Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Orkus; Orla; Orlamünde; Orlando furioso; Orlandus Lassus; Orleān; Orléanais; Orleanbaum; Orléanisten

642

Orkus - Orleanisten

sind die Haupterwerbszweige. Die Güter sind im ganzen klein. Man baut Hafer, dann Gerste, Kartoffeln und Rüben. Es gab (1888) 25726 Stück Rindvieh, 33017 Schafe, 4985 Schweine und 6166 Pferde (ponies). Heringe, Kabeljau und Hummern werden in großer Menge gefangen. Rindvieh, Pferde, Geflügel, Eier, Wolle, Hummern, gesalzene Fische (am meisten nach Hamburg) sowie Federn und Dunen (vom Vogelfang) werden ausgeführt. Gewirkte Waren (Strümpfe, Shawls) werden ebenfalls hergestellt und ausgeführt. Hauptstadt und Mittelpunkt des Handeis ist Kirkwall (s. d.) auf Mainland (s. d.). Die wichtigsten Inseln sind außerdem Hoy (136,8 qkm, 1380 E.), Sanday (66,7 qkm, 2082 E.), Westray (62,8 qkm, 2200 E.), South-Ronaldsbay (53 qkm, 2557 E.), Rowsay (48,3 qkm, 873 E.), Stronsay (39,6 qkm, 1274 E.), Eday (29,5, qkm, 730 E.), Shapinsbay (29 qkm, 974 E.) und Burray. Die Ureinwohner waren brit.-kelt. Stammes, gingen aber im Laufe des Mittelalters in den eingewanderten Skandinaviern auf. Die gegenwärtige Bevölkerung zeigt noch Spuren ihrer skandinav. Herkunft; sie sprechen englisch (nicht gälisch) mit vielen norweg. Ausdrücken. Eine Eigentümlichkeit sind die sog. Udallers oder Odallers, kleine Landeigentümer, die ihr Land erbeigen besitzen. - Vgl. Tudor, The Orkneys and Shetland (Lond. 1883).

Über die Süd-Orkney-Inseln s. Neu-Orkney-Inseln.

Orkus, s. Orcus.

Orla. 1) O. (Horle), rechter Nebenfluß der Bartsch, entspringt 12 km östlich von Koschmin in Posen, nimmt rechts die Dombroczna auf und mündet unterhalb Herrnstadt im Reg.-Bez. Breslau. - 2) Rechter Zufluß der Saale in Thüringen, entspringt östlich von Triptis und mündet unterhalb Orlamünde.

Orlamünde, Stadt im Westkreis des Herzogtums Sachsen-Altenburg, auf einem steilen Berge links über der Saale, an der Linie Großheringen-Saalfeld und der Nebenlinie O.-Oppurg (14,9 km) der Saaleisenbahn, hatte 1890: 1404, 1895:1429 evang. E., Postagentur, Telegraph, evang. Kirche (16. Jahrh.), Rathaus (15. Jahrh.), steinernes Zufluchtshaus aus der Slawenzeit, Reste eines Wilhelmiterklosters, Gewerbeschule, Sparkasse; Spielwaren- und Cigarrenfabrikation. - O., ehemals deutsche Befestigung am limes Sorabicus, gehörte früher den Grafen von Weimar, von denen ein Zweig den Namen O. annahm. Der Brandenburger Markgraf Albrecht der Bär erbte die Besitzungen 1140 und verlieh sie seinem Sohne Hermann, der den Namen O. fortpflanzte. Graf Heinrich verkaufte das Gebiet 1344 an das Haus Wettin. In dem hieraus entstehenden Grafenkriege unterlagen die Grafen von O. Das Geschlecht erlosch mit der Gräfin Katharina, die 1554 im Kloster Heiligenkrug bei Saalburg starb. Die Grafen von O. spielten in Thüringen, Franken (Plassenburg) und Sachsen eine Rolle. Als sog. weiße Frau ist bekannt Agnes (s. d.), Gräfin von O. - Vgl. Michelsen, Urkundlicher Ausgang der Grafschaft O. (Jena 1856); Reitzenstein, Regesten der Grafen von O. (Bayreuth 1871); Lommer, O., ein Heimatsbild (Orlam. 1878).

Orlando furioso ("Der rasende Roland"), Gedicht Ariostos (s. d.); Orlando innamorāto ("Der verliebte Roland"), Gedicht Bojardos (s. d.).

Orlandus Lassus (Orlando di Lasso), Tonsetzer, s. Lassus.

Orleān, Anotto, Attallo, Bixin, Roucou oder Urucu, roter Farbstoff, der in Südamerika und Westindien aus der roten breiigen Oberhaut der Samen des Orleanbaums (s. Bixa) durch Waschen, Macerieren, Gären und späteres Abdampfen gewonnen wird. Er wird in der Färberei, Kattundruckerei, zu Wasser- und Ölfarben sowie zum Färben von Butter und Firnissen benutzt. Die Indianer bereiten durch Vermengung des frischen O. mit Citronensaft und Gummi eine scharlachrote Farbe, mit der sie sich bemalen. Die Spanier setzen den O. der Schokolade zu und färben damit bisweilen die Suppen. In England benutzt man ihn zum Färben des Käses. In den Handel gelangt er meist als teigförmige Masse, in Fässern von etwa 180 kg verpackt. Häufig wird ihm Urin zugesetzt, um ihn haltbarer und im Farbenton lebhafter zu machen. So behandelte Ware riecht unangenehm und ist für die Fabrikation von Butter- und Käsefarbe unverwendbar. Gangbare Handelsmarken sind Guadeloupe- und Cayenne-Orlean, wovon 100 kg 60 - 75 M. kosten. Der O. enthält einen orangeroten Farbstoff, Bixin, und einen braunen, Orellin. Ersterer löst sich in Äther und fetten Ölen und bildet mit Äther extrahiert und zur Extraktdicke eingedampft das Bixin des Handels.

Orléanais (spr. -näh), bis 1790 franz. Provinz, umfaßte die ehemals selbständigen Landschaften: Herzogtum Orléans, Grafschaften Blois, Dunois, Vendôme, Chartres, Etampes und Gien, ferner Perche Gouet und Gastinois; es bildet jetzt den größten Teil der Depart. Loiret, Loir-et-Cher und Eure-et-Loir; kleinere Stücke sind zu Seine-et-Oise, Sarthe, Indre, Cher, Nièvre und Yonne geschlagen worden.

Orleanbaum, s. Bixa.

Orléanisten, die Anhänger des Hauses Orleans, dessen Regierungsansprüche in Frankreich jetzt Herzog Philipp von Orleans (s. Orleans, Fürstengeschlecht) vertritt. Die O. wurden nach dem Sturze Ludwig Philipps durch die Februarrevolution von 1848 von den Republikanern, Bonapartisten und Legitimisten in den Hintergrund gedrängt und waren unter dem Zweiten Kaiserreich von geringer Bedeutung. Nach der Errichtung der Republik (1870) traten sie wieder mehr hervor und bildeten in der Nationalversammlung (1871 - 75) unter Führung des Grafen Daru das rechte Centrum. Dadurch, daß der Graf von Paris 1873 den Grafen Chambord als Haupt der Familie anerkannte und besonders nachdem dieser 1883 gestorben war, verschmolzen die O. allmählich mit den Legitimisten (s. d.). Bei den Wahlen von 1889 und auch schon früher unterstützten sie auf die Weisung des Grafen von Paris im geheimen das Treiben Boulangers, in der Hoffnung, ihn für ihre Zwecke nutzbar zu machen. Ihre Bedeutung nahm jedoch immer mehr ab, je mehr sich die Republik konsolidierte. Besonders schädigte sie auch 1892 die Aufforderung des Papstes an alle Katholiken Frankreichs, die bestehende Staatsform anzuerkennen, infolge deren sich aus ihren Reihen die Konstitutionelle Rechte (s. d.) bildete. Bei den Wahlen von 1893, wo sich Bonapartisten und O. unterstützten, errangen sie zusammen nur 58 Sitze. Ihre hervorragendsten Vertreter in der Kammer sind der Herzog von Larochefoucauld, Baudry d'Asson u. a. Ihr Hauptorgan ist der "Soleil", und auch der "Figaro" tritt für die royalistischen Ideen ein.