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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Père-Lachaise - Perfall
Pere-Lachaife (spr. pähr laschähs'), Kirchhof in
Paris (s. d. und Lachaise).
Peremtorisch (lat., d.i. vernichtend), in der
Nechtssprache der Gegensatz zu dilatorisch (s. Di-
lation). Der Ausdruck wurde früher namentlich
von Fristen, Ladungen und Einreden (s. d.) ge-
braucht. Peremtorische Fristen und Ladun-
gen nannte man solche, deren Versäumnis den Ver-
lust des innerhalb der Frist oder in dem Termine
geltend zu machenden Rechts nach sich zieht.
?srsnnidr2.nokiä.ta. ("Dauerkiemer"), eine
Unterabteilung der Kiemenlurche (Iclitn^oä^),
deren äußere Kiemenbüschel zeitlebens bestehen und
deutlich sichtbar bleiben (daher auch der Name I'IiH-
nerodraucliilUld, "mit sichtbaren Kiemen"). Zu
ihnen gehören der Armmolch (s. o.), der Olm (s. d.)
und die Furchcnmolche (s. Arolotl).
Perennierend (vom lat. perknnis, "ein Jahr
dauernd", "fortdauernd") oder ausdauernd,
Pflanzen, die einen mehrere oder viele Iabre leben-
dig bleibenden Wurzelftock oder Rhizom (Stauden)
oder eine Knolle (Knollengewächse) oder Zwiebeln
(Zwiebelgewächse) besitzenuud daraus in jedem Früh-
jahr oberirdische, krautige Stengel treiben, die, nach-
dem sie Blüten und Früchte entwickelt haben, ganz
und gar oder wenigstens bis zur Basis absterben.
Hierher gehören die meisten der bei uns wild wach-
senden Kräuter und Gräser sowie auch viele Zier-
pflanzen (z. B. die Lilien, Georginen u. s. w.). Die
perennierenden Pflanzen werden in der Botanik mit
dem Zeichen des Jupiter: 2j_ bezeichnet.
Peresiter, s. Pheresiter.
Pereslawl SaljöMij, s. Perejaslawl.
Pöressyp, am Schwarzen Meer gebräuchliche
Benennung der Lidi oder Nehrungen (s. Lagunen).
^6?'. et ^66., hinter wissenschaftlichen Tier-
namen Abkürzung für Francois Psron (s. d.) und
Ch. Alex. Lesueur (s. d.). '
Perettenlimone, s. (^itiuL.
?sr sxvlnpliun (lat.), zum Beispiel.
Perez, Antonio, span. Staatsmann, geb. 1539
in Aragomen, wurde bereits mit 25 Jahren zum
Staatssekretär erhoben, in welcher Stellung er lange
das Vertrauen des Königs Philipp II. genoß. Eine
unerwartete Verwicklung wurde Anlaß seines Stur-
zes. Don Juan d'Austria, der Halbbruder Phi-
lipps II., hatte seinen Vertrauten Juan de Escovedo
nach Spanien geschickt, um für fein Unternehmen
gegen England zu wirken. Der König, welcher
Wießlich den Intriguen Don Juans nicht anders
zu. begegnen wußte als dadurch, daß er den Unter-
händler aus dem Weqe räumen lieft, beauftragte
heimlich Antonio P., die Ermordung 31. März 1578
zu vollziehen. Die Familie Escovcdos bezeichnete
bald P. als den Mörder, und auch die übrigen
Gegner benutzten diesen Anlaß, um auf seinen Sturz
hinzuarbeiten. Im Juli 1579 ward P. verhaftet und
zum Tode verurteilt. Auch die Fürstin von Eboli
(s. d.), mit der P. ein Liebesverhältnis angeknüpft
haben sollte, wurde in die Katastrophe hineingezogen.
Doch gelang es P., nach Aragonien zu fliehen, wo
er in feiner Vaterstadt Saragossa von den Gerichten
geschützt wurde, bis der Iusticia major ihn im Mai
1591 an die Inquisition überantwortete; aber ein
Aufstand des Volks zwang dieselbe, den Gefangenen
wieder herauszugeben. Von jetzt an war die Sache
P.' mit den von den Aragonesen eiferfüchtig ver-
sochtenen Privilegien (s. Fueros) eins geworden.
Nun brach Philipp II. mil Heeresmacht in Arago-
nien ein, überwältigte es Ende 1591, hob die alten
Privilegien auf und ließ die angesehensten Männer
hinrichten. P. aber entfloh und fand in Paris und
London eine ehrenvolle Aufnahme, während er in
Spanien als Ketzer verurteilt, seine Güter eingezogen
und über seine Familie die Infamie ausgesprochen
wurde. Jahrelang verweilte er in England, kehrte
dann 1595 nach Frankreich zurück und starb 3. Nov.
1611 zu Paris. Er hat interessante Aufzeichnungen
("R6iHei0N68", zuerst 1594) hinterlassen. Aus ihnen
und andern Quellen hat Salvador Vermudez de
Castro eine Biographie von ihm geschöpft (Madr.
1842), die auch von Mignet in "^.Moins?. 6t
Klipps II" (Par. 1845; 5. Aufl. 1881) benutzt
worden ist. Gutzkow hat das Schicksal des P. zum
Gegenstand eines Dramas ("Philipp und P.") ge-
macht. - Vgl. Marquis de Pidal, I>Ki1iiip6 II,
^.ntoins ?. 6t 1o 1'0)^UM6 ä'^ra^on (aus dem
Spanischen von Magnabal, 2 Bde., Par. 1867).
Perez Galdös, Benito, span. Schriftsteller,
geb. 1845 in Las Palmas auf den Canarischen In-
seln, kam 1863 nach Madrid, von wo er vor einigen
Jahren nach Toledo übersiedelte, und lebt jetzt in
Santander. Auf die histor. Romane "I^H fontann
ä6 0r0" und "Nl auä^" (1871), welche bedeutende
Erwartungen erweckten, folgten "Doü". ?6rk6ota,"
(1876), "Gloria" (1877; deutsch von Hartmann,
Berl. 1880), "I,H tamilia. ä6 I.60N Rocii" (1878),
der religiöse Konflikte aus der Gegenwart darstellte.
1879-83 erschienen die beiden großen Serien der
"NpiZoäioZ n3.ci0ng.i68", gute Schilderungen aus
der Zeit der Franzosenkriege und Ferdinands VII.
Seine spätern Nomane und Novellen bis auf "^nF6l
6u6rra" (1891), "^ri8tana." (1892) analysieren die
heutige fpan. Gesellschaft im realistischen Sinne. -
Vgl. <^6l6driäHä63 68MÜ0I68 C0Ilt6IQP01'3.N603. I.
^jg.8) ?. 6. (Madr. 1889).
Perfall, Anton, Freiherr von, Schriftsteller,
Neffe des folgenden, geb. 11. Dez. 1853 zu Lands-
berg am Lech, studierte in München Philosophie
und Naturwissenschaften, heiratete 1877 die Schau-
spielerin Magda Irschick und begleitete diese auf
ihren Kunstreisen. Jetzt lebt er auf seiner Besitzung
in Schliersee in Oberbayern. Erfolge hatte P. haupt-
sächlich in der Novelle und im focialpolit. Roman.
Genannt feien von seinen Werken: die Novellen-
sammlungen "Über alle Gewalten" (Stuttg. 1889),
"Harte Herzen" (ebd. 1890), "Auf Irrwegen der
Liebe" (ebd. 1891), "Nomanzero" (ebd. 1892), "Aus
Kunst und Leben" (Berl. 1894); die Romane "Gift
und Gegengift" (Stuttg. 1890), "Dämon Ruhm"
(2 Bde., ebd. 1889), "Justiz der Seele" (ebd. 1889),
"Nnterwühlter Grund" (ebd. 1892), "Truggeister"
(Lpz. 1892), "Die Sünde" (3. Aufl., Verl. 1896),
"Schüchterchen" (Stuttg. 1896), "Das verlorene
Paradies" (Berl. 1896), "Stevens Werft" (ebd.
1896), sowie das 1890 im Wiener Volkstheater auf-
geführte Trauerspiel "Marciana".
Perfall, Karl, Freiherr von, Theaterintendant
und Komponist, geb. 29. Jan. 1824 zu München,
studierte Rechtswissenschaft, widmete sich unter Moritz
Hauptmann in Leipzig der Musik, trat 1850 auf
kurze Zeit in den bayr. Staatsdienst, übernahm
1851 die Leitung der Münchener Liedertafel und
begründete 1854 den von ihm bis 1864 geleiteten
Oratorienverein. In letzterm Jahre wurde er zum
tönigl. Hofmusikintendanten, 1867 nach seiner Or-
ganisation der Münchener und Würzburger Musik-
schule zur Leitung des Münchener Hoftheaters be-