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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Papierwährung - Papirier
der Renten für Unfälle aus frühern Jahren betrug
121845 M. (S. Verufsgenossenschaft.)
Papierwährung, f. Papiergeld und Währung.
Papierlväfche, früher aus bloßem Papier, jetzt
auch aus Papier mit Stoffüberzug (Papierfchir-
ting) hergestellte Wäschestücke, besonders Kragen
und Manschetten, welche die leinene Wüsche täuschend
nachahmen und in Deutschland namentlich von Mey
& Edlich in Leipzig-Plagwitz, der größten unter den
bestehenden Papierwüschefabriken, hergestellt werden.
P. aus bloßem Papier bekommt eine gewebeähnliche
Appretur mittels eines Gaufrierkalanders oder eines
glatten Kalanders, durch den ein Streifen Gewebe
mit durchläuft, das sich dabei in das Papier abdrückt.
Papierwespen, s. Faltenwespen.
Vapilio (lat.), Schmetterling; auch Name einer
Gattung der Tagschmetterlinge, s. Schwalbenschwanz
und Segelfalter.
Papilionaceen (?Hpi1i0nac6a6), Abteilung der
Pflanzenfamilie der Leguminosen (s. d.).
Papilioniden (I^pilioiMlw), s. Tagfalter.
?a.Vi11a. (lat.), Kautwärzchen (f. Haut); I>.
1iriFua6, Zungenwärzchen; papillar, papillös,
warzenförmig.
5a.pi1i2.lna.inlna.1i8, die Brustwarze, s. Brüste.
Papillargeschwulft (I^Moma), Zottenge-
schwulst, eine warzige oder blumenkohlartige,
meist sehr blutgefäßreiche Geschwulst, welche aus
einem gefähtragenden Bindegewebsgerüst und einem
Überzug von Epithelzellen besteht. Man unterschei-
det harte und weiche, einfache und verschwärende,
gutartige und krebsigs P.; zu den harten gehören
die gewöhnliche Warze, die nässende Warze und die
Feigwarze (s. d.); zu den bösartigen der Zotten-
trebs (s. d.). Ihre Lieblingsstellen sind die äußere
Haut sowie die Schleimhaut des Kehlkopfes (f. ?a>
oQ^äLi'mig. verrucoZH), der Gebärmutter, des
Mastdarms und der Harnblafe. Da auch die gut-
artigen P. infolge ihres Gefäßreichtums erhebliche
Blutungen veranlassen können, so werden sie am
besten möglichst frühzeitig operativ (durch Atzen,
Abbinden, Ausschneiden) entfernt.
Papillarkörper, derjenige Teil der Lederhaut,
welcher die Hautpapillen trügt (s. Haut).
Papillen (?aMa6), s. Haut.
?2.pi11oin2., s. Papillargeschwulst.
Papillote (frz., spr. papijött), Haarwickel; Papier-
hülse am Bratspieß.
Papin (spr.-päng), Denis, Mathematiker und
Physiker, geb. 22. Aug. 1647 zu Blois, widmete sich
anfangs dem Studium der Medizin, lebte dann
als Arzt in Paris, studierte aber später unter van
Huyghens Physik und Atathematik. Nach Aufhebung
des Edikts von Nantes verließ er als Calvinist Frank-
reich, hielt sich längere Zeit in England auf, wo
er mit Boyle in Verbindung stand, und ging endlich
nach Deutschland, wo er 1687-1707 als Professor
der Mathematik an der Universität Marburg wirkte.
Er starb 1710. Zu seinem Andenken wurde 29. Aug.
1880 in Blois seine von Millet modellierte Bronz'c-
statue enthüllt. P. ist der Erfinder mehrerer auf
Physik. Grundsätzen bestehender Maschinen, die zum
Teil in den "^.ota. Uruäitorum" (Leipzig) und in den
"?dii080p1iicHi1ran8Hcti()n8" (London) beschrieben
sind. Die wichtigsten sind eine (freilich noch sehr un-
vollkommene) Dampfmaschine (s. d., Bd. 4, S. 734 d
und Tertsig. 2), ein Dampfschiff (s. d., Bd. 4,
l^< 745H) und der Papinische Topf (f. Kocheinrich-
tungen, Bd. 10, S. 465 a und die Tertfig. 1).
Papinianus, Amilius, gilt als der größte röm.
Jurist. Seine in den Pandekten (s. d. und Ooi-pug
Mi8) aufbewahrten Aussprüche (595 an der Zahl)
zeichnen sich durch Scharfsinn und treffendes Urteil
aus. Auch in feinem Charakter gilt er als Muster
eines Juristen. Nach einer langjährigen Thätigkeit
im Staatsdienst, welche unter dem Kaiser Ätarc
Aurel begonnen hatte, gelangte er bis zu dem höch-
sten Amte des Präfectus Prütorio. In diesem Amte
wurde er 212 unter Caracalla ermordet, weil er es
ablehnte, den von diesem an Geta begangenen
Brudermord zu verteidigen.- Vgl. Costa, I^piniano
(Bd. 1, Bologna 1894).
Papunscher Topf, Papinianischer Topf,
s. Kocheinrichtungen.
Papirier oder, wie in der frühern Zeit ge-
sprochen wurde, Papisier, der Name eines röm.
patricischen Geschlechts, dessen Familien, bezeichnet
durch die Zunamen Crassus, Cursor. Maso und
Mugillanus, besonders im 4. und 5. Jahrh, der
Stadt blühten, während die plebejischen Familien
gleichen Namens, die der Carbo und Turdus, erst
in der spätern Zeit hervortraten.
Einem Papirius, dessen Vorname und Zeit-
alter verschieden angegeben wird, wurde eine Samm-
lung von konigl. Gesetzen (16F68 re^iao), d. h. Ge-
setzen, die den Königen zugeschrieben wurden und
uraltes ungeschriebenes Recht großenteils sakralen
Inhalts enthielten, beigelegt; über sie, <lu8 ?Npi-
riNnum genannt, schrieb zu Ende der Republik Gra-
nius Flaccus einen Kommentar.
In den Fasti der Magistrate erscheint aus dem
Geschlecht der P. zuerst Lucius Papirius Mu-
gillanus, der 427 v. Chr. (vielleicht schon 444)
Konsul war und 443 mit Lucius Sempronius Atra-
tinus die Censur zum erstenmal als ein vom Kon-
sulat abgesondertes Amt verwaltet haben soll.
Großen Nuhm im Samniterkneg erwarb sich
Lucius Papirius Cursor, der fünfmal das
Konsulat und zweimal (324 und 309 v. Chr.) die
Diktatur bekleidete. Er rächte 320 das Unglück,
das die Römer in den Caudinischen Pässen 321 er-
litten; auch 309 siegte er über die Samniter.
Gleich ihm zeichnete sich sein Sohn Lucius Pa-
pirius Cursor (Konsul 293 und 272 v. Chr.) als
Feldherr aus; er triumphierte 293 über die Sam-
niter, nach dem zweiten Konsulat über Tarent, über
Samniter, Lucaner und Vruttier.
Gajus Papirius Carbo, ein Freund des
Tiberius Gracchus, durch Beredsamkeit ausgezeich-
net, setzte als Volkstribun 131 ein Gesetz (I.6X w-
deHaria) durch, das die für Wahlen und Volks-
gerichte schon eingeführte geheime, schriftliche Ab-
stimmung auch für die Gesetzgebung anordnete; ein
anderer Vorschlag, daß ein Volkstribun dauernd
wieder wählbar sein solle, scheiterte durch den Wi-
derspruch des jüngern Publius Cornelius Scipio
Africanus. Als Scipio 129 plötzlich starb, ver-
dächtigte man auch Carbo des Mordes. Später
ging er zur Partei der Optimaten über und trat als
Konsul 120 für den Zauptgegner des Gracchen Opi-
mius ein; im folgenden Jahre wurde er aber felbst
von Lucius Licinius Crassus wegen seiner Teilnahme
an den Gracchischen Bestrebungen angeklagt und
ging, um sich der Verurteilung zu entziehen, wahr-
scheinlich in die Verbannung; nach einer andern
Nachricht gab er sich selbst den Tod.
Sein Sohn, Gajus Papirius Carbo Ar-
vina, wurde als Anhänger der optimatischen Par-