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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Owen Glendower; Oweniten; Owen Sound; Owen Stanley; Owidiopol; Owinsk; Owrutsch; Oxalate; Oxalatsteine; Oxalideen; Oxalis

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Owen Glendower – Oxalis

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Owen (Robert)'

einer kommunistischen Association, statt in England in Amerika zur Ausführung zu bringen. Er kaufte von dem Württemberger Rapp die Kolonie New-Harmony an den Ufern des Wabash, im Staate Indiana, und forderte Talent, Kapital und kräftige Arbeiterfamilien zum Eintritt auf. Allein da meist nur abenteuerliche Individuen sich einstellten, scheiterte das Unternehmen schon 1826. Ebenso mißlang ein Plan zur Kolonisierung von Texas, und O. kehrte 1827 nach England zurück. Auch hier scheiterten sowohl die in Orbiston und in Queenwood gemachten Unternehmungen, wie die von 1830 bis 1832 in London zur Beschäftigung von Arbeitslosen ins Werk gesetzte Labour Exchange.

Unter den zahlreichen Schriften, welche O. in der Form von Traktätchen ausstreute, gewähren am meisten Einsicht in seine Ideen die «Discourses on a new system of society», «Essays on the formation of human character», «Outline of the rational system» und sein Hauptwerk «The book of the new moral world». Sein System entwickelte er aufs neue in der Schrift «Revolution in the mind and practice of the human race» (Lond. 1849). Unterstützt von einem Kreise aufopferungsvoller Schüler (Oweniten) schrieb und sprach er ferner für die Kooperativbewegung der Arbeiter und wurde der geistige Begründer der Konsumvereine (s. d.). Er starb in seinem Geburtsort Newtown 17. Nov. 1858. – Vgl. Sargant, R. O. and his social philosophy (Lond. 1860); A. J. Booth, Robert O., the founder of socialism in England (ebd. 1869); Jones, Life, times and labours of R. O. (ebd. 1890); Liebknecht, Robert O. (Nürnb. 1892).

Owen Glendower (spr. ōĕn glénndauĕer) oder Glyndwr, Abkömmling einer Walliser Fürstenfamilie, führte mit Tapferkeit und Glück mehrere Jahre hindurch den Freiheitskrieg der Walliser gegen König Heinrich IV. (s. d.) von England, bis dessen ältester Sohn, Heinrich, in mehrern Feldzügen Wales unterwarf. O. G. widerstand jedoch der engl. Herrschaft bis zu seinem Tode um 1416.

Owenīten, Anhänger von Rob. Owen (s. d.).

Owen Sound (spr. ōĕn ßaund), Stadt in der canad. Provinz Ontario, an der Südspitze einer südl. Bucht der Georgian-Bai des Huronsees, mit (1891) 7497 E., ist Hafenplatz und Sommerfrische.

Owen Stanley (spr. ōĕn stännlĕ), Bergkette an der Südostküste von Neuguinea, nach seinem Entdecker, dem Kapitän Owen Stanley (1848) benannt, ist im Victoriaberge 4002 m hoch und wurde 1889 durch Sir W. Macgregor bestiegen.

Owidiopól, Stadt im Kreis Odessa des russ. Gouvernements Cherson, in der Nähe des Dnjestr-Liman, hat (1893) 6529 E., Post, Telegraph, Kirche und israel. Betschule; Ackerbau, Viehzucht, Gemüsebau und Fischerei. O. wurde 1793 von den Russen so benannt, weil hier der röm. Dichter Ovid in der Verbannung gelebt haben sollte. Doch lag hier nicht das alte Tomi, sondern Nikonium.

Owinsk, Rittergut im Kreis Posen-Ost des preuß. Reg.-Bez. Posen, rechts an der Warthe, hatte 1890: 507, 1895: 441 meist poln. E., darunter 29 Evangelische, Post, Telegraph, eine Provinzialirrenanstalt (721 E.) im ehemaligen, 1797 säkularisierten Cistercienserinnenkloster, schöne roman. Klosterkirche mit wertvollen Deckengemälden und Holzschnitzereien und ein Schloß.

Owrutsch. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Volhynien, im sog. Poljessje, mit ↔ Zuflüssen des Pripet, hat 10558,2 qkm, 213150 E., Getreide-, Flachsbau, Bienenzucht und Waldindustrie. –

2) Kreisstadt im Kreis O., am Noryn, hat (1892) 7023 E., Post, Telegraph, 3 russ., 1 kath. Kirche, 2 israel. Bethäuser; Ackerbau und Kleinhandel.

Oxalāte, s. Oxalsaure Salze.

Oxalātsteine, s. Harnsteine.

Oxalidēen (Oxalidĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Gruinalen (s. d.) mit gegen 250 hauptsächlich in wärmern Gegenden wachsenden Arten, krautartige Gewächse mit gefiederten, handförmig geteilten oder auch dreizähligen Blättern und meist lebhaft gefärbten Blüten, 10 oft am Grunde miteinander verwachsenen Staubgefäßen und einem Fruchtknoten mit 5 Griffeln. Die Frucht ist meist eine mehrsamige Kapsel.

Oxălis L., Pflanzengattung aus der Familie der Oxalideen (s. d.). Die zahlreichen (gegen 200), vorzüglich in Südafrika und in der subtropischen Zone Süd- und Nordamerikas einheimischen Arten haben meist drei- oder vierzählige Blätter. Die Blüten bestehen aus einem fünfblätterigen oder fünfteiligen Kelche und einer trichterförmigen, fünfblätterigen Blumenkrone. In Deutschland kommen nur drei Arten vor, von denen zwei, die häufig als Unkraut auftreten und gelbe kleine Blumen an ihren ästigen Stengeln tragen, aus Nordamerika eingewandert sind (O. stricta und cornicuIata L.). Wirklich einheimisch ist der gemeine Sauerklee (O. acetosella, L., s. Tafel: Gruinalen, Fig. 3), auch Hasenklee, Hasenkohl, Hasenampfer, Kuckucksklee, Buchklee und Kleesalzkraut genannt, der überall in Deutschland an feuchten, schattigen Orten und namentlich auf moosigem Boden schattiger Wälder häufig wächst. Die zarte Pflanze ist ausdauernd, hat einen fadigen, kriechenden Wurzelstock, langgestielte Kleeblätter und lange, grundständige, einblütige Stiele mit weißer oder rötlich-weißer Blume. Sie blüht im April und Mai, entwickelt aber später im Sommer noch eine andere kleinere Form von Blüten, die meist unter dem Moose versteckt bleiben. Bei leichter Berührung der reifen Frucht werden die Samen durch einen Mechanismus fortgeschleudert. Ihr Kraut ist reich an Oxalsäure und diese wurde früher aus dem Sauerklee bereitet. Früher ward das Kraut als Herba Trifolii acetosi, Herba Acetosellae oder Allelujae als kühlendes Mittel zu mediz. Zwecken gebraucht. Verschiedene kapländ. und amerik. Sauerkleearten zieht man auch als Zierpflanzen in Gärten. Namentlich ist O. tetraphylla Cav., die einen zwiebelartigen Wurzelstock, vierzählige Blätter und lilafarbene, in Dolden gestellte Blüten besitzt, zu Einfassungen von Gartenbeeten beliebt. Eine andere amerik. Art, O. crassicaulis Zucc., hat einen knolligen, nußartigen Wurzelstock, der eßbar ist und wie die Kartoffel zubereitet werden kann. Dasselbe gilt von der mexik. Art O. esculenta Lk., die im tropischen Amerika oft angebaut wird, und besonders von O. tuberosa und carnosa Molin., deren Knollen als Ocapatate oder Aracacha in Chile viel gegessen werden. Ihre ebenfalls in Dolden gestellten Blumen sind violett, im Grunde gelblich. Auch zur Bepflanzung von Ampeln lassen sich einige Arten verwenden, wie O. floribunda Lehm. Die Blätter vom gemeinen Sauerklee bilden im irländ. Wappen ein heraldisches Emblem und werden Shamrock genannt, kommen auch unter diesem Namen in engl. Dichtungen vor. – Vgl. Hildebrand, Die Lebensverhältnisse der Oxalisarten (Jena 1884).