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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Peru (Republik)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Peru'

Pisco, Huacho, Chimbote, Chimu (Trujillo), Pacasmayu, Eten, Pimentel und Payta. Die erste Bahn war die 1851 eröffnete Linie Callao-Lima, die jetzt als Cordillereneisenbahn (s. d.) die viel bewunderte Fortsetzung bis nach Oroya erhalten hat. Im S. ist die Bahn von Arequipa aus bis nach Puna am Titicacasee und von dort nordwärts bis Santa Rosa fortgesetzt. Im ganzen sind 1291 km Staats- und 199 km Privatbahnen im Betriebe. Über den Schiffsverkehr fehlen vollständige Ziffern, Callao und Mollendo sind die wichtigsten Häfen. Die eigene Handelsflotte ist ganz unbedeutend. Im Innern sind noch immer Maultiere und Lamas wichtige Verkehrsmittel. Neuerdings entwickelt sich der Dampferverkehr auf dem Titicacasee und auf den Amazonasnebenflüssen. Die Ausfuhr, vor allem nach England, dann nach Deutschland, Frankreich und Chile betrug (1894) 12,4 Mill. Soles, und zwar besonders Zucker, Silber und Silbererz, Baumwolle, Wolle, ferner Koka, Kaffee, Häute und Tabak. Eingeführt wurden für 15,2 Mill. Soles, namentlich Baumwoll- und Wollwaren, Eisen, Maschinen, Droguen, Farbstoffe, Papier, Bier, Lederwaren, Streichhölzchen.

Unterrichtswesen. Der Bildungszustand der Peruaner ist etwas höher als der der Bevölkerungen von Venezuela, Columbia, Ecuador und Bolivia, in sittlicher Beziehung jedoch stehen sie tiefer. Es hängt dies mit der Eroberungs- und Kolonisationsweise zusammen. Der Ruf der Gold- und Silberschätze zog Abenteurer ins Land, der Landbau wurde vernachlässigt, die einheimische Bevölkerung zur Arbeit in den Minen gezwungen und dadurch demoralisiert und aufgerieben. Mit dem höhern wie mit dem Volks- und Elementarunterricht ist es schlecht bestellt, wenn auch nach der Verfassung Unentgeltlichkeit und Schulpflicht besteht. Höhere Schulen sind in den Hauptorten, Lima hat Universität, Bibliothek und Bergschule. In kirchlicher Beziehung zerfällt die Republik in das Erzbistum Lima und die 7 Bistümer von Chachapoyas (in Amazonas), Trujillo, Ayacucho, Huanuco, Puno, Cuzco und Arequipa. Von den einst sehr zahlreichen Klöstern bestehen nur noch wenige.

Die Verfassung datiert von 1860, wo die Konstitution von 1856 in konservativer Richtung reformiert wurde. An der Spitze des Staates steht ein Präsident, der vom Volke durch Majorität der Stimmen auf vier Jahre gewählt und vom Kongreß proklamiert wird. Die gesetzgebende Gewalt wird von dem Kongreß ausgeübt, der aus dem Senat und der Kammer der Deputierten besteht und alle zwei Jahre 28. Juli zusammentritt. Die Deputierten werden (je einer auf 30000 E.) indirekt auf sechs Jahre gewählt; alle zwei Jahre scheidet ein Drittel aus. Die Senatoren (40, je einer für 1–3 Provinzen) müssen 35 J. alt sein, 800 Soles jährliches Einkommen haben oder Lehrer einer Wissenschaft sein. Der Präsident ernennt und entläßt die fünf Staatsminister. Die Justiz wird durch einen höchsten Gerichtshof zu Lima, durch neun Obergerichte in den vom Kongreß bestimmten Departamentos, durch Richter erster Instanz in den Provinzen und Friedensrichter in den Gemeinden (poblaciones) verwaltet. Die Zahl der Departamentos ist 18 mit etwa 90 Provinzen.

Die Finanzen waren bis vor kurzem gut geordnet, da das Guanomonopol reichen Ertrag abwarf. Jetzt ist diese Einnahmequelle versiegt, während die Ausgaben (1893: 6,57 Mill. Soles) namentlich für die ↔ großartigen Bahnbauten und das Heer gewaltig gestiegen sind. Die Einnahmen (1893: 7,07 Mill.) fließen jetzt aus Zöllen, ferner einer Kopfsteuer 4 Soles an der Küste, 2 im Binnenland) für jeden Bürger zwischen 21 und 60 Jahren, und einer Grundsteuer von 3 Proz. Die innere Schuld wird auf 35 Mill. Soles angegeben; für die äußere Schuld von 1870 und 1872, die auf die (jetzt chilen.) Guanolager fundiert war, waren Zinsen seit 1876 nicht gezahlt worden. Sie wurde getilgt, indem den engl. Bondsbesitzern fast das ganze Staatseigentum (Eisenbahnen, Bergwerke u.s.w.) überwiesen wurde. 1882, 1890 und 1893 schloß die Peruvian Corporation Limited in London mit der chilen. Regierung Abmachungen behufs Konvertierung der frühern Bonds gegen neue Schuldtitel. Der Silber-Sole, eigentlich =4 M., war 1896 nur 1,85 M. wert.

Das Heer besteht im Frieden aus einem Gendarmeriekorps mit Guardia civil (3150 Mann), den Stämmen für 6 Bataillone (2000 Mann), 2 Regimentern Kavallerie und 2 Brigaden Feldartillerie. Die Kriegsstärke soll 12300 Mann betragen. Es besteht allgemeine Wehrpflicht: ausgehoben werden alljährlich nur 1383 Mann, Stellvertretung ist gestattet, alle nicht Ausgelosten gehören zur Nationalgarde, die 119 Bataillone, 11 Eskadrons und 11 Artillerieregimenter aufstellen soll, für die (1892) 3510 Offiziere und 70583 Mann in den Listen geführt werden. Die Flotte ist seit dem chilen. Kriege auf einen Kreuzer, zwei Dampfer, ein Schulschiff und sechs kleine Raddampfer gesunken.


Textfigur:

Das Wappen ist ein geteilter Schild; im ersten blauen Felde der obern Hälfte ein Lama im zweiten silbernen ein Chinarindenbaum, in der untern roten Hälfte ein Füllhorn. Die Flagge besteht aus drei horizontalen Streifen, die äußern rot, der mittlere weiß. (S.Tafel: Flaggen der Seestaaten.)

Geschichte. Die ältere, mythische Geschichte P.s ist fast nur durch die Schriften des von den Inka abstammenden peruan. Historikers Garcilaso de la Vega (geb. 1540 in Cuzco) bekannt. Die Gründung des Reichs der Inka (s. d.) fällt etwa ins 12. Jahrh. n.Chr. Francisco Pizarro (s. d.), der die erste unklare Kunde von einem im Süden liegenden reichen und mächtigen Staate erlangt hatte, verband sich infolgedessen mit dem Abenteurer Diego d'Almagro und dem Weltpriester Hernando de Luque zur Ausrüstung einer Expedition, die 1524 von Panama abging und 1526 die Bai San Mateo in Quito erreichte. Hier erlangte man Nachrichten über P. und kehrte sodann wieder zurück. Die zweite von Pizarro geführte Expedition, die aus 185 Mann bestand, landete im Jan. 1531 und nahm im Aug.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1053.