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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Psychopannychie; Psychophysik; Psychopompos; Psychose; Psychrometer

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Psychopannychie - Psychrometer

der physiologischen P. (2. Aufl., Jena 1893); Külpe, Grundriß der P. auf experimenteller Grundlage (Lpz. 1893). Sammelschriften sind: Lazarus und Steinthal, Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft (Berl. 1861 fg.); zum größern Teil experimentell-psychol. Arbeiten erscheinen in den "Philos. Studien", hg. von Wundt (Lpz. 1883 fg.); Ebbinghaus und König, Zeitschrift für P. und Physiologie der Sinnesorgane (Hamb. und Lpz. 1890 fg.); Stanley Hall, The American Jornal of Psychology (1888 fg.); Balduin und Cattell, The Psychological Review (1894 fg.). Zur Geschichte der P. vgl. außer den im Artikel genannten Werken noch Siebeck, Geschichte der P. (Tl. 1 in 2 Abteil., Gotha 1880 u. 1884).

Über die gerichtliche oder forensische P. s. Gerichtliche Psychologie.

Psychopannychie (grch.), die wiederholt in der Kirche aufgetauchte, aber immer wieder verworfene Meinung, wonach die abgeschiedenen Seelen vom leiblichen Tod bis zur Auferstehung in einem Zustande des Schlafes oder der Bewußtlosigkeit sich befinden sollen.

Psychophysik (grch.), der von Fechner vorgeschlagene Name für eine Wissenschaft, welche die gesetzmäßigen Beziehungen, die zwischen den Erregungen des Nervensystems und der psychischen Thätigkeit obwalten, auf dem Wege des Experiments und der Messung zu erforschen sucht. Man kann die P. allgemein als die Lehre von der Abhängigkeit unserer Unterschiedsempfindlichkeit von der Qualität, Intensität, räumlichen und zeitlichen Beschaffenheit der Reize bezeichnen. Zur Bestimmung dieser Abhängigkeit bedient man sich teils sog. Abstufungs-, teils sog. Fehlermethoden. Die Abstufungsmethoden suchen durch regelmäßige Veränderung der Reize zu ermitteln, bei welcher Größe dieser Veränderung die Gleichheit oder Verschiedenheit, das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein erklärt wird; die Fehlermethoden dagegen das Verhalten unserer Unterschiedsempfindlichkeit festzustellen aus der Größe oder Häufigkeit der bei den Urteilen über einen gegebenen Unterschied begangenen Fehler. Das wichtigste Resultat der P. ist das nach E. H. Weber benannte Webersche Gesetz. Es besagt, daß die Unterschiede der Reize den absoluten Größen derselben proportional wachsen müssen, wenn sie als gleich beurteilt werden sollen. Bezeichnet man mit r, r', r'', r''' ... verschiedene Reize, so muß nach dem Gesetz ^[Formel] sein, wenn die Unterschiede ^[Formel] gleich merklich gefunden werden sollen, d. h. es muß ^[Formel] sein, wo ^[Formel] den Reizunterschied ausdrückt. Die Deutung dieses Gesetzes hat man teils auf psychophysischem, teils auf physiol., teils auf psychol. Wege zu geben versucht. Nach der erstern (Fechner) ist das Gesetz der Ausdruck für eine Wechselbeziehung des Physischen und des Psychischen oder der Nervenerregung und der Empfindung. Fechner hat daher das Gesetz zu einer Maßformel der Empfindung specialisiert: ^[Formel] (das Fechnersche Gesetz genannt), wo E die Empfindung, r den Reiz, ρ die Größe des eben merklichen Reizes und c eine von der Qualität der Empfindung u. a. abhängige Konstante bedeutet. Nach der physiol. Ansicht (G. E. Müller u. a.) wird durch das Gesetz das Verhältnis von Reiz und Nervenerregung, die der Empfindung proportional geht, ausgedrückt. Die psychol. Auffassung (Wundt) endlich führt das Gesetz auf die allgemeine Bewußtseinsthatsache zurück, daß wir nur ein relatives Maß für die Größe unserer innern Vorgänge haben, und betrachtet es somit als einen Specialfall eines allgemeinen Beziehungsgesetzes (s. d.).

Das Webersche Gesetz hat bisher noch nicht in allen Sinnesgebieten Bestätigung gefunden und ist fast ausschließlich auf das Verhältnis der Unterschiedsempfindlichkeit zu der Intensität der Reize beschränkt geblieben. Auch in diesem Gebiete redet man von einer obern und untern Grenze des Gesetzes, wobei man jene bei sehr starken, diese bei sehr schwachen Reizen setzt. Gegenwärtig richtet sich die Untersuchung hauptsächlich auf die Bestimmung des Einflusses, den verschiedene psychol. Bedingungen, wie die Erwartung, Erinnerung, Gewöhnung u. s. w., auf die Beurteilung von Reizen üben. - Vgl. Fechner, Elemente der P. (2 Bde., Lpz. 1860; 2. Aufl. 1889); ders., In Sachen der P. (ebd. 1877); ders., Revision der Hauptpunkte der P. (ebd. 1882); G. E. Müller, Zur Grundlegung der P. (Berl. 1878). S. auch die Litteratur unter Artikel Psychologie.

Psychopompos (grch.), soviel wie Psychagogos (s. d.), Beiname des Hermes (s. d.).

Psychose (grch.), Bezeichnung für die Geistesstörungen, die von längerer Dauer sind und bei denen sich bestimmte ursächliche Hirnveränderungen bisher nicht haben auffinden lassen, wo also scheinbar die Psyche selbständig leidet.

Psychrometer (grch.), eine Form des Hygrometers (s. d.). Es besteht aus zwei nebeneinander hängenden Thermometern. Das Gefäß eines dieser Thermometer wird mit irgend einem dünnen Stoff (Musselin, Batist u. s. w.), der nach guter Entfettung leicht Wasser annimmt, umhüllt und befeuchtet. Sofern die Luft, in der sich das Instrument befindet, nicht vollständig gesättigt ist, verdampft Wasser von der feuchten Fläche, wobei sich die Umhüllung und mit ihr das Thermometer abkühlt. Erfahrungsgemäß ist die Abkühlung, mithin die Differenz der Stellungen beider Thermometer (psychrometrische Differenz), umso größer, je trockner die Luft ist; man kann demnach aus den Angaben beider Instrumente den Feuchtigkeitsgehalt berechnen, wie folgende, Mohns Lehrbuch entnommene Tabelle zeigt:

^[Tabelle]

Feuchtes Thermometer Differenz

0° 2° 4° 6° 8° 10°

30° 100% 86% 75% 62% 55% 47%

25° 100% 84% 71% 59% 50% 42%

20° 100% 82% 67% 55% 44% 36%

15° 100% 80% 63% 49% 37% 28%

10° 100% 76% 57% 41% 28% 18%

5° 100% 71% 48% 30% 16% 4%

0° 100% 64% 36% 15% . .

-5° 100% 57% 24% . . .

-10° 100% 42% . . . .

Um gute Resultate zu erhalten, ist es nötig, falls die Luft nur geringe Bewegung haben sollte, durch Wedeln für rasche Erneuerung der das Instrument umgebenden Luft zu sorgen und so lange hiermit fortzufahren, bis bei wiederholten Ablesungen die psychometrische Differenz sich nicht wesentlich ändert. Bei dem Assmannschen Aspirationspsychrometer wird