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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Para (Fluß) - Parabel
Para, Fluß in Südalnerita, s. Parana.
Para,Gran-Para oderGräo-Para. i"Bun-
desstaatBrasiliens zu beiden Seiten des Mündungs-
gebietes des Amazonenstroms, wird im W. von
Amazonas, im N. vom franz., niedcrlünd. und brit.
Guayana, im S. von Mato-Grosso, im SO. von
Goyaz und Maranbäo, im NO. vom Ocean zwischen
der Mündung des Oyapocuud Nio Gurupy begrenzt.
P. hat (1890) auf 1149 700 ykm nur ^>51096 E.
Fast das ganze Land besteht aus unabsehbaren Ebe-
nen und Niederungen, nur der Süden weist Hügel-
land auf, ist großenteils mit ungeheuern Waldun- !
gen bedeckt und wird wäbrend der tropischen Regen-
zeit durch den Amazonenstrom und seine Nebenflüsse
überschwemmt. Die Hauptwasserader bildet der
Amazonas, ferner im S. die drei breiten, aber mit
Stromschnellen besetzten Unterlaufe der Flüsse To-
cnntitls-Araguaya, Nngu und Tapajoz. Im N. fal-
len von den Tumuc-Humac-Bergen der Paru, Iary
und kleinere Flüsse in den Amazonas. Ansiedelun-
gen von Weißen bestehen nur am Amazouas und
zwar meist an den Mündungen der Nebenflüsse, so
San Jose am Iary, Almeirim am Paru, Cameta
am Tocantins, Eouzel, Porto de Moz, Villarinho
am Tingu, Santarem am Tapajoz, Obidos am
Trombetas, außerdem Macapa am nördl. Mün-
dungsarm des Hauptstroms. Unmittelbar jenseit
dieser Ansiedelungen gegen das Innere zu beginnen
schon die Indianerreviere, so am^ingu die Iuruna-
dörfer, am Tapajoz die der Mundrucu. Die wich-
tigsten für den Handel in Betracht kommenden Ge-
wächse sind Kautschukbäume, Kakao, Vanille, Sar-
saparille und zahlreiche Holzarten und Früchte. Dem
entspricht auch die Ausfuhr, zu der noch Kaffee,
Zucker, Kopmvabalsam und Paranüsse treten. -
2) Hauptstadt des Staates P., auch Santa Ma-
ria de Belem, offiziell Velem, gewohnlich nur
P. genannt, liegt unter 1° 27' südl. Vr. und 48° 30'
westl. Länge, 120 Km vom Meere, der Insel Marajo
gegenüber, auf einer Landspitze am rechten Ufer des
Gran-Para oder Parastroms, des Astuariums
des Tocantins (s. d.), das selbst den größten Kriegs-
schiffen zugänglich ist. P. ist Sitz eines Bischofs,
hat etwa 65000 E., darunter eine starke Fremden-
kolonie, eine 1720 erbaute Kathedrale aus farbigem
Marmor, einen Negierungspalast, zwei Seminare,
ein Lyceum, ein Theater, botan. Garten, Bibliothek
und saubere Straßen, Gasbeleuchtung und Pferde-
bahn. Als einziger Seehafen des Staates ist P.
lebhafter Handelsplatz, Sitz zahlreicher (auch eines
deutschen) Konsulate, der Amazonas - Dampsschiff-
fahrtsgesellschaften und mehrerer Banken. Regel-
mäßiger Dampferverkebr besteht nach andern brasil.
Küstenplätzen, nach Liverpool, Lissabon, Havre,
Neuyork und Baltimore. Hauptgegenstände der
Ausfuhr sind Kautschuk (nach England und den Ver-
einigten Staaten), Kakao (meist nach Frankreich),
Nüsse, Häute, Chinarinde, Sarsaparille, Strohhüte,
Kopawabalsam; eingeführt wird Wachs, Butter,
Früchte, Reis, Bohnen, Schuhwaren, Baumwoll-
stoffe, Steinkohlen und Eisenwaren.
Para... tgrch.), Präfix bei den Namen chem.
Verbindungen. In der organischen Chemie bedeutet
?s diejenigen disubstituierten Venzolderivate, in
denen die Substituenten sich in den Stellungen 1-4
befinden (s. Aromatische Verbindungen).
Paraacetphenetidm, s. Phenacetin.
Parabaufäure, Oxalylharnstoff, eine Ver-
bindung von der Zusammensetzung 0.11^2^3, die
bei energischer Oxydation aus Harnsäure mit Sal-
petersäure entsteht und synthetisch aus Oxalsäure
und Harnstoff gewonnen werden kann. Die P.
krystallisiert, ist nn Wasser löslick und bildet Salze.
Parabase (Parabasis, grch., d. h. das Wech-
seln einer Stellung), in der altgriech. Komödie ein
gewöhnlich vor der Mitte des Stücks eingescbalterer
Teil, wobei der in der Orchestra befindliche Chor sich
von der Bühne abwandte und sich gegen das Pu-
blikum kehrte. Die P. bestand aus Versen, die der
Chorführer im Namen des Dichters an die Zu-
schauer richtete, und aus sieben teils gesungenen,
teils gesprochenen Teilen mit scherzhaften und witzigen
Bemerkungen über Volk und Stadt, in nühcrm ooer
entferntem Bezug auf das Stück. In der deutschen
Litteratur hat Graf von Platen-Hallermund ('. d.)
in seinen satir. Dramen die P. nachgebildet. - Vgl.
Agthe, Die P. Wtona 1866; Anhang 1868).
Parabel (grch., "Nebeneinanderstellung"), Gleich-
nis. Die Poetik versteht unter P. ein zur Erzählung
ausgebildetes lehrhaftes Gleichnis, welches das eine
sittliche Wahrheit veranschaulichende Bild dem Men-
schenlebenentnimmt. Besonders derOrientliebtdieP.
Das Alte und Neue Testament sind reich an Beispie-
len; so Nathans Bußpredigt an David, die Erzählung
vom verlorenen Sohn, von den Arbeitern im Wein-
berge. Auch die von Boccaccio und Lessing benutzte
P. von den drei Ringen ist orienr. Ursprungs. Die
mittelhochdeutsche Ledrdichtung zählt viele Beispiele.
Neuerdings haben sich unter den Deutschen Gellert,
Pfeffel, Nückert, besonders Herder und Krummacher
in der oft prosaischen P. ausgezeichnet. Herder be-
zeichnete die P., die ihre Gleichnisse an die griech.-
röm. Mythologie anlehnen, als Paramythie.
In der Geometrie heißt P. derjenige Kegel-
schnitt (s. d.), der entsteht, wenn man einen Kegel mit
einer Ebene durchschneidet, die einer Seitenlinie des-
selben parallel ist (s. Tafel: FlächenI, Fig. 2l;
oder auch diejenige ebene krumme Linie (s. nach-
stebende Figur), welche die Eigenschaft hat, daß jeder
ihrer Punkte ^ von einem gewissen festen Punkte,
dem Brennpunkte 1^ ebenso weit entfernt ist als von
einer festen geraden Linie, der Directrix 6. Die durch
den Brennpunkt gehende, auf der Directrix senkrecht
stehende Gerade ^ heißt die Achse; sie teilt die P. in
zwei einander völlig gleiche, sich ins Unendliche er^
streckende Zweige oder Schenkel, die sich allmäh-
lich immer mehr einer mit der Achse parallelen Rich-
tung nähern. Derjenige Punkt 0 der P., in dem sie
die/Achse schneidet, heißt Scheitel; er liegt in der
Mitte zwischen der Directrix und dem Brennpunkt.
Die Gleichung der P. in dieser Lage ist x" - 2px,
wobei 2p der Parameter (s. d.) der P. ist. Eine
in ^ an die P. gezogene Tangente t hat die Eigen-