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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pozzuolan - Präcession
nach Paris zurück, wo er 15. Febr. 1842 starb. -
Vgl. Vuhrer, Mtics Iiio^lap^iliuL 8ui- 16 coiuto
r.'ä. V. (Par. 1842); Maggiolo, (^0l86, ^i-anc6 6t
RU8816. ?0220 äi L0I-F0 1764-1842 (ebd. 1890);
(^0lr68p0näkl,iic6 äipl0Mll.tiliu6 äu comts ?. ä. Ü.
et äu comte äs ^688elr0äs, pudiiöe pl^r (^lir. ?0220
äi L0lF0, Bd. 1 (ebd. 1890).
Pozzuolan oder Pozzuolanerde, s.Posilipo-
tus^ und Pozzuoli.
Pozzuöli, auch Puzzuoli, lat. ?at60ii, altgrch.
Dikaiarcheia (lat. vicaeHrcinH), Hauptstadt des
Kreises P. (76541 E.) der ital. Provinz Neapel,
am Fuße einer vorspringenden Höhe am Busen
von P. des Golfs von Neapel (s. Karte: Neapel
und Umgebung), am Westfuß der Solfatara
herrlich gelegen, an der Nebenbahn Neapel-Tor^
regaveta, auch durch Dampftrambahn mit Nea-
pel verbunden, hat (1881) 11967, als Gemeinde
17269 E. (einschließlich 3130 E. des gegenüberlie
genden Bacoli, nördlich vom Kap Miseno, und
1202 E. auf der Insel Nisida), in Garnison das
3. Bataillon des 24. Infanterieregiments; auf dem
Hauptplaß eine antike röm. Bildsäule und ein
Standbild des Vicekönigs, Bischofs Leon y Carde-
nas, unter Philipp III.; zahlreiche Ruinen und
Trümmer von Dämmen (Brücke des Caligula),
großen Bauten (das Amphitheater, noch am besten
erhalten, das Serapeum), von Tempeln, Bä-
dern, Villen, Grabmälern u. a., besonders bei Baja
(s. Vajä); die gauze Umgebung, die Phlegräischen
Felder genannt, zeigt viele solche Neste, sowie Krater
(Solfatara, Astroni, Gauro, Monte-Nuovo am Lw
crinersee, 139 ni hoch und erst 1538 entstanden),
auch mit Seen erfüllt (Lago d'Averno, s. Avernus,
und Agnano, s. d.), und hat Mineralbäder und
überall die vulkanische Pozzuolancrde (s. Posilipo^
tusf). Die alten Römer lebten in dieser üppigen
Natur dem Vergnügen, und P. war lange Zeit die
größte röm. Handelsstadt.
?. ?., auch ?. p. oder p. p., Abkürzung fur:
1) ?r0f6880r pud1icu8 (öffentlicher Professor).
2) ?^8t0i- pi-iinai-ii^ (Hauptpastor); 3) ?^t"r I'i ioi-
(s. ?at6r und Prior); 4) hinter den Namen der
Päpste für ?a8t0i- p^toruin (Hirt der Hirten)'.
5) plH6ini88i8 pi-asniitt6lläi3 (s. d.); 6) p0r pi-ooni-a
(s. Prokura); 7) pi-083iiii0 pa88at0 (s. ?i-088iiu0);
8) für frz. ?08t6 pH)-66 (d. h. Post bezahlt), aus
Telegrammen, welche, von der Ankunftstelcgraphcn-
station zur Post gegeben, als gewöhnliche Briefe,
Einschreibbriefe, Eilbriefe weiter befördert werden
oder postlagernd bleiben sollen.
pp, Abkürzung für piani88iino, s. Piano.
p. p. o., Abkürzung für pour prenäre con^k,
s. lÜ0NF6.
?. ?. O., Abkürzung für ?r0l6880r pudljcu8
oräiu9.i-iu8 (lat., ordentlicher öffentlicher Professor).
p. ptr., Abkürzung für pi-aktei- proptsr (lat.),
d. h. ungefähr, etwa.
?. A.., U^ürzung sür ?oz)iiln8 K01119.11U3 (lat.),
d. h. das röm. Volk.
?. It. ^., in England Abkürzung für?i-68iä6nt
ol td6 Ilo^i ^caä6N7 (Präsident der königl. Kunst-
akademie), fter Vorrang.
?ra.o (lat.), vor; auch substantivisch gebraucht:
Präadannten, Menschen, die vor Adam ge-
lebt haben sollen.
Präambel (lat. pi-asNuidüIuin), lange Einlei-
tung, ehe man zur Sache selbst kommt, Umschweif;
in der Musik soviel wie Präludium.
Probende (lat.), ursprünglich der den Mönchen
und Klerikern am gemeinsamen Tisch gewährte Le-
bensunterhalt. Daraus erklärt sich, daß der Aus-
druck vorzugsweise für die Einnahmen der Kanoniker
gebraucht wird, welche an die Stelle des diesen ge-
währten Lebensunterhalts getreten sind, nachdem
das gemeinsame Leben aufgehört hat, und welche
heute meist in festen staatlich gewährten Gehalten
und in Einräumung einer Wohnung (curia) be-
stehen. Im weitern Sinne bedeutet das Wort in
der kath. Kirche dasselbe wie Pfründe (s. d.). Im
weitesten Sinne wird der Ausdruck P. wohl auch
gebraucht für Stiftsstellen jeder Art oder für die
an deren Stelle getretenen Geldbezüge.
Präcantor (lat.), Vorsänger.
Präcedönz (lat.), ein Vorgang, welcher für
die Bebandluna. eines spätern ähnlichen Vorgangs,
z. B. in der völkerrechtlichen, politischen, parlamen-
tarischen, kirchlichen Verwaltungspraxis als Muster
dient oder dienen kann, sei es, daß jener frühern
Behandlung eine autoritative Bedeutung beigelegt
wird oder daß die ungleichmäßige Behandlung den
Schein der Willkür oder mangelnder Sorgfalt in
der Entschließung erweckt, oder aus Bequemlichkeit.
Über die gerichtliche Praxis s. Präjudiz.
Präcöptor (lat.), Lehrer; Präceptorät,
Lehramt; Präceptum, Vorschrift, Lehre, Regel;
^r^eceptH 6cclL8ia6, Kirchengebote.
Präcession (lat.) oder Vorrücken der Nacht-
gleichen, die von dem griech. Astronomen Hipparch
durch Vergleichung seiner eigenen Beobachtungen
mit denen älterer Astronomen entdeckte langsame
Bewegung der Äquinoktialpunkte auf der Ekliptik.
Als er durch das Erscheinen eines neuen Sterns im
Skorpion 134 v. Chr. zur Anlegung eines Stern-
katalogs veranlaßt wurde, fand er, daß die Länge
des Sterns Spica in der Jungfrau seit etwa 150
Jahren um 2° zugenommen habe, und es stellte sich
heraus, daß diese Bewegung eine allen Sternen ge-
meinsame sei. Sie entsteht dadurch, daß die Durch-
schnittspunkte des Äquators mit der Ekliptik auf
dieser langsam nach Westen, entgegengesetzt der Bc-
wegnngsrichtung der Sonne, fortwandern, und
zwar beträgt dieses Fortrücken augenblicklich 50",2
in jedem Jahre oder nahezu 1° in 70 Jahren. Die
Thatsache, daß die Längen aller Sterne zunehmen
und dieselben infolgedessen nach Osten vorrücken,
gab Veranlassung zu der Benennung P., während
die eigentliche Ursache ein Zurückweichen der fixen
Punkte an der Himmelskugcl ist, auf welche die
Längen bezogen werden.
Die Ursache dieser Erscheinung fand Newton
nach Entdeckung des Gravitationsgesetzes in der
Anziehung, die Sonne und Mond auf den sphä-
roidischen Erdkörper ausüben. Wäre die Erde eine
vollkommene Kugel, so würde ihre Achse durch die
von andern Weltkörpern ausgeübte Anziehung die
'Richtung im Weltraum nie ändern, sondern immer
mit sich selbst parallel bleiben. Dann würde auch
die zu ihr senkrechte Ebene des Äquators die Ebene
der Erdbabn, die Ekliptik, immer unter dem näm-
lichen Winkel schneiden, und die Schnittlinie beider
würde stets nach derselben Richtung zeigen; die
Äquinoktialpunkte wären sonach auch unveränder-
lich. Die sphäroidische Erde können wir uns nun,
wie in umstehender Fig. 1, in eine Kugel und
eine sie umschließende Schale von ungleicher Dicke
zerlegt denken, die bezüglich ihrer Eigenschaft als
Masse genau wie ein den Äquator dcr Erde um-