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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Piura - Pius

Piūra, Departamento der Republik Peru, das nördlichste an der Küste des Großen Oceans, zählt auf 40810 qkm (1876) 135502 E. Der östliche gebirgige Teil mit der Küstencordillere ist reich an tropischen Pflanzen und Viehweiden (Maultieren und Ziegen). Die Küstenstriche (Wüste von Sechura) sind unfruchtbar, doch wird hier Petroleum, Salz und Soda gewonnen und ausgeführt. Der Hauptort P. oder San Miguel de P., rechts am Rio de P. oder Sechura, hat (1889) 8000 E.; Maultierzucht, Fabrikation von Korduan und Seife. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Nach der Hafenstadt Payta führt Eisenbahn. Diese, am Nordwestende der Sierra de Payta in einer Sandwüste gelegen, hat 3500 E.; Ausfuhr von Baumwolle, Salz, Häuten und Chinarinde, Einfuhr von Textilwaren.

Pius (lat., "der Fromme"; frz. Pie; ital. Pio), Name von neun Päpsten:

P. I., röm. Bischof (etwa 141-157). Die Zustände der röm. Gemeinde zu seiner Zeit werden illustriert durch das Buch "Der Hirte" von seinem Bruder Hermas (s. d.).

P. II. (1458-64), früher Äneas Sylvius Bartholomäus de’ Piccolomini, geb. 18. Okt. 1405 zu Pienza in Toscana, studierte zu Siena, wohnte als Sekretär des Kardinals Capranica dem Baseler Konzil (s. d.) bei, trat hier entschieden für eine kirchliche Reform und gegen Eugen IV. auf und wurde Sekretär des Papstes Felix V. Am Hofe Kaiser Friedrichs III., der ihn 1442 zu seinem Rat berief, erlangte er solchen Einfluß, daß er 1448 das sog. Wiener Konkordat zu stande brachte (s. Friedrich IV., Bd. 7, S. 316 b). Während seines Aufenthalts in Deutschland vollzog sich in ihm eine kirchenpolit. Wandlung, infolge deren er 1456 Kardinalbischof von Siena und 1458 Papst wurde. Er zeichnete sich durch humanistische Gelehrsamkeit und kraftvolle Thätigkeit, vor allem durch die diplomat. Gewandtheit aus, mit der er die hierarchischen Ansichten Gregors VII. vertrat. Er widerrief seine frühern liberalen Grundsätze und Schriften, ließ durch das Konzil zu Mantua (1459) die Grundsätze des Konstanzer Konzils (s. d.) als ketzerisch verdammen und wußte alle Bestrebungen, Deutschland gegen die päpstl. Übermacht zu schützen, durch diplomat. Kunst zu vereiteln. Dagegen versuchte er umsonst die Fürsten Europas zu einem Kriegszug gegen die Türken zu veranlassen. Nur Venedig und Ungarn vermochte er zu gewinnen; als er jedoch selber sich zum Kreuzzug einschiffen wollte, starb er in Ancona. P. war auch Geschichtschreiber und Dichter. Unter seinen Werken (zuerst gesammelt Bas. 1551; 2. Aufl. 1571) sind hervorzuheben: eine Geschichte Friedrichs III. (Straßb. 1685; deutsch in den "Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit", Lfg. 90, Lpz. 1891), eine Beschreibung des Konzils zu Basel (Bas. 1535) und eine Geschichte Böhmens (Rom 1475). Die Sammlungen seiner 558 Briefe (seit 1473 öfter in Italien und Deutschland gedruckt) sind wichtig für die Zeitgeschichte. Außer geogr. und kosmogr., pädagog. und rhetorischen Schriften verfaßte er auch mehrere Gedichte, deren bedeutendstes die Liebesnovelle "De Eurialo et Lucretia" (zuerst wahrscheinlich 1470 oder 1472; deutsch von K. von Hutten, Lpz. 1890) ist, und vielfach abgedruckt, bearbeitet und nachgeahmt wurde. - Vgl. Hagenbach, Erinnerungen an Äneas Sylvius Piccolomini (Bas. 1840); Voigt, Enea Silvio de’ Piccolomini, als Papst P. II., und sein Zeitalter (3 Bde., Berl. 1859-63); Gengler, Äneas Sylvius und seine Bedeutung für die deutsche Rechtsgeschichte (Erlangen 1860); Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgange des Mittelalters, Bd. 2 (Freib. i. Br. 1870).

P. III. (22. Sept. bis 18. Okt. 1503), früher Francesco Todeschini, ein Neffe des vorigen.

P. IV. (1560-65), vorher Giovanni Angelo de’ Medici, geb. 31. März 1499 in Mailand, führte ein mildes Regiment, unerbittlich streng nur gegen die Nepoten seines Vorgängers Caraffa (s. Paul IV.). Auf den Rat seines Neffen Carlo Borromeo (s. d.) berief er das Tridentinische Konzil von neuem (Jan. 1562) und ließ die 17. bis 25. (Schluß-)Sitzung desselben abhalten. Für Verschönerung des vatikanischen Palastes und der röm. Kirchen hat P. viel gethan. Er starb 10. Dez. 1565 in Rom.

P. V. (1566-72), vorher Michele Ghislieri, geb. 17. Jan. 1504 in Bosco in der Lombardei, wurde von Paul IV. 1556 zum Bischof von Nepi, 1557 zum Kardinal und Großinquisitor ernannt. Er war, nachdem er 7. Jan. 1566 zum Papst gewählt worden, ein eifriger Verfechter der hierarchischen Grundsätze, verdammte die Lehren des Bajus (s. d.), verschärfte die Bulle In coena domini (s. d.), that die Königin Elisabeth von England in den Bann und drohte dem Kaiser Maximilian II. mit Absetzung, wenn er den Protestanten freie Religionsübung gewähre. Wie er die Inquisition mit grausamer Strenge handhabte, so suchte er der Sittenverderbnis durch strenge kirchliche Zucht zu steuern. Die Liga, die er mit Philipp II. von Spanien und den Venetianern schloß, führte 1571 zum Siege von Lepanto (s. d.). P. starb 1. Mai 1572 in Rom. Er wurde 1672 von Clemens X. selig, 1712 von Clemens XI. heilig gesprochen. - Vgl. Catena, Vita del papa Pio V (Rom 1586); Falloux, Leben des Papstes P. V. (aus dem Französischen, Regensb. 1873); Hilliger, Die Wahl P. V. (Lpz. 1891).

P. VI. (1775-98[99]), vorher Giovanni Angelo, Graf Braschi, geb. 27. Dez. 1717 zu Cesena in der Romagna, wurde 1745 Auditor bei der päpstl. Kanzlei, 1755 Geheimschreiber Benedikts XIV., 1766 Generalschatzmeister, 1773 Kardinal und Beneficiat der Abtei Subiaco. Nach Clemens’ XIV. Tode wurde er 15. Febr. 1775 zum Papst gewählt. P. schaffte alle Anwartschaften auf Pfründen ab, ließ aber den Ämterhandel bestehen. Er hob alle Durchgangszölle im Kirchenstaat auf; dagegen gab er zum Besten des Schatzes dem Lottospiel eine für die Armen noch verführerischere Einrichtung. 1778 begann er die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe. Als Neapel 1777 sein Lehnsverhältnis zum röm. Stuhl willkürlich aufhob und Kaiser Joseph II. in Österreich und Leopold II. in Toscana zu reformieren begannen, protestierte P. vergeblich, und auch seine Reise nach Wien 1782 blieb ohne Erfolg. Nur der Vermittelung Spaniens und Frankreichs hatte er einen gütlichen Vergleich mit Joseph II., und dem Einfluß des bayr. Hofs und dem Privatinteresse einiger deutscher Bischöfe die Vereitelung des Plans der deutschen Erzbischöfe, sich durch Vertreibung seiner Nuntien freier zu machen (s. Emser Punktation), nur der Politik Katharinas II. die Herstellung der Jesuiten in Rußland (1782) zu danken. Nachdem er in den Wirren der Französischen Revolutionskriege (s. d.) mit großen Opfern 1796 den Waffenstillstand zu Bologna und 1797 den Frieden von Tolentino von der franz. Republik erkauft hatte, mußte er doch noch 18. Febr.