Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

85
Philipp (Prinz von Belgien) - Philipp I. (König von Frankreich)
kriege behielt P., von der Mehrzahl der Fürsten
und Bischöse unterstützt, die Oberhand, obwohl
Papst Innocenz III. nach einigem Schwanken sich
1201 für Otto erklärte und P.s Bann verkündigte.
Aber Ottos eigener Bruder, Heinrick von Braun-
schweig, und seine hauptsächlichsten Wähler traten
zu P. über, so daß Innocenz es 1207 geraten fand,
sich unt P. zu versöhnen und Otto zur Abdankung ^
zu bewegen. Weil dieser sich weigerte, sollte 1208
ein Feldzug gegen Vraunschweig ihn zwingen; da
aber wurde P. 21. Juni zu Oamberg von dem
Pfalzgrafen Otto (s. d.) von Wittelsbach ermordet.
Seine Gattin folgte ihm bald im Tode nach. P.
besaß kriegerische Eigenschaften, wird aber auch
wegen seiner Gelehrsamkeit und Milde gerühmt.
Da er zwar vier Töchter, aber keinen Sohn hatte,
entschloß sich nun auch die staufische Partei, Otto
anzuerkennen, der sich mit P.s ültesterTochtcr Beatrix
verlobte. - Vgl. Otto Abel, König P. der Hohen-
staufe (Berl. 1852); Winkelmann, P. von Schwaben
und Otto IV. von Braunschweig (2 Bde., Lpz.
1873-78).
Philipp, Graf von Flandern, Prinz von
Belgien, geb.24. März 1837 zuLaeken als zweiter
Sohn des Königs Leopold I. von Belgien, vermählt
25. April 1867 mit Prinzessin Maria (geb. 17. Nov.
1845), der Tochter des Fürsten Karl Anton von
Hohenzollern-Sigmaringen, ist belg. Generallieute-
nant und Oberkommandant der Kavallerie. Da sein
Bruder König Leopold II. keine männlichen Nach-
kommen hat, sind P. und nach dem Tode seines älte-
sten Sohnes Valduin (geb. 3. Juni 1869, gest. 23. Jan.
1891) sein zweiter Sohn Albert (geb. 8. April 1875)
die mutmaßlichen Thronfolger Belgiens.
Philipp der Kühne, Herzog von Burgund
(1363-1404), geb. Jan. 1342, der Stifter des jün-
gern Hauses Burgund, war der vierte Sohn des
Königs Johann des Guten von Frankreich und er-
hielt den Namen des Kühnen (1s Haräi), als er in
der Schlacht bei Maupertuis 1356 das Leben des
Vaters schützte. Dabei fiel er mit diesem in die
Hände der Engländer und mußte die Gefangen-
schaft des Vaters teilen, bis beide 1360 durch den
Frieden von Bretigny in Freiheit gesetzt wurden.
Jobann verlieh darauf dem Sohne die Touraine und
1363 auch Burgund und erhob ihn zum ersten Pair
von Frankreich. Als P.s ältester Bruder Karl V.
1364 den Thron bestieg, mußte P. zwar die Tou-
raine herausgeben, erhielt jedoch die Bestätigung
von Burgund. Er heiratete 1369 Margareta, die
Erbtochter des Grafen Ludwig III. von Flandern.
Nach dem Tode des Schwiegervaters konnte er 1384
das Erbe Margaretas, die Grafschaften Burgund,
Flandern, Artois, Nevers, mit dem Herzogtum Bur-
gund vereinigen. So entstand hier zwischen Frank-
reich und Deutschland ein neues gewaltiges Herr-
schergebiet. P. begünstigte das Emporblühen des
Handels, Gewcrbfleihes und der Künste und setzte
in seiner Residenz Dijon sowie zu Lille Oberrech-
nungskammern ein. Zum Nachteil seiner Länder
ließ er sich jedoch in die Partei- und Familicnkriege
Frankreichs verwickeln. Schon 1380, beim Tode
Karls V., geriet er mit seinem ältern Bruder, dem
Herzog Ludwig von Anjou, in Zwist über die Re-
gentschaft für den minderjährigen Karl VI.; erst
1382, als Anjou nach Neapel zog, qelang es P.,
sich der Gewalt zu bemächtigen. Nachdem aber
Karl VI. 1388 selbständig die Regierung übernom-
men hatte, mußte P. seinem Neffen, dem Herzog
von Orleans, weichen. Als Karl VI. 1392 in Wahn-
sinn verfiel, kam P. wieder ans Ruder und schloß
1396 mit England Waffenstillstand. P. starb
27. April 1404 zu Hall im Hennegan; ihm folgte
sein ältester Sohn Johann (s. d.) der Unerschrockene.
Philipp der Gütige, Herzog von Burgund
(1419-67), geb. 1396 zu Dijon als einziger Sohn
Johanns des Unerschrockenen und der Margareta
von Bayern, bemächtigte sich 1419 nach der Er-
mordung seines Vaters mit Hilfe der Königin Isa-
beau der Regierung in Frankreich. Gegen große
Verheißnngen schloß er 21. Mai 1420 den Vertrag
von Troyes mit England, durch den Frankreich an
das cngl. Konigsbaus kommen sollte, und erkannte
nach dem Tode Karls VI. 1421 den einjährigen
Heinrich VI. von England als König von Frankreich
an. Er setzte mit den Engländern den Krieg gegen
Karl VII. fort, trat aber später als Vermittler auf
und eröffnete 1435 in Arras Friedensunterhand-
lungen. Als die Engländer feine Vorschläge ver-
warfen, schloß er 21. Sept. 1435 mit Karl VII.
einen Separatfrieden, durch den er für sich volle
Unabhängigkeit wie auch Mäcon und Auxerre er-
langte. 1433 hatte er Henncgau und Holland an
sich gebracht; außerdem erwarb er Namur, Brabant,
Limburg, Luxemburg, so daß sich sein Reich von der
Loire und Saöne im ^üden bis zur Somme, Schelde
und Maas im Norden erstreckte. Unter ihm blühten
Handel, Industrie, Kunst und Wissenschaft in den
burgund. Ländern und machten sie zum Mittelpunkt
der'Kultur des Jahrhunderts. P. starb 15. Juni
1467 zu Brügge. Aus feiner dritten Ehe mit Isa-
bella von Portugal entstammte sein Nachfolger Karl
(s. d.) der Kühne. Zur Feier seiner Vermählung mit
Isabella stiftete P. 10. Jan. 1429 den Orden vom
Goldenen Vließ. - Vgl. Varante, Histoii-s äeg
äucä ä6 L0UI-F03I16 (13 Bde., Par. 1824; 8. Aufl.,
8 Bde. und Atlas, ebd. 1858).
Philipp I.,d er Sch öne,König von Castilien,
der einzige Sohn Kaiser Maximilians I. und Marias
von Burgund, der Tochter und Erbin Karls des
Kühnen, geb. 22. Juli 1478, wurde von Maximilian
1494 zum Regenten der burgund. Länder ernannt
und residierte als solcher in Brüssel. Zu der Aus-
sicht auf Nachfolge in den übrigen Habsburg. Län-
dern und im Kaisertum gesellte sich ihm bald auch
die Aussiebt auf die Nachfolge in Spanien, da er
21. Okt. 1496 die Hand Johannas erhalten hatte,
welche die Erbin Ferdinands II. des Katholischen
von Aragonien und Isabellas von Castilien ward.
Der Tod seiner Schwiegermutter 1504 brachte ihm
zunächst die Krone Castiliens. P. starb aber schon
25. Sept. 1506, und Johanna wurde gemütskrank.
Aus ihrer Ehe waren zwei Söhne, die Kaiser Karl V.
und Ferdinand I., und vier Töchter hervorgegangen,
welcbe sämtlich zu Königsthronen gelangten, indem
die älteste, Eleonore, erst Emanucl I. von Portugal
und dann Franz I. von Frankreich, die zweite, Isa-
bella, Christian II. von Dänemark, die dritte, Maria,
Ludwig II. von Ungarn, und die vierte, Katharina,
Jobann III. von Portugal heiratete. - Vgl. Haebler,
Der Streit Ferdinand des Katholischen und Phi-
lipps I. um die Regierung von Castilien (Dresd.1882).
Philipp I., König von Frankreich (1060-
1108), geb. 1052, folgte 1060 seinem Vater Heinrich I.
und übernahm nach dem Tode seines Vormunds
Valduin von Flandern (1067) selbst die Regierung.
Er führte unglückliche Kriege gegen Flandern und
seinen mächtigen Vasallen Wilhelm von der Nor-