Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

585
Olvenstedt - Olympia (in Griechenland)
behalten. In der griech. Kirche wird sie nicht nur
bei den Sterbenden, sondern überhaupt bei Kranken
aller Art angewendet.
Olvenstedt, Dorf im Kreis Wolmirstedt des
preuh. Reg.-Vez. Magdeburg, 5 km im NW. von !
Magdeburg, hatte 1890: 4089, 1895: 3908 evang.
E., Postagentur, Telegraph, Fernsprechverbindung;
Ackerbau, Ziegeleien, Steinbrüche.
Olvera, Bezirksstadt im NO. der span. Provinz
Cadiz, am Salado (einem rechten Nebenfluß des
Guadalete), hat (1887) 8613 E. und Ruinen einer
Ölweide, s. Niaea^nn". smaur. Vurg.
Olweiß, mit Öl angeriebenes Bleiweift (s. d.).
Olhmp (grch. OIvmpok), ein in verschiedenen
Gegenden Griechenlands und Kleinasiens wieder-
kehrender Bergname, der sich noch jetzt mehrfach
unter der Form Elymbos erhalten hat. Das be-
deutendste unter den Gebirgen dieses Namens liegt !
an der Nordgrenze Thessaliens und gehört heute!
zum türk.Wilajet Saloniki. Im SO. wird es durch !
das Thal Tempe (s. d.) vom thessalischen Ossa ge-
trennt, nordwärts erstreckt es sich weit in die mace-
don. Landschaft Pierien hinein, gegen W. wird es
durch die Kambunischen Berge mit den: Lakmon,
dem Hauptknotenpuukt der nordgriech. Gebirge, ver-
bunden. Sein böckster Gipfel (^985 m) ist häufig
mit Wolken umhüllt, hat aber keinen ewigen Schnee.
Die Abhänge des Gebirges sind teils mit Tannen-
und Laubwald bewachseu, teils schroff abfallend,
tahl und von wilden Bergströmen zerrissen. Die
griech. Dichter von Homer an betrachten den O.
als den Wohnsitz des Zeus und der übrigen bimm-
lischen Götter (Olympier) und gebrauchen den
Namen daher znr Bezeichnung des Himmels.
Den nächsten Rang nach dem thessalischen nimmt
der mysische O. ein, ein stattlicher Gebirgszug im
nordöstl. Kleinasien, auf den Grenzen der Land-
schaften Mysien, Bithynien und Phrygien, dessen
Hauptmasse sich unmittelbar südlich der Stadt
Brussa bis etwa 2500 in erhebt.
Olympia, der Schauplatz der berühmten Olym-
pischen Spiele (s. d.), ist ein schön gelegenes Thal
in dem mittlern, Pisatis genannten Teile der pelo-
ponnes. Landschaft Elis, ungefähr 19 km vom
Meere entfernt. Es befanden sich daselbst auf einem
kleinen Raume zusammengedrängt Tempel, Altäre,
Schatzhäuser, Götterbilder, Statuen von Siegern in
den Spielen, Weihgeschenke aus Erz und Marmor
und sonstige kostbare Schätze der griech. Kunst; zur
Zeit des ältern Plinius standen dort noch angeblich
3000 Statuen. Ebenso wurden hier unter den:
Schutze des Gottesfriedens, der über diefe heilige
Stätte ausgesprochen war, wichtige Staats- und
Privaturkunden aller Art aufbewahrt. Der heilige
Hain, die Altis, bildete ein rings von Mauern um-
gebenes Viereck von etwa 200 in Länge und 175 in
Breite. Im Norden war er von sanft anschwellenden
Hügeln begrenzt, aus denen das Kronion, ein im
Altertum mit einem Heiligtum des Kronos ge-
schmückter, bis 123 in aufsteigender Hügel, am wei-
testen gegen Süden vorspringt. Im Süden reichte
er bis nahe an den hier 60 in breiten und wasser-
reichen Alpheus, im Westen reichten die Bauten
Gymnasium, Palästra, Leomdäum über die Altis-
mauer hinaus bis an den Kladeus, einen Bergbach,
der hier im rechten Winkel auf den Alpheus stöftt.
Im Osten ebenfalls außerhalb der Ringmauer, aber
auch in unmittelbarer Nähe der Altis, waren die
Anlagen für die Festspiele: der Hippodrom und das
Stadium. Seit dem Aufhören der olympischen Fest-
feier, wohl gegen Ende des 4. Jahrh. n. Chr., kamen
alle diese Anlagen in Verfall und wurden allmäh-
lich teils durch Menschenhände, besonders aber durch
Naturereignisse (Erdbeben und Überschwemmungen)
völlig zerstört. Eine 4-6 in starke Sandschicht lag
so anderthalb Jahrtausende über den Trümmern
der alten Bau- und Bildwerke, bis 1829 eine franz.
Expedition durch Nachgrabungen auf der Stelle
des Zellstempels einen Teil der Fundamente dieses
Bauwerks und einige Reste von den Skulpturen der
Metopen, die jetzt im Louvre in Paris ausbewahrt
werden, an5 Licht brachte. Im Okt. 1875 wurde
dann auf Anregung von Ernst Curtius (s. d.) von
der deutschen Regierung eine systematische Aus-
grabung der ganzen Altis begonnen. In Gemäh-
heit einer mit der griech. Regierung darüber ab-
geschlossenen Übereinkunft blieben alle Fundstücke
Eigentum Griechenlands, und dem Deutschen Reich
stand nur das Reckt der Adformung und der Publi-
kation zu. Diese Ausgrabungen, für welche der
deutsche Reickstag reichliche Geldmittel bis zur
Höhe von 800000 M. bewilligt hatte und die bis
März 1881 ausgefübrt wurden, haben nicht nur
eine reicke Ausdeute an Bildwerken, Baugliedern
und wicktigen Inschriften ergeben, sondern auch
gcnane Kenntnis von der Lage der Altis und der
in derselben befindlichen Heiligtümer und sonstigen
Bauwerke verschafft. Von mehrern der Bauten ist
ein großer Teil des Materials, von allen wenig-
stens der Grundriß in den Fundamenten aufge-
funden worden.
Der ursprüngliche und dauernde Mittelpunkt des
Kultus und die heiligste Gründung in O. war der
Altar des Zeus, von dessen (elliptischer) Gestalt
nur geringe Reste der Fundamentierung erhalten
sind. In westl. Richtung hinter diesem Altar er-
heben sick, die Anlage des Pelopion einschließend,
die Tempel des Zeus und der Hera, beide in dor.
Stil und in ihren Hauptteilen aus Kalktuff, mit
feinem Stuck überputzt. Der Heratempel (50,oi in
lang und 18,75 in breit) ist der älteste nicht nur
unter den olvmpiscken, sondern unter allen erhal-
tenen griech. Tempeln überhaupt. In dem Tempel,
dessen äußere Säulen (6 zu 16) zum Teil wohl er-
halten sind, befand sich neben andern Gotterstatuen
der Hermes von Praxiteles (s. die Chromotafel beim
Artikel Hermes), der hier an seinem alten Standort
wieder aufgefunden wurde. Auch war in dem
Opisthodomos die Lade des Kypselos (s. d.) auf-
gestellt. Der Tempel des Zeus (64,i2 in lang und
27,66 in breit), von dem nur die Fundamente noch
aufrecht stehen, ein Werk des Architekten Libon, war
mit reichem Skulpturellschmuck in den Giebelfeldern
und an den Metopen der Cellawand ausgestattet
(s. unten). Sein Hauptschatz aber war das berühmte
von Phidias gearbeitete Kultbild des olympischen
Zeus, eine Kolossalfigur aus Gold und Elfenbein.
Die Erbauung des Tempels fällt etwa in die Mitte
des 5. Jahrh. v. Chr. Diesen beiden schließt sick
innerhalb des heiligen Bezirks als dritter dor.
Tempel das Metroon, das Heiligtum der Götter-
mutter Nhea, an, welches zu Augustus' Zeit oder
bald darauf in ein Pantheon für die röm. Herrscher
umgewandelt wurde. Westlich vom Heratempel liegt
das Philippeion, ein ion. Rundbau von 15,25 m
Durchmesser, welcher von Philipp II. oder von
Alexander d. Gr. errichtet war lind die von Leochares
(s. d.) verfertigten Statnen des Philipp, Amyntas