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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Papageifische - Papalsystem
nuug der Vögel, die durch manche Eigentümlichkeit
sich von allen verwandten scharf sondert, 5. B. eine
ungemein fleischige, dicke, für einen feinen Geschmack
eingerichtete Zunge und einen mit der Stirn elastisch
verbundenen Oberkiefer besitzt, den Fuß als Wert-
zeug des Greifens verwendet, übrigens in Gestalt
und Größe sehr wechselt, wie die Vergleickung eines
Kakadu (s. d.) mit dem Sperlingspapagei oder dem
sog. Inseparable (s. 0.) beweist. Der Schnabel ist
dick, kurz, sehr stark und sein Obertiefer in langem
Haken über den Untertiefer herabgetrümmt. Die P.
sind ebenso wie die Affen der Mehrzahl nach auf
tropische Klimate hingewiesen, doch kommen einige
wenige Arten in Neuseeland, Patagonien und Nord-
amerika vor. Sie leben in Monogamie, sind ge-
sellig, eiaentliche Kletter-Waldvögel, einige wandern
regelmäßig. Sie nähren sich fast nur von saftigen
Früchten oder unreifen zuckerhaltigen Samen und
werden deshalb, da sie oft in Schwärmen zusammen-
halten, wie die kleinen grünen Sperlingspapageien
und die Halsbandpapageien, Maisfeldern und Gär-
ten sehr verderblich. Dabei sind sie listig, gefräßig
und zudringlich, und in der Gefangenschaft gewöhnen
sie sich leicht auch an die ihnen unangemessensten
Dinge, wie Fleisch, Thee, Kaffee und Wein. Sie
nisten in hohlen Bäumen, wenige auch in Fels- und
Erdhöhlen, und legen ihre weißen Eier meist obne
Unterlage ab. Nur einige Arten tragen etwas Nist-
material ein und zwar, was ohne Beispiel in der
Vogelwelt, indem sie es zwischen die Federn des
Unterrückens schieben. Einige, wie die Dickschnabel-
sittiche (s. d.), bauen freistehende Nester aus Reisig.
P. werden seit alters, seit sie durch Alexanders
d. Gr. Zug von Indien zuerst nach Europa kamen,
in der Gefangenschaft gehalten; ihre Nahrungs-
bedürsnisse sind fast immer mit geringen Kosten
zu befriedigen, dem entsprechend sind sie unschwer
zu erhalten. Eine große Anzahl von Papageien-
arten ist züchtbar, und in dieser Hinsicht werden
immerfort neue Erfahrungen gewonnen. Am wert-
vollsten sind sie durch ihre bedeutende Abrichtungs-
fädigkeit, viele durch reiche Sprachbegabung und
geistige Regsamkeit. Viele P. haben einen wenig-
stens komischen, einige sogar lieblichen Gesang oder
doch singendes Geplauder. Nahezu alle P. lassen
sich leicht zähmen, pflanzen sich aber in der Gefangen-
schaft selten fort, am leichtesten die Wellensittiche und
die austral. Plattschweifsittiche. Viele werden un-
gemein zutraulich und liebenswürdig, aber ihre In-
dividualitäten sind in dieser Hinsicht sehr verschieden,
manche sind sehr heimtückisch und beißlustiger Natur,
die Männchen in der Regel mehr als die Weibchen.
In der Mehrzahl sind sie auch ausdauernd und manche
erreichen ein erstaunlich hohes Alter. Aber die P.
haben auch Schattenseiten; namentlich sind sie meist
arge Schreier und Nager und können daher nur in
Metallkäsigen gehalten werden. Gegen andere Vögel
sind sie, wenigstens die größeren und großen, unver-
träglich, manche überaus bösartig. Die seltenen und
fast alle schönen, namentlich aber die reich begabten
und schon abgerichteten, stehen außerordentlich hoch
im Preise. Über die als Stubenvögel wertvollsten P.,
wie Graupapageien oder eigentliche P., Amazonen,
Edelpapageien, Kakadus, Pinselzüngler, Araras,
s. die betreffenden Einzelartikel.
Man teilt die P. in fünf Familien: 1) ?Iict0-
lo^kina^, Kakadus (s. d., z. B. ?1ietoi0pliu3 I^aä-
1)6^61-1 NF07-F., s. Tafel: Papageien III, Fig. 1)
und die Zwergkakadus (z. B. Nk3it6rQ2. p^mae".
N>/?., s. Taf. I, Fig. 1); 2) sittaciiiÄe, Lang-
schwänzer, hierher die Araras (z. B. 3ittac6 niili-
tai-i8 N^?., s. Taf. II, Fig. 3), die Plattschwanz-
sittiche (z. B. ?Iat^c6rcu8 6xiiuiu8 HA"n), s. Taf. II,
Fig. 5), die Wellenpapageien (z. B. Nslopäit-
taeus unclu1lltu8 >3/iMl), s. Taf. III, Fig. 3), die
Edelsittiche (z. B. ?ala60iiii8 ^lexanäii ^'<M'F,
s. Taf. II, Fig. 4), die Grassittiche (z. B. NupliLing.
pulckeiia. 6/icnl), s. Taf. III, Fig. 4) und die Keil-
schwanzsittiche (z. B. ^0Quru8 carolinknäiZ ^tnsmi,
s. Taf. III, Fig. 7); 3) I>8ittHciiia6, echte P. (3. B. der
Graupapagei, ?3itt3.eu3 6r^t1iacu8 ^., s. Taf. III,
Fig.2; der Amazonenpapagei, ^1ii^80ti8 lnua^unicH
^., s. Taf. III, Fig. 5; der Nosenpapagei, I^it-
taculH r086ico11j8 ^'nAot, s. Taf. II, Fig. 1: der
Borstenkopfpapagei, va^ptiwg ?63yu6ti ^ess.,
s.Taf. I, Fig.3), die Edelpapageien (z.B. I^ciecwä
p0i^clii0i-u8 6>K?/, s. Taf. I, Fig. 4 u. 5); 4) Iricko-
3io33inI.6, Pinselzüngler (z. B. der Keilschwanz-
lori, ^rick0Zi088U8 ^ova^lloiiaiiäiae t?meliii,
s. Taf. III, Fig. 6; der Kea, ^68tor not^diliä 6o"ici,
s. Taf. II, Fig. 2; der rote Lori, I5o3 rudra ^a<?l.,
s. Taf. I, Fig. 2, und der Papualori, Okai-mo^na.
pHpuHna. ^tl^l., s. Taf. I, Fig. 6), und 5) 8N'ingo-
piiiH6, Nachtpapageien (3. B. 8tlinFoii8 Kadi-oMus
6^, s. Taf. I, Fig. 7). Die Gruppen der P. der
verschiedenen Weltteile haben etwas Charakteristi-
sches; so gehören die Kakadus allein den Molutten
und Australien, die Araras Südamerika, die Lo-
rikets Indien, die Erdpapageien Australien, der
Nachtpapagci oder Kakapo (8^111301)8), der in Höh-
len lebt, Neuseeland an. Die brasilianischen P.
sind meist grasgrün, die südasiatischen ror, blau
oder sehr bunt. - Vgl. Finsch, Die P., monogra-
phisch bearbeitet (2 Bde., Leid. 1867 - 69); Ruh,
Die sprechenden P. (2. Aufl., Magdeb. 1887); Mar-
shall, Die P. ^3i"^i> (Lpz. 1889); Arnold, Die
P. (Köln 1892); Schuster, Der Papageienfreund
(5. Aufl., Ilmenau 1893).
Papageifische (8cariä3,6), eine die tropischen
Meere bewohnende Familie der Schlundkiefer (s. d.)
mit schnabelartiger Kieferbezahnung und breiten
Schlundzähnen. Sie leben von Seepflanzen, aber
auch von Stücken lebender Korallen, die sie mit
ihrem kräftigen Gebiß zermalmen und zerquetschen.
Ihre Schuppen sind ansehnlich, oft schön gefärbt,
die Bauchflosse ist brustständig.
Papageigrün, s. Echweinfurter Grün.
Papago/Tribus der Pima-Indianer (s. d.).
Papam, s. Papayotin.
Papal (neulat.), päpstlich.
Papälmesse, s. Messe (kirchlich).
Papalfystem. Schon im 2. Jahrh, herrschte in
der christl. Kirche der Glaubenssatz, daß die Bischöse
Nachfolger der Apostel und das Bischofsamt gött-
lich gesetzte Grundlage der KirchenverjaMAH ^ei,
woran sich seit der Mitte des 4. Jahrh, der Gedanke,
daß Petrus mit einem besondern Vorrang unter
den Aposteln ausgestattet und daß dieser Vorrang
auf die Nachfolger Petri im röm. Bischofsamt über-
gegangen sei, anschloß. (S.Papst.) DasTridentinische
Konzil (s. d.) hat endgültig, insbesondere der Refor-
mation gegenüber, diese Glaubenssätze gesetzgeberisch
festgestellt. Das Verhältnis zwischen Bischof- und
Papsttum war in Lehre und Praxis sehr lange
schwankend: daran knüpften sich die als Episkopal-
system und P. bezeichneten Theorien. Aus dem
alten Ehrenvorrang (primawä Konoid) der Päpste
wurde allmählich, jedoch in den verschiedenen Tei-