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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Philippopel - Philippson
(geb. 1675), der sich als Mönch Philipp nannte.
Sie hassen besonders fanatisch die Staatskirche und
beten nicht für den Zaren. Anch steht bei ihnen die !
Feuertaufe (Selbstverbrennung) in Ansehen. Von
der Regierung verfolgt, breiteten sich die P. nach ,
Finland, Litauen und Polen aus, und selbst in Ost- l
Preußen, im Kreis Sensburg, bestehen noch einige !
Philipponenkolonien mit etwa 800 Seelen. Die wich- !
tigsten davon sind Eckartowo und Ladnepole. Ein
anderer Teil der P. siedelte sich unter dem Namen
Lippowaner (s. d.) in der Bukowina an.
Philippopel, grch. Philippöpli, türk. Fi-
libe', bulgar. Plovdiv, Hauptstadt von Ostrume-
lien, am mittlern Flußlauf der Maritza und dem
größern Teil nach auf deren rechtem Ufer, an der
Bahnlinie Sofia-Adrianopel, Mittelpunkt eines be-
deutenden Getreidehandels, Sitz eines Vrigadekom-
mandos, eines Appellationsgerichts, eines bulgar.
und griech. Erzbischofs und mehrerer Konsulate, zählt
(1888) 33 032 E., mehr als die Hälfte Bulgaren,
ferner Türken, Griechen, Juden und Armenier. P.
hat 13 griech. Kirchen, 26 Moscheen, eine kath. Kirche,
eine Synagoae, Stadtpark, Negierungsgebäude,
Staatsbibliothek, ein altes Karawanserai, ein Real-
gymnasium, mehrere bulgar. und eine israel. Schule,
ein Hospital und ein Waisenhaus. Die Industrie
umfaßt Seiden-, Baumwoll- und Ledermanufak-
turen. Nach Sofia führt Telephon. - P. wurde
von Philipp II. von Macedonien gegründet. Die
Stadt hieß in der Römerzeit wegen ihrer drei Höhen
auch Irimnntiuin und war Hauptstadt der Provinz
Thracia. Am 16. Jan. 1878 wurde sie von den
Rusfen besetzt. 1878 - 85 war P. die Hauptstadt
Ostrumeliens. Am 17. Sept. 1885 brach hier die
Revolte aus, die zur Vereinigung Ostrumeliens
mit Bulgarien führte. ' M. 84).
Philippos, Könige von Macedonien, s. Philipp
Philippoteaux (spr. -toh), Feiir, franz. Maler,
geb. 3. April 1815 zu Paris, Schüler von Cogniet,
schilderte in anschaulicher Weise mit großer Sach-
kenntnis und histor. Treue das Getümmel der
Schlachten aus der Zeit unsers Jahrhunderts.
Seine Hauptwerke sind: Der Rückzug aus Moskau
(1835), Die Einnahme von Ppern, Die Belagerung
von Antwerpen (1838), Üudwig XV. auf dem
Schlachtfeld von Fontenoy (1840), Die Schlacht bei
Nivoli (1844; Versailles, Museum), Die Schlacht
bei Balaklawa (1859), Belagerung von Puebla
(1865). Aus seinen letzten Jahren sind zu nennen:
Verteidigung von Paris gegen die Deutschen, das
große Panorama des Bombardements von Paris
im Jan. 1871, Verteidigung von Chäteaudun
18. Okt. 1870. Außerdem wären noch zu erwähnen:
Das letzte Gastmahl der Girondisten (1850; Mar-
seille, Museum), Rückkehr aus der Schenke, und
andere Genrebilder. Er starb 9. Nov. 1884 in Paris.
Philippövich von Philippsberg (spr. witsch),
Eugen, Nationalökonom, geb. 15. März 1858 zu
Wien, studierte in Graz, Wien und Berlin, habi-
litierte sich 1884 in Wien, wurde 1885 außer-
ordentlicher, 1888 ord. Professor in Freiburg und
folgte 1893 einem Rufe nach Wien. Er schrieb
außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften:
"Die Bank von England im Dienste der Finanz-
verwaltung des Staates" (Wien 1885), "über Auf-
gabe und Methode der polit. Ökonomie" (Frcib. i. Vr.
1886), "Gesetze über die direkten Steuern des Groß-
herzogtums Baden" (ebd. 1888), "Der bad. Staats-
haushalt in den I. 1868 bis 1889" (ebd. 1889),
"Wirtschaftlicher Fortschritt und Kulturentwicklung"
(ebd. 1892), "Grundriß der volit. Ökonomie", Bd. 1:
"Allgemeine Volkswirtschaftslehre" (ebd. 1893).
Philippovich von Philippsberg (spr. witsch),
Iofeph, Freiherr, österr. Feldzeugmeister, geb. 1818
zu Gospics, trat 1836 in österr. Militärdienst, wurde
1848 Major im Warasdiner Grenzrcgiment, zeich-
nete sich unter Iellachich bei den Kämpfen in
Ungarn aus, wurde 1857 Oberst und Commandeur
des 5. Grenzregiments, 1859 Generalmajor und
Vrigadecommandeur. Er kämpfte 1859 im Ver-
band des 6. Armeekorps in Italien und wurde
)860 mit dem erblichen Freiherrenstande beliehen.
Am Feldzug in Böhmen 1866 nahm er als Adlatus
des Grafen Thun, Kommandierenden des 2. Armee-
korps, teil, wurde dann als Feldmarschalllieutenant
und Divisionskommandant nach Wien, später als
Landeskommandierender von Tirol und Vorarlberg
nach Innsbruck, 1872 nach Brunn versetzt, im Jan.
1874 zum Feldzeugmeister befördert und im Juni
zum Landcskommandierenden von Böbmen in Prag
ernannt. Im Juli 1878 übernahm P. den Befehl
über die zum Einmarsch nach Bosnien und der Her-
zegowina bestimmten Truppen und unterwarf diese
Länder der österr. Herrschaft (s. Bosnien, Bd. 3,
S. 342 d). Er kehrte 1880 nach Wien und 1882 als
Landeskommandierender von Böhmen nach Prag
zurück, wo er im Dezember Kommandant des 8. Ar-
meekorps wurde. P. starb dort 6. Aug. 1889.
Sein Bruder Franz Freiherr P. v. P., österr.
Feldzeugmeister, geb. 1820, war 1874-77 kom-
mandierender General in Brunn und wurde dann
in gleicher Eigenschaft nach Agram versetzt; er trat
1891 in den Ruhestand.
Philippsburg, Stadt im Amtsbezirk Vruchsal
des bad. Kreises Karlsruhe, am Einfluß des Saal-
bachs in den Rhein und an der Linie Bruchsal-
Germersheim der Bad. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Karlsruhe), hat (1890)
2337 E., darunter 170 Evangelische und 63 Israe-
liten, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche,
Lateinschule; Dampfmühlen, Viehhandel, Tabak-
und Hopfenbau. - P. war bis 1800 Reichsfestung
und gehörte bis 1803 zum Hochstift Speyer. Bischof
Philipp von Speyer wählte den ursprünglich Uden-
heim genannten Flecken zur Residenz, nannte ihn
dem Apostel Philippus zu Ehren P. und befestigte
ihn 1618 und 1623. Im Dreißigjährigen Krieg fiel
P. nacheinander den Schweden, Franzosen, Kaiser-
lichen und wieder den Franzosen in die Hände, denen
im Westfälischen Frieden das Vesatzungsrecht bestä-
tigt wurde. In den Kriegen zwischen öudwig XIV.
und Deutschland wurde die Stadt 1676 von den
Deutschen unter Herzog Karl von Lothringen er-
obert und im Nimwegener Frieden 1679 ihnen zu-
gesprochen, 29. Okt. 1688 von den Franzosen unter
Vauban genommen, im Ryswijker Frieden von
1697 aber wieder an Deutschland zurückgegeben.
Am 18. Juli 1734 nahmen die Franzosen die sehr
verfallene Festung, räumten sie aber 1735 wieder.
1799 wurde sie genommen und 1800 geschleift; 1803
kam sie zu Baden. Am 21. Juni 1849 wurde bei P.
ein Teil der bad. Revolutionsarmee unter dem Polen
Mniewski von den Preußen geschlagen. - Vgl. Nopp,
Geschichte der Stadt und ehemaligen Neichsfestung
P. (Philippsburg 1881).
Philipps-Insel, s. Mindoro.
Philippson, Martin, Historiker, geb. 27. Juni
1846 in Magdeburg, studierte in Bonn und Berlin