Linie, gestiftet
vom Herzog Adolf (gest. 1586), drittem Sohn des
Königs Friedrich I. von Dänemark. Die Herzöge
dieser Linie regierten bis 1773 als Landesherren in
einem Teile von Schleswig-Holstein (s. d.), während
gleichzeitig das Bistum Lübeck regelmäßig von jlm-
c^ern Söhnen desselben Hauses beherrscht wurde.
Endlich bestieg der regierende Herzog Karl Peter
Ulrich, der durch seine Mutter Anna ein Enkel des
Zaren Peter d. Gr. war, 1762 den russ. Thron als
Kaiser Peter III. (gest. 1762) und stiftete die kaiser-
lich russische Linie. (S.Rußland.) Ein Oheim
(Großonkelssohn) Peters III., Adolf Friedrich (gest.
1771), wurde durch Wahl 1751 König von Schwe-
den und stiftete die königlich schwedische Linie
(s. Schweden), die mit dem Sohne des 1809 ent-
thronten Königs Gustav IV. Adolf, dem Prinzen
Gustav von Wasa (gest. 1877), erlosch. Ein Bruder
Adolf Friedrichs, Friedrich August (gest. 1785), ge-
langte durch den Tauschvertraa. von 1773 (s. Schles-
wig-Holstein) in den Besitz des Stammlandes, und
von dessen jüngerm Bruder, Georg Ludwig (gest.
1763), stammt die großherzoglich oldenbur-
gische Linie (s. Oldenburg, Großherzogtum), die
seit 1803 auch das säkularisierte Bistum Lübeck als
erbliches Fürstentum besitzt, v. Die sonderbur-
gische Linie wurde gestiftet von Herzog Johann
dem Jüngern (gest. 1622), drittem Sohne des Königs
Christian III. von Dänemark. Die Herzöge dieser
Linie waren zum Teil nur große Grundbesitzer ohne
irgend welche Negierungsrechte. Von den zahlreichen
Zweigen, in die das Haus sich spaltete, sind erloschen:
die Linie Plön 1761, die Linie Norburg 1722, Wie-
senburg 1744 und Glücksburg 1779. Noch blüht
aber die Augustenburg er Linie (s. d.), gestiftet
von einem Enkel Johanns des Jüngern, Herzog Ernst