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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Osmundaceen - Osnabrück
Osmundaceen, Familie aus der Gruppe der
Farne (s. d.) mit nur wenigen, fast über die ganze
Zrde zerstreuten Arten. Sie haben meist umfang-
reiche Wedel, von denen häufig die sporentragenden
rispenartig und in der Form bedeutend abweichend
von den übrigen ausgebildet sind. (S. Oämunäa.)
Die Sporangien haben keinen vollständigen Ring,
sondern an der einen Seite nur eine Gruppe ver-
dickter Zellen und springen an der gegenüberliegen-
den Seite mit einem Längsrisse auf.
Osnabrück. 1) Regierungsbezirk der preuh.
Provinz Hannover, umfaßt das ehemalige Bistum,
spätere Fürstentum O., das Herzogtum Arenberg-
Meppen, die Grafschaften Lingen und Bentheim
und die Herrlichkeit Papenburg, grenzt im NO. an
Oldenburg, im W. an die Niederlande, ist im S. ge-
birgig und fruchtbar, im N. flach und reich an Heiden
und Mooren (Vourtanger Moor). Das Land wird
bewässert von Hunte, Haase, Ems und Vechte und
hat Steinkohlen- und Eisenerzbergbau. Der Regie-
rungsbezirk hat 6204,83 ykin und 299478 (149 500
männl., 149978 weibl.) E., 14 Städte mit 228,35
ykm und 77 666 (38111 männl., 39555 weibl.) E.,
533 Landgemeinden und 13 Gutsbezirke mit 5976,48
ykm und 221812 (111389 männl., 110423 weibl.)
E. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1890:
160297 Katholiken, 137487 Evangelische, 174 an-
dere Christen und 1495 Israeliten. 1895 wurden
312275 (156498 männl., 155 777 weibl.) E. gezählt.
Der Regierungsbezirk zerfällt in 11 Kreise:
Kreise
Meppen.....
Aschendorf . . .
.hümmling . . .
Lingen .....
GrafschaftBent-
heim.....
Bersenbrück . .
Stadtkreis Os
nabrück. . . .
Landkreis Os'
nabrück. . . .
Wittlage ....
Melle......
Iburg......
gkin
828,50
559,74
808,38
796,74
915,60
1059,90
31,13
327,94
314,37
254,05
308,48
21195
20 307
15452
30192
32 606
43 843
39929
27 792
18 518
24 834
24 810
^5
3Z
769 20 265
1245
49
4129
36 26 801
41
1283 25 740
14971
14736
17 630
7 364
Z3
V3
18 839
15 304
25 899
5 528
19 691
13 628
12 810
3 748
7149
17 436
423
21958
21017
15 762
31542
33 925
44665
45131
5 28 945
34 18464
25 333
25 533
Über die Reichstagswahlkreise des Reg.-Bez. O.
s. Hannover (Provinz).
2) Landkreis im Reg.-Vez. O. (s. vorstehende Ta-
belle). - 3) Stadtkreis und Hauptstadt des Reg.'
Bez. O. sowie des ehemaligen
Fürstentums O., in einem an-
mutigen Thale der Haase, von
den Ausläufern des Teutobur-
gor Waldes und Wesergebirges
umschlossen, an den Linien
Hannover - Rheine, Bremen-
Wanne und der Nebenlinie
Brackwede-O. (53,2 km) der
Preuß. Staatsbahnen sowie an
der Linie Oldenburg-O. (112,3 km) der Oldenb. Eisen-
bahn (hannoverscher und rechtsrheinischer Bahnhof),
Sitz der königl. Regierung, des Landratsamtes des
Landkreises, eines Landgerichts (Oberlandesgericht
Celle) mit 16 Amtsgerichten (Bentheim, Bersen-
brück, Diepholz, Freren, Fürstenau, Iburg, Lingen,
Malgarten, Melle, Meppen, Neuenhaus, O., Papen-
burg, Quakenbrück, Sögel, Wittlage), Amtsgerichts,
Hauptsteuer-, Vcrgrevieramtes, Bezirkskommandos,
Bischofs, zweier Katasterämter, einerHaudelskammcr
und Neichsbankstelle, hatte 1890:39 929,1895:45131
(22674 männl., 22457 weibl.) E., darunter 1536ll
Katholiken und 415 Israeliten, in Garnison das 1.,
2. und 4. Bataillon des Infanterieregiments Herzog
Friedrich Wilhelm von Braunschweig Nr. 78, Postamt
erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph. An Stelle
der Festungswerke sind meist Promenaden entstanden.
Auf dem Marktplatze steht das Bronzestandbild (1882)
des ehemaligen Bürgermeisters und hannov. Mi-
nisters Karl Stüve, auf der Domfreiheit das eherne
Standbild (1836) Iustus Mösers von Drake, auf
dem Neumarkt ein Kriegerdenkmal, am Hegerthore
ein Waterloodenkmal. Die Stadt hat je 2 evang. und
kath. und eine reform. Kirche, darunter die gotische
evang. Marienkirche (1306-18) mit Chor (1420),
roman. Turm (12. Jahrh.), geschnitztem Altar
(15. Jahrh.) und dem Grabe Iustus Mösers, die
gotische evang. Katharinenkirche (14. Jahrh.) und
der katholische roman. Dom, von Karl d. Gr. gegrün-
det und an Stelle des 1100 abgebrannten 1101-7
erbaut, aus welcher Zeit noch der achteckige Turm
herrührt, mit zwei Westtürmen (1137 - 42 und
15. Jahrh.), got. Portal (schönes Maßwerk) und
einem reichen Domschatz (Crucifixe, schöne Kelche,
Elfenbeinreliquien). In dem fpätgot. Rathaus
(15. Jahrh.), mit Standbildern (1889 - 90) deut-
scher Kaiser an der Facade, der Friedenssaal
(1890 restauriert) mit den' Bildnissen der Fürsten
und der 36 Gesandten, die am Westfälifchen Frie-
denskongreß 1648 teilnahmen. Das Museum (1888
-89) enthält naturwissenschaftliche und kunstgewerb-
liche Sammlungen und Altertümer. Ferner hat O. ein
evang. Ratsgymnasium, 1595 gegründet, kath. Gym-
nasium (^roliuum, von Karl d. Gr. gegründet, Real-
evang. Lehrerseminar mit Ubungsschule, bischöfl.
Priester-und Lehrerseminar, Handelsschule, Fort-
bildungsschulen, Stadttheater, Taubstummenanstalt,
Krankenhaus, Marienhospital, Kinderhospital, Ir-
ren-, Entbindungs- und Hebammenanstalt. Der
Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein besitzt
ein Eisen- und Stahlwerk, eine Steinkohlenzeche und
die Georgs-Marien-Hütte; ferner bestehen eine Eisen-
bahnhauptwerkstätte, ein Kupfer- und Drahtwerk,
Eisengießereien und Maschinenfabriken, Flachs-
spinnereien, Baumwollwebereien, Federnindustru',
Seilereien, Gerbereien, Räuchereien, Brauereien,
Branntweinbrennereien, Fabriken für Papier, Nägel,
Tabak und Cigarren, Chemikalien, Mineralfarben
und Musikinstrumente, Mehl-, Öl- und Sägemühlen,
sowie Handel mit Eisen-, Tuch-, Manufaktur- und
Weißwaren, Droguen, Holz, Getreide, Pumpernickel
und westfäl. Schinken; Jahrmärkte, mehrere Spar-
kassen und die Osnabrücker Bank.
Geschichte. Das Bistum O. ist von Karl d.Gr.
gestiftet, wahrscheinlich 785, nachdem die von ihm
gegründete Missionskirche (Dom) 783 durch den
Bischof von Lüttich geweiht war. Unter dem Schutz
des Bistums entstand die Stadt, die später der
Hansa beitrat. In Münster und O. fandsn seit 1644
Friedensunterhandlungen statt, die endlich 1648
zum Abschluß des Westfälischen Friedens (s. d.)
führten. Infolge einer Bestimmung dieses Friedens
regierte abwechselnd ein katb. Bischof und ein evang.
Bischof aus dem Hause Vraunschweig-Lüneburg.
Die drei evang. Bischöfe waren Ernst August I.,
später erster Kurfürst von Hannover, dcssen gleich-
namiger Sohn und Herzog Friedrich von I)ort, der